Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Party-eklat erschüttert die Polizei
Sex- und Alkoholeskapaden während des G20-einsatzes: Hamburg zieht Hunderte Sicherheitskräfte ab
Hamburg. Alkohol-exzesse, Missbrauch der Dienstwaffe, Sex in der Öffentlichkeit – anderthalb Wochen vor Beginn des G20-gipfels in Hamburg sind Hunderte Polizisten in eine pikante Affäre verstrickt. Im Mittelpunkt: etwa 220 Beamte aus Berlin, die im Vorfeld des Treffens in Hamburg für Ordnung sorgen sollten. Sie sollen sich in ihrer Unterkunft derart danebenbenommen haben, dass die Hamburger Polizei ihre Berliner Kameraden aus dem Einsatz entließ.
Die drei Hundertschaften waren erst am Sonntag eingetroffen und sollten bis Donnerstag bleiben. Doch zu einem Einsatz kam es gar nicht. „Dieses Verhalten ist peinlich für die Berliner Polizei“, empörte sich der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Die Kollegen müssten mit drastischen Konsequenzen rechnen. Die jungen Bereitschaftspolizisten waren auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne in Bad Segeberg untergebracht. Dort bezogen die Polizisten mehrere Wohncontainer. In der Nacht auf Montag brachen offenbar alle Dämme – in Abwesenheit der Vorgesetzten, die in einem Hotel übernachteten. Wachleute beobachteten, wie sich Beamte während einer lautstarken Party – trotz strikten Alkoholverbots – exzessiv betranken und in einer Reihe aufgestellt gegen einen Zaun urinierten. Eine Beamtin und ein Beamter sollen zudem an einem Zaun Sex gehabt haben. Eine weitere Polizistin soll im Bademantel und mit der Dienstwaffe in der Hand auf einem Tisch getanzt haben. Auch von Sachbeschädigung ist die Rede.
Nach Informationen dieser Zeitung soll es außerdem zu einer Auseinandersetzung mit anderen Polizeieinheiten gekommen sein, die sich am frühen Morgen mit Verweis auf ihren frühen Dienstbeginn um 3.30 Uhr über den Lärm beschwert hatten. Trotz Bitten, leiser zu feiern, hätten die Berliner weiter Party gemacht. Dabei soll es zu einem Handgemenge mit Polizisten aus Wuppertal gekommen sein. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wurden die Berliner auf Bitten der Hamburger Einsatzführung vorzeitig nach Hause geschickt. Damit habe man „deutlich gemacht, dass ein derartiges Verhalten von Polizeibeamten nicht akzeptabel ist“, teilte die Hamburger Polizei mit.
Ein Paar hat Sex in der Öffentlichkeit
Wieder steht die Berliner Polizei im Fokus
Einige Berliner Polizisten rechtfertigten sich gegenüber Reportern damit, in den Containern habe es „keine Fernseher“gegeben, stattdessen habe man „aufeinander gehockt“und sich „gelangweilt“. Berlins Polizeisprecher Neuendorf betonte aber: „Wenn die Hamburger Polizei sagt, wir haben kein Vertrauen mehr zu den Berliner Kräften, ist das schon peinlich. Wir müssen jetzt sehen: Wer trägt die Verantwortung dafür?“Insgesamt sollen Tausende Beamte aus anderen Städten die Hamburger Polizei im Umfeld des G20-gipfels unterstützen.
Die Berliner Polizei befürchtet nun einen weiteren Imageschaden. In diesem Jahr ist sie immer wieder in die Schlagzeilen geraten, weil Beamte oder Anwärter ihre Vorbildfunktion nicht erfüllten. Erst vor wenigen Monaten war herausgekommen, dass zwei Brüder an der Polizeiakademie mit Drogen gehandelt haben sollen. Ein anderer Azubi der Berliner Polizei handelte vor der Akademie mit Diebesgut, er wurde suspendiert. Zuvor hatte der Auftritt eines Azubis in einem Pornofilm für Aufsehen gesorgt.