Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Prototyp in Nordhausen auf dem Prüfstand
Junges Münchner Unternehmen präsentiert in der Rolandstadt innovative Wasserstofftechnik. Dieselmotor wird emissionsfrei
Nordhausen. Nein, es ist kein Geheimnis, fossile Rohstoffe sind endlich. Irgendwann gehen uns Steinkohle, Braunkohle, Erdöl und Co. aus. Die Produkte, die der Mensch daraus herstellt, wird es in allzuferner Zukunft nicht mehr geben. Recycling ist die eine Lösung, die Umstellung auf alternative Technologien die andere.
Wirft man einen Blick auf die Automobilindustrie, so sind zwar Ansätze zu erkennen, doch die Realität ist eine andere. Ob Elektrofahrzeuge alsbald das Straßenbild beherrschen, ist längst noch nicht ausgemacht. Der Elektroantrieb ist teuer, dementsprechend zurückhaltend die Verkaufszahlen. Von Januar bis November 2016 gerade einmal 22 339 Stück.
Dennoch beherrscht diese alternative Antriebstechnologie scheinbar konkurrenzlos die gegenwärtige Diskussion über die Mobilität der Zukunft. Dabei gibt es eine weitere, und zwar heute schon praxistaugliche Alternative: den Wasserstoffmotor. Diesen zu etablieren, hat sich das Münchner Startup-unternehmen Keyou zum Ziel gesetzt und präsentierte die Ideen gestern in Nordhausen, passenderweise im Ifa-museum.
70 Gäste, überwiegend aus Deutschland, aber auch anderen europäischen Ländern, folgten der Einladung, lauschten den Referaten, unter anderem zur Sicherheit von Wasserstoff, sowie Erfahrungsberichten der Berliner Verkehrsbetriebe.
Da die junge Firma mit 12 Mitarbeitern über den theoretischen Teil weit hinaus ist, wurde ein spezieller Prüfstand gesucht, an dem der Wasserstoffmotor entwickelt, geprüft und gemessen werden kann. „In Deutschland gibt es da nicht so viele Möglichkeiten. Da wir noch am Anfang stehen, müssen wir wirtschaftlich denken. Unterm Strich war das Paket, das wir in Nordhausen angeboten bekommen haben, für uns am attraktivsten“, betont Marketing-verantwortlicher Jürgen Nadler.
In der Motorenstraße sind die Münchner fündig geworden, haben von nun an zwei bis drei Mitarbeiter dauerhaft in der Rolandstadt. Einer von ihnen ist Daniel Koch, Ingenieur für Brennverfahren und Motorapplikation Wasserstoff. Den erfahrenen Experten ist es gelungen, einen Verbrennungsmotor so umzurüsten, dass er, ausgestattet mit vier Umbaukomponenten, nun mit Wasserstoff betrieben werden kann. „Wir haben gewisse Änderungen am Zünd- und Einspritzsystem vorgenommen, so dass wir den Dieselmotor auf ein Otto-motorprinzip umbauen“, erklärt Koch. Diesen Prototyp präsentierte das junge Unternehmen am Donnerstag den Gästen aus Wirtschaft und Politik. Darunter Vertreter namhafter Firmen wie Scania, Renault, MAN und andere. „Das ist für uns ein Meilenstein. Unsere Investoren wollen sehen, dass der Wasserstoffmotor läuft“, erklärt Jürgen Nadler.
Der Plan ist, den Prototypen bereits im laufenden Jahr der Öffentlichkeit zu präsentieren. Danach wird eine etwa zweijährige Testphase folgen und nach deren Abschluss der Start der Serienproduktion. Keyou plant den Markteinstieg im Bereich Busse und Lkw.
Als Abgas entsteht nur Wasserdampf, kein Feinstaub und kein Kohlendioxid.