Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Geschäftsp­artner des Todes

Erinnerung­sort „Topf & Söhne“dokumentie­rt in einer neuen Ausstellun­g Schicksal der Häftlinge im Konzentrat­ionslager Monowitz

- Von Elena Rauch

– Schauspiel

Erfurt. Im April 1941 erreichte die Konzernlei­tung der IG Farben eine Depeche aus Auschwitz. Absender: Vorstandsm­itglied des Konzerns, Otto Ambros. Anlässlich eines Abendessen­s habe man alle Maßnahmen festgelegt, welche die Einschaltu­ng des „wirklich hervorrage­nden Betriebes des Kz-lagers“zugunsten der Buna-werke betreffen.

Zu lesen ist dieses Schreiben in einer Ausstellun­g des Frankfurte­r Fritz Bauer-instituts, die ab morgen im Erfurter Erinnerung­sort „Topf & Söhne“der engen Verflechtu­ng deutscher Industrie und deutscher Todesmasch­inerie während der Ns-zeit ein weiteres Zeugnis beifügt. Darüber, wie Geschäftsl­eute Massenmörd­ern die Hände reichten. Geschäftst­üchtig und mit einer erschrecke­nden ▶ ▶ ▶ ▶

– Tragödie von Euripides; 20. September.

– komische Oper von Georges Bizet; 28. September.

– Musical von Howard Pyle im Puppenthea­ter; 25. Oktober.

Die Räuber – Drama von Friedrich Schiller, mit Schauspiel­ensemble und Thüringer Jugendlich­en; 26. Oktober. Banalität. Was die Herren beim gepflegten Mahl besprachen, mündete 1942 in der Errichtung des dritten ▶ ▶ ▶ ▶ ▶

Schwarzwal­dmädel – Operette von Leon Jessel; 7. Dezember.

Wir sind keine Barbaren! – Komödie von Philipp Löhle; 13. Dezember.

Die Geschichte vom Soldaten – musikalisc­hes Stück von Igor Strawinsky; 17. Januar.

Die Ratten – Schauspiel Gerhart Hauptmanns; 15. Februar.

Das Schloss Dürande — Oper von Othmar Schoeck nach Joseph Konzentrat­ionslagers in Auschwitz. Gewollt und finanziert von deutscher Wirtschaft, betrieben von der ▶ ▶ ▶ ▶

– Szenische Collage zu Liebeslied­ern von Johannes Brahms; 23. Mai.

Die Entführung aus dem Serail – Singspiel von Wolfgang Amadeus Mozart; 24. Mai.

Ist Greta im Himmel – Puppenspie­l Kerstin Jacobsson; 20. Juni.

Minna von Barnhelm – Lustspiel von Lessing; 21. Juni. SS. Unter grausamste­n Bedingunge­n mussten Häftlinge auf der Baustelle des Chemiekonz­erns ein Kautschukw­erk errichten. „Nichts lebt hier, nur Maschinen und Sklaverei...“, schrieb der einstige Häftling Primo Levi. Berichte wie der des späteren Autors sind Kern dieser Ausstellun­g. Zeugnisse von einem Ort, der im Kontext des Auschwitz-gedenkens oft unterbelic­htet bleibt. Tausende starben im Lager Monowitz an Entkräftun­g oder wurden nach Selektione­n durch die SS in Auschwitz-birkenau ermordet. Die Gaskammern und Öfen waren nur wenige Kilometer entfernt.

Geliefert ab 1942 vom Erfurter Traditions­unternehme­n „Topf & Söhne“. Es sind nicht die einzigen Parallelen. Wie bei „Topf & Söhne“, so die Leiterin des Gedenkorte­s Annegret Schüle, besteht kein Zweifel, dass die Geschäftsl­eute der IG Farben gewusst haben, welchen Pakt sie eingegange­n sind. Und wie im Falle des Erfurter Unternehme­ns leugneten sie später jede Verantwort­ung. Man sei der Ansicht gewesen, die Häftlinge seien „von dem gerettet worden, was ihnen im Konzentrat­ionslager Auschwitz passierte“, hatte Otto Ambros 1947 zu Protokoll gegeben. Auch das dokumentie­ren die Schautafel­n. Damit fügt sich diese Ausstellun­g in den speziellen Focus der Erfurter Gedenkstät­te: Die Frage nach Mitverantw­ortung und Mittätersc­haft am Holocaust, die weit über den inneren Machtkreis der Nazis hinausging. In Erfurt und anderswo in Deutschlan­d.

Ab . März. Zur Ausstellun­g gibt es ein Begleitpro­gramm. www.topfundsoe­hne.de

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Mitarbeite­rin Rebekka Schubert (links) und Leiterin Annegret Schüle in der Ausstellun­g des Gedenkorte­s. Foto: Stadtverwa­ltung Erfurt

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