Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Mit Zug zum Korb
Die Rockets und Neuzugang Ferdinand Zylka kämpfen in der Basketball-bundesliga um den Klassenerhalt. Heute soll ein Heimsieg gegen Weißenfels her
Erfurt. Überhaupt nicht schüchtern gibt sich Ferdinand Zylka vor der enorm wichtigen heutigen Heimpartie gegen den MBC Weißenfels (heute 20.30 Uhr). Der zweite Neue neben Routinier Jerome Randle bei den Rockets-basketballern ist wie der Us-amerikaner mit ukrainischem Pass Guard. Und vor allem: Er passt mit seinen gerade mal 19 Jahren ins ausgewiesene Beuteschema „Jugend forscht“.
In die beiden letzten Partien der Rockets gegen Ludwigsburg und in Frankfurt durfte Zylka, der als Akteur vom deutschen Vorzeigeclub Alba Berlin sämtliche Nachwuchs-nationalmannschaften durchlaufen hat, schon mal mit acht bzw. elf Minuten Spielzeit hineinschnuppern. Und der Topscorer der U19-WM 2017 in Kairo, bei der Deutschland Fünfter wurde, zeigte mit mutigen, stets korborientierten Auftritten positive Ansätze seiner Befähigung.
Das mit 1,90 m für einen Combo-guard über ordentliche körperliche Voraussetzungen verfügende Talent ist bei TUS Lichterfelde, aus dem Bundesligist Alba Berlin meist seinen Nachwuchs rekrutiert, ausgebildet worden. Immer noch glänzen seine Augen, wenn er von U13-trainer Daniel Langner schwärmt: „Der hat die Grundlagen gelegt und mir den Spaß am Basketball gebracht. Er hat uns wie seine Kinder behandelt. Dem haben wir immer aufs Wort gehört.“
Viel später, nach einem Trainerwechsel bei Alba, fand man für Zylka nach einer Rückenverletzung auf einmal, ohne dass mit ihm gesprochen wurde, keine Verwendung mehr. Da passte es, dass Rockets-trainer Ivan Pavic schon mal vorsichtig seine Fühler nach dem neben Filip Stanic zweiten Alba-youngster ausstreckte. Mit Erfolg. Zylka, der sich in jungen Jahren in allen möglichen Ballspielsportarten ausprobierte, musste nicht lange überlegen: „Ich wollte weg. Und den Weg der Rockets, auf junge deutsche Spieler zu setzen, fand ich schon vor meiner jetzigen Entscheidung super reizvoll.“ Und nun ist er da. Um sich in der Bundesliga zu etablieren. Er ist selbstkritisch genug, seine Defizite zu erkennen: „Offensiv läuft es bei mir, denke ich, schon ganz ordentlich. Ich weiß, dass ich in Sachen Athletik, sprich Aufbau von Muskelmasse, noch einiges aufholen muss, um meine körperliche Präsenz in der Defense zu erhöhen. Ich weiß auch, das geht nicht von heute auf morgen. Aber jeder Schritt dahin hilft auch meinem neuen Team, mit dem ich die erste Liga unbedingt halten möchte.“
Um nichts anderes geht es derzeit für den Tabellenvorletzten. Dem wurde bei der 82:90-Niederlage in Frankfurt nicht zum ersten Mal ein durchaus intakter Auftritt attestiert. „Dafür können wir uns nichts kaufen. Siege müssen her,“klingt Zylka plötzlich, seinem Naturell zuwider, sehr ernst. Indes: Wer immer wieder nur drei Viertel einer Partie höchst konzentriert zu absolvieren imstande ist, wird am Ende die Klasse nicht halten.
Eine Rechnung, der Zylka nicht zu widersprechen vermag: „Wir müssen im April gegen Göttingen, Bremerhaven und Tübingen gewinnen. Sonst ist alles für die Katz‘. Optimal fürs Selbstbewusstsein wäre, wir fangen gegen den MBC schon mal an“, erklärt er und verschwindet flugs zum Fototermin. Schließlich soll das Konterfei des Neuen ins aktuelle Rockets-programmheft.
In einer Viertelpause erleben die Zuschauer in der Messehalle noch ein besonderes Duell: Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein tritt wenige Wochen vor der Ob-wahl gegen Herausfordererin Marion Walsmann beim „Spendenwurf“an. Jeder hat drei Würfe; pro Treffer gehen einhundert Euro an das Kinder- und Jugendhospiz Mitteldeutschland. Also: Daumendrücken nicht nur für die Rockets, sondern auch für die beiden Kommunalpolitiker.
Spendenwurf: Duell der Ob-kandidaten
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Rockets – MBC, heute . Uhr, Messehalle Erfurt