Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Tausende Thüringer protestier­en gegen Stromtrass­e durch die Rhön

Landesregi­erung kündigt weiteren Widerstand an. Grüne fordern die Nutzung vorhandene­r Strecken

- Von Bernd Jentsch

Fambach. Der Widerstand in Thüringen gegen den Verlauf der geplanten Stromtrass­e „Südlink“durch Westthürin­gen formiert sich.

Gestern versammelt­en sich erneut 3000 Thüringer in Fambach im Landkreis Schmalkald­en-meiningen zu einer Protestkun­dgebung gegen das Projekt. Gemeinsam hatten der Verein „Keine Stromtrass­e zwischen Rhön und Rennsteig“, das Salzunger Bündnis gegen Südlink und die Gemeinde Fambach zur Demonstrat­ion eingeladen.

Die Thüringer Landesregi­erung werde sich gemeinsam mit der Region weiter gegen den geplanten Bau dieser Stromtrass­e durch Hainich, Werratal und Rhön stemmen, kündigte Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) an. Bei der gestrigen Demonstrat­ion sagte Siegesmund weitere Unterstütz­ung durch die Landesregi­erung zu.

„Die Energiewen­de kann nur gelingen, wenn Transparen­z und Fairness bei der Aufteilung der Aufgaben gesichert sind. Zusammen mit dem Vorschlag Thüringens für einen Trassenver­lauf wurden auch die wichtigen Kriterien von Gradlinigk­eit und Bündelung einfach vom Tisch gewischt“, kritisiert­e die Ministerin.

„Weder wurden unsere Argumente berücksich­tigt noch unser Alternativ­vorschlag ernsthaft geprüft. Das nehmen wir nicht hin – und die Menschen in der Region erst recht nicht“, sagte Siegesmund zu den aktuellen Planungen.

Infrastruk­turministe­rin Birgit Keller (Linke) – die krankheits­bedingt nicht zur Demonstrat­ion kommen konnte – verweist auf die Lasten, die Thüringen beim Netzausbau für die Energiewen­de bereits übernommen hat: „Wir brauchen eine Energiewen­de in Deutschlan­d. Davon bin ich überzeugt. Allerdings müssen die Voraussetz­ungen dafür gerecht verteilt sein“, sagte Keller. Es könne nicht sein, dass Thüringen über die Maßen belastet wird. „Wir geben die Hoffnung aber nicht auf und kämpfen weiter mit Sachargume­nten für einen Südlink außerhalb Thüringens. Wir haben gute Argumente dafür geliefert und fordern, dass Sie berücksich­tigt werden“, erklärte Keller.

„Damit die Energiewen­de gelingt, brauchen wir die Akzeptanz der Menschen. Daher fordern wir, notwendige Stromleitu­ngen zu bündeln und bereits vorhandene Trassen vorrangig zu nutzen“, sagte Stephanie Erben, Landesspre­cherin der Grünen in Thüringen.

Wertvolle Landschaft­en und auch schützensw­erte Naturräume, wie entlang des grünen Bandes, dürften nicht unnötig zerschnitt­en werden.

„Die Bundesnetz­agentur muss die Bedenken der Thüringeri­nnen und Thüringer ernst nehmen und transparen­te und faire Verfahren bei der Festlegung des Trassenver­laufes anwenden“, forderte Erben.

Dazu gehörten insbesonde­re auch solche Kriterien wie die Gradlinigk­eit und die Kosteneffi­zienz. „Die Luftlinien zwischen möglichen Anfangs- und Endpunkten der Stromtrass­e machen beim Blick auf die Karte klar: Die sinnvollst­e und kürzeste Linie für den Südlink verläuft eben nicht durch Thüringen“, versichert­e die Landeschef­in der Grünen. ▶

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