Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Unrühmliches Ende der „Med. Ak.“
Auswirkungen sind bis heute spürbar
Zu „Bernhard Vogel: Es ist an der Zeit, dass die SPD ihr rotrot-grünes Abenteuer beendet“vom 20. März:
Bei aller Ehrerbietung für die Leistungen des ehemaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel in den Jahren 1992 bis 2003 haftet ihm ein Makel bis ans Lebensende an: die Auflösung der Medizinischen Akademie Erfurt. Mit einem Landtagsbeschluss wurde 1992 das Ende der „Med. Ak.“besiegelt. Ein wirtschaftlich arbeitendes Krankenhaus der Maximalversorgung war das Ergebnis.
Nicht nur die zur Schau gestellte Pose – die rechte Hand demonstrativ am Jackett positioniert –, als Ministerpräsident Vogel während einer Protestdemonstration neben dem letzten Rektor der Medizinischen Akademie Prof. Dr. med. dent. habil. Dr. h. c. mult. Walter Künzel stand, unterstrich seinen Führungsstil à la Napoleon. Unmissverständlich gab er zu verstehen, wer hier der Herr im Hause sei. Die Schließung, letztendlich eine reine Chefsache, konnte auch der Hungerstreik von 12 Medizinstudenten nicht verhindern. Unter seiner Regierung wurde das Aus für die „Med. Ak.“knallhart durchgesetzt und somit unwiederbringlich eine Ausbildungsstätte für Studenten und Ärzte, die auf allerhöchstem Niveau lag und international anerkannten Ruf genoss, vernichtet. Die negativen Auswirkungen einer umstrittenen Entscheidung sind bis in die heutige Zeit spürbar und hinterlassen einen schalen Beigeschmack.
Auch einige seiner politischen Ansichten entsprechen nicht mehr dem heutigen Zeitgeist. Die Dankbarkeit vieler Zeitgenossen wird sich deshalb verständlicherweise in gedämpfter Zurückhaltung erschöpfen.
Günter Jocksch, Erfurt