Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Österliche Wege zum Olymp
Ziegenfüßige Gottheiten und liebestolle Krieger – vorösterlicher Parkspaziergang vermittelt Besuchern die griechische Mythologie
Sondershausen. Traditionell vor Ostern lädt Hannelore Kutscha, Museumspädagogin im Schloss Sondershausen, zu einer thematischen Veranstaltung im Umfeld des Schlosses ein. In diesem Jahr stand die Mythologie im Mittelpunkt.
Am gestrigen Sonntag begab sie sich mit einem Dutzend Gäste auf eine „göttliche“Spurensuche vom Schlosspark zum Riesensaal. An zehn Stationen wurden in erster Linie Geschichten und kleine Hinweise darauf gesucht. Obwohl, Ostereier waren auch darunter.
Vieles in unserem heutigen Leben hat seinen Ursprung in der Antike. Grund genug für Hannelore Kutscha, dieses Wissen wieder aufzufrischen. Als der kleine Ruben eine Panflöte an den Ästen eines Parkbaumes entdeckt, erzählt Kutscha die Geschichte vom Gott Pan. Als der ziegenfüßige Pan seine geliebte Nymphe Syrinx nicht erreichen kann und sie sich auf der Flucht in Schilfrohr verwandelt, lässt Pan das Schilf roden und hält seine Angebetete für immer in der Hand. Die Panflöte ist erfunden. Und das Wort Panik.
Der Kopf der Medusa lässt niemanden erstarren
Ein paar Meter weiter entdeckt Sagenfreund Silas einen Strauß Pfauenfedern an einem Baumstumpf. Kutscha weiß, dass das die Augen des hundertäugigen Argus sind.
An einem Busch hängt das Haupt der Medusa. Glück für alle Anwesenden – der Anblick der Schlangenköpfigen verwandelt niemanden mehr zu Stein. Die Gäste erstarren dennoch, als sie von Kutscha eine weitere Geschichte aus der griechischen Sagenwelt zu hören bekommen.
Im Achteckhaus gehen alle Köpfe nach oben und bestaunen das Deckengemälde: Neptun überreicht der schönen Venus eine Muschel mit Perlenkette.
Im Lustgarten finden die Kinder wirklich Ostereier. Daneben steckt ein Bild eines Adonisröschens. Das Blut des Jünglings wurde von der trauernden Aphrodite einst in das heute noch bekannte Hahnenfußgewächs verwandelt.
Schließlich wird noch ein Python, der Wächter des Orakels von Delphi, in einem Baum hängend gefunden. Kutscha spielt auf der Doppelflöte, damit hat Marsyas schon Apollon im musikalischen Wettstreit besiegt. Vorbei am Herkulesbrunnen zieht die Gruppe in den Riesensaal, dem Ziel der Führung, ein. Der Olymp der Götter ist erreicht. Silas erkennt einen großen Teil der 16 Götter in Überlebensgröße auf Anhieb und Hannelore Kutscha unterhält ihre Gäste mit vielen weiteren Episoden aus der Götterwelt.
Die Museumspädagogin bietet diese Führung auch gern anderen Familien und Kindergruppen für einen kleinen Preis an, ein Anruf im Museum genügt. Athene hat die Doppelflöte einst weggeworfen – Hannelore Kutscha kennt die ganze Geschichte. Dieser Python ist wie viele der im Park versteckten Utensilien selbst gebastelt und Grundlage für eine weitere Geschichte aus der griechischen Sagenwelt.