Luther-bibel von 1534 als Besuchermagnet
Lange Nacht der Museen bietet für alle Generationen attraktive Blickpunkte. Rund 14 000 Gäste allein in den Museen der Klassik-stiftung
Die Römer gaben den Ton vor beim Kinder- und Familienprogramm des Museums für Ur- und Frühgeschichte zur Langen Nacht der Museen in Weimar. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Schließlich erfuhren Jungen und Mädchen ganz praktisch, wie aus Ton das berühmte Luxusgeschirr aus dem Römischen Reich entstand, Terra Sigillata genannt. Doch nicht nur zum Töpfern und Verzieren der eigenen Töpferwaren mit Ornamenten waren die jüngsten Museumsbesucher aufgerufen. Vom Feuersteinschlagen über Schmieden, Bearbeitung von Leder bis hin zum Bronzeguss hatte das Museum einiges aufgeboten, um die Jugend ganz praktisch nachempfinden zu lassen, welche Handwerkstechniken bei den alten Römern an der Tagesordnung waren. Nahezu 2000 Besucher erfreuten sich an dem bunten Treiben und den Mitmachangeboten im Museumshof.
Am Kirchentagswochenende veranstaltet, erwies sich die eigens zum Reformationsjubiläum ausgestellte Luther-bibel von 1534 als Besuchermagnet. Schon eine halbe Stunde vor Öffnung warteten die Besucher geduldig vor der Bibliothekstür. Erstmals nahm die Herzogin Anna Amalia Bibliothek an der Museumsnacht teil, – mit großem Erfolg. Neben der Weimarer Luther-bibel lockte auch der Rokokosaal Besucher aus nah und fern. 14 000 Gäste zählte allein die Klassik-stiftung Weimar in ihren Einrichtungen zur Langen Nacht der Museen.
Damit liegen die Zahlen auf Vorjahresniveau, so Timm Nikolaus Schulze, Pressesprecher der Klassik-stiftung Weimar. Über gestiegene Besuchszahlen, besonders bei den Kindern, freute sich nach seinen Angaben auch das Bauhaus-museum. Das Rahmenprogramm im Innenhof des Stadtschlosses erfuhr ebenfalls regen Zuspruch. Dort standen für die Jüngsten Spielstationen zu Cranachs Bilderwerkstatt sowie für ihre Erwachsenen das musikalische Theaterstück „Play Luther“mit Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach im Mittelpunkt. „Einmal Prinzessin“:
Weimar.
Im Schlossmuseum konnten Kinder sich für einen fürstlichen Auftritt in der offenen Kostümwerkstatt in Szene setzen.
Luther aber bewegte auch die Kinder: Bis in die späten Abendstunden waren sie, ausgestattet mit Rucksäcken in pink, blau, gelb oder rot, unterwegs auf der „Suche nach Junker Jörg“. Am Ende ihrer Entdeckungsreise erwarteten die kleinen Forscher in der Weimarer Mal- und Zeichenschule wahlweise gleich zwei Überraschungen. Neben der im Reformationsjahr heiß begehrten Playmobil-lutherfigur erwies sich ein faltbares Frisbee zur Freude der Kulturdirektion, die die Preise zur Verfügung stellte, als absoluter Renner. Die Malschule punktete bei Groß wie Klein aber auch mit ihrem Orientalischen Abend: mit orientalischer Musik, Malerei und kulinarischen Spezialitäten.
Mehr als 1000 Gäste besuchten die Ausstellungen im Stadtmuseum und in der Kunsthalle „Harry Graf Kessler“. Wobei besonders das Bemalen von Zinnfiguren nicht nur bei Kindern großen Anklang fand. Die auf die Fassade des Stadtmuseums projizierten Flugobjekte, die bereits seit dem Himmelfahrtstag mit Einbruch der Dunkelheit neben der aktuellen Flugzeugausstellung im Bertuchhaus die Lange Nacht der Museen ankündigten, waren für viele Nachtschwärmer auch an diesem Abend ein beliebtes Fotomotiv. Kreativität, Spaß, Bewegung und Bildungshunger bestimmten das vielfältige Angebot der 19. Museumsnacht in Weimar, die bei mediterranen Temperaturen bis weit nach Mitternacht tausende Besucher anzog, so das Resümee von Ursula Seeger, Referentin für Bildende Kunst der Kulturdirektion Weimar.