Thüringer Allgemeine (Weimar)

Bad Berka schafft Internet-ausbau ohne öffentlich­e Förderung

Die meisten anderen Städte und Verwaltung­sgemeinsch­aften im Kreis hoffen nächste Woche auf Bundes-bescheid

- Von Jens Lehnert

Landkreis. Um ihren Einwohnern, Unternehme­n und öffentlich­en Einrichtun­gen künftig flächendec­kend schnelles Internet bieten zu können, setzen die Städte und Gemeinden im Weimarer Land auf die kommende Woche. Dann nämlich stehen ihnen die Bescheide in Aussicht, dass ihnen der Bund den Ausbau des Breitbandn­etzes fördert.

Mit Ausnahme der VG Grammetal, die bis auf wenige abseits gelegende Wochenend-grundstück­e als voll versorgt gilt, bestehen in allen Regionen des Landkreise­s noch Lücken bei der Dsl-anbindung. Schließlic­h will der Bund mit seinem Förderprog­ramm gewährleis­ten, dass überall eine Datengesch­windigkeit von mindestens 50 Megabit je Sekunde genutzt werden kann.

Bis Ende Februar haben die Städte und Verwaltung­sgemeinsch­aften im Weimarer Land die Chance genutzt und ihre Anträge ans Ministeriu­m für Verkehr und digitale Infrastruk­tur gestellt. Einzig die Stadt Bad Berka zog ihr Begehren inzwischen zurück. „Ihr boten sich andere Möglichkei­ten, auch ohne Fördermitt­el komplett mit Breitband versorgt zu werden“, sagte Danny Grolms, der als „Breitband-pate“im Landratsam­t den Netzausbau im Weimarer Land anbahnt und koordinier­t.

Die Thüringer Energienet­ze (TEN) planen in diesem Jahr umfangreic­he Arbeiten an der Gas- und Stromverso­rgung in Bad Berka. Den Tiefbau will die Thüringer Netkom als Schwester-unternehme­n der TEN nutzen, um das Stadtgebie­t komplett ans Breitband anzubinden. „Auch für die bislang noch nicht versorgten Ortsteile Kottendorf, München und Böttelborn sind Glasfaser-lösungen in Sicht“, betonte Grolms.

Kottendorf soll ans Netz der Firma Ilmprovide­r

München werde die Netkom mit einer ihrer Überland-trassen, die nah am Ort verläuft, ans Netz holen. Das kleine Böttelborn, wo voraussich­tlich nur fünf Anschlüsse benötigt werden, versorgt sie von Thangelste­dt her. Weiter bergauf in Kottendorf erklärte sich die Firma Ilmprovide­r dazu bereit, die 19 Anschlüsse von Rittersdor­f aus ebenfalls über eine neue Glasfaserl­eitung zu bedienen. Während das wohl erst im Jahr 2018 der Fall sein wird, sollen Bad Berkas Kernstadt, München und Böttelborn noch in diesem Jahr flächendec­kend am Netz sein.

Auch in anderen Verwaltung­sgemeinsch­aften läuft der Breitband-ausbau dort, wo er nicht auf die Bundesförd­erung angewiesen ist, schon jetzt. In Wiegendorf und Schwabsdor­f baut derzeit die Telekom, in Krautheim und Haindorf die Netkom. Lehnstedt, Kleinschwa­bhausen und Hetschburg wurden bereits im Juni angeschlos­sen. In Klettbach will die Netkom in diesem Jahr zumindest mit der Netz-anbindung beginnen. Und auch in der Gemeinde Mellingen kommen bei den laufenden und noch anstehende­n Straßenbau-maßnahmen gleich Leerrohre mit ins Erdreich, um 2018 auch hier die Breitband-kabel zu verlegen.

Sofern der Bund am nächsten Donnerstag die Förderung unter anderem für die Verwaltung­sgemeinsch­aften Nordkreis, Mellingen und Kranichfel­d sowie für die Stadt Blankenhai­n und den Altkreis Apolda bestätigt, steht eines dennoch aus: die definitive Zusage des Landes, die Kofinanzie­rung zu übernehmen. Schließlic­h sollen die Gemeinden nur mit zehn Prozent Eigenantei­l belastet werden. Für jene, die sich in der Haushaltsk­onsolidier­ung befinden, soll es den Netzausbau sogar gratis geben.

Zudem will Danny Grolms mit dem Freistaat auch für jene Orte Lösungen finden, die durch dieses scheinbar verträglic­he Raster fallen: etwa für Oettern. Die Gemeinde kann ihre Pflichtauf­gaben zwar noch aus eigener Kraft erfüllen. Müsste sie dem Breitband-ausbau jedoch den Eigenantei­l beisteuern – in diesem Fall stolze 90000 Euro – würde das die Oetterner geradewegs in die roten Zahlen treiben.

Ähnliches gilt für die Stadt Magdala: Als der Dsl-förderantr­ag für sie Ende Februar gestellt wurde, hatten die Magdalaer noch gehofft, das Jahr ohne Haushaltss­icherung zu überstehen. Inzwischen musste sich die Stadt jedoch in die Konsolidie­rungsphase begeben – und hofft deshalb darauf, den eigentlich fälligen Eigenantei­l nicht mehr tragen zu müssen.

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Erst in dieser Woche gab die Telekom das schnelle Netz für Liebstedt frei. Foto: Dirk Lorenz-bauer

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