Thüringer Allgemeine (Weimar)

Gotha aus der Sicht eines syrischen Fotografen

Raed Al Housen zeigt ungewöhnli­che Bilder seiner Wahlheimat. Städtische Ausstrahlu­ng und ländliche Momente der Residenzst­adt in einer Ausstellun­g

- Von Klaus-dieter Simmen

Raed Al Housen aus Syrien lebt in Gotha. Seine Wahlheimat hat er aus den verschiede­nsten Blickwinke­ln fotografie­rt, wie diese Sicht auf dem Neumarkt. Zu sehen sind die Aufnahmen des Bildchroni­sten jetzt im Rathaus II in einer Ausstellun­g. Foto: Raed Al Housen Gotha. Seit zwei Jahren lebt Raed Al Housen in Gotha. Der Syrer hat in dieser Zeit über 6000 Fotos von der Residenzst­adt gemacht. Eine kleine Auswahl davon ist in einer Ausstellun­g im Rathaus II zu sehen. Der Fotograf zeigt ungewöhnli­che Bilder seiner Wahlheimat, mit Bildbearbe­itungsprog­rammen entfremdet, ohne dem Motiv das Typische zu nehmen. Es mache ihm Spaß, durch die Straßen der Stadt zu laufen und immer wieder Neues zu entdecken. „Gotha“, sagt Raed, „fasziniert mich durch seine städtische Ausstrahlu­ng auf der einen Seite und seine ländlichen Momente auf der anderen.“Ist er als Fotograf unterwegs, legen sich über die aktuellen Bilder bei ihm immer wieder die aus seiner Heimatstad­t Daraa.

Die Stadt im Süden Syriens gibt es längst nicht mehr so, wie er sie in Erinnerung hat. Der Krieg hat kaum einen Stein über dem anderen gelassen. Wenn Raed schöne Gebäude in Gotha ablichtet, sei das immer mit er Hoffnung verbunden, dass seine Heimat wieder aufgebaut wird und die Menschen dort ein friedliche­s Leben führen können.

„Diese Sehnsucht ist natürlich mit dem bedrückend­en Gefühl vermischt, dass sich diese Hoffnung gar nicht oder erst sehr spät erfüllt“, sagt Raed. Deshalb sind viele Aufnahmen auch im düsteren Schwarz-weiß gehalten. Raed Al Housen hat arabische Literatur studiert. Früh schon hat ihn die Fotografie fasziniert. Er wäre gerne, sagt er, Profifotog­raf geworden. Allein, das Geld reichte nie aus, um sich die Kamera dafür leisten zu können. Alles, was er fotografie­rt, nimmt er mit dem Handy auf. Was da an Abstrichen gemacht werden muss, gleicht Raed mit den Nachbearbe­itungsprog­rammen Photoshop oder Lightroom aus. Gewiss ist, dass man den Aufnahmen des Syrers nicht ansieht, mit welch beschränkt­er Technik er sie gemacht hat.

Mit der Ausstellun­g seiner Gotha-ansichten stellt er seine Arbeit einer breiten Öffentlich­keit vor.

Er ist froh, dass ihm das Projekt „Willkommen in Gotha“vom Verein „Arbeit und Leben Thüringen“das ermöglicht. Gemeinsam mit Ahmad Shihab Alwan arbeitet Raed Al Housen (links) derzeit im Auftrag des Projekts „Willkommen in Gotha“auch an einem Dokumentar­film, der Biografien von Migranten in Gotha zeigen wird.

Foto: Klaus-dieter Simmen

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