Drohnen können Rehkitze retten
Unternehmen entwickelt modernstes Verfahren zur Lokalisierung der Tiere vor der Grasmahd
Großschwabhausen. Eine kleine Firma aus dem Weimarer Land schickt sich an, Bambi zu retten. Die Rucon Gmbh in Großschwabhausen nahe Jena hat das nach eigener Auskunft modernste Verfahren zum Auffinden von Rehkitzen im Grünland entwickelt, in dem die Tiere sehr häufig beim Mähen den Tod finden.
Jedes Jahr kommen bundesweit schätzungsweise 100 000 Rehkitze um oder werden verstümmelt, wenn die Landwirte im Frühjahr die Wiesen mähen. Die Tierkinder ducken sich in den ersten Lebenswochen ins hohe Gras und lassen sich dort auch von den Mähwerken nicht vertreiben. Sie haben keinen Fluchtinstinkt, sondern verharren an Ort und Stelle.
Die Folge: Viele Kitze werden von den Mähmaschinen erfasst. „Das ist nicht nur für die Wildpopulation schlecht“, sagt Rucon-geschäftsführer Jörg Ruppe. Die Kadaver-rückstände könnten auch von Botulismus befallen werden, was wiederum gefährlich für Rinder ist, denen das kontaminierte Gras gefüttert wird: „Die erkrankten Tiere reduzieren ihre Milchleistung, können aber auch sterben. In den Milchviehbeständen ist Botulismus derzeit ein zunehmendes Problem.“Unterstützt auch durch eine Projektförderung vom Land, hat Ruppes Unternehmen deshalb ein Drohnensystem entwickelt, durch das die Kitze aufgespürt und ihre Fundorte in Echtzeit auf einem Laptop oder auch Smartphone dargestellt werden. „Die Drohnen, Ein Rehkitz versteckt sich zwischen den hohen Sträuchern einer Wiese. Foto: Matthias Balk, dpa die wir selbst herstellen und konfigurieren, sind mit einer Wärmebild- und einer normalen Kamera ausgestattet. So kann in Kombination mit einer Verortungssoftware ein Abgleich erfolgen, ob es sich tatsächlich um Rehkitze handelt, und der Fundort angezeigt werden.“Die Fundorte könnten dann entweder gekennzeichnet werden, damit der Fahrer der Mähmaschine diese ausspart, oder die Kitze könnten auf Nachbarflächen gesetzt werden. „Denn es ist ein Irrglaube, dass die Geiß ihr Kind verstößt, weil ein Mensch es angefasst hat“, versichert Ruppe.
Die Drohne sei dabei auf einer Flughöhe von 25 Metern unterwegs und können binnen fünf Minuten eine ganzen Hektar befliegen. Das Verfahren sei also schnell und effizient, bisher werde es aber noch zu selten angewandt. „Wenn es über das Kulturlandschaftsprogramm mit gefördert würde, bekäme es einen deutlichen Schub“, so Ruppe.