Bauern klagen trotz steigender Milchpreise
Besonders Butter wird in Supermärkten immer teurer. Bei den Landwirten kommt von den Aufschlägen kaum etwas an
Greiz/gera. Gerd Halbauer ist wütend. Den Chef der Teichwolframsdorfer Agrar Gmbh ärgern die Butterpreise – oder vielmehr, dass die Landwirte der Region kaum von ihrer Steigerung profitieren.
Halbauer, der auch Chef der Landhandelsgesellschaft Krebsbachtal und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Greizgera ist, macht eine einfache Rechnung auf: Im Juli 2016, inmitten der Krise der Milchbauern, kostete ein Stück Butter im Supermarkt rund 99 Cent. Die Landwirte bekamen für den Liter Milch etwa 20 Cent, mussten ihre Ware mit herben Verlusten verkaufen. Bei Halbauers Firma beläuft sich der Umsatzrückgang allein 2016 auf etwa 200 000 Euro.
Heute ist der Preis eines Stücks Butter auf 1,79 Euro gestiegen, also um fast 80 Cent. Bei den Milchbauern kommen davon nur 16 Cent mehr an, insgesamt 36 Cent pro Liter. Den Rest, so Halbauer, würden Molkereien und Handel unter sich aufteilen, obwohl zumindest ein gewisser Beitrag eigentlich an die Landwirte gehen müsste, um das Loch zu füllen, das die vergangenen zwei Krisenjahre hinterlassen haben.
Nur zehn Cent mehr wären genug
„Es bewegt mich schon eine ganze Weile, dass wir für unsere Produkte so schlecht bezahlt werden“, sagt der Agrar-chef. In seinem Betrieb werden jährlich rund drei Millionen Kilogramm Milch produziert werden. Klagen gibt es auch in den 30 anderen Milchbetrieben seines Kreisverbands.
Er weiß: Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist angesichts der rasant gestiegenen Preise im Supermarkt eine andere. Die Landwirte würden doch jetzt genug verdienen, denken viele. Das sei aber gerade nicht der Fall.
Mit dem, was er derzeit von den Molkereien erhalte, würde er gerade so seine Kosten decken, meint Halbauer. Für alles andere sei schlichtweg das Geld nicht da. Die Sicherung von Arbeitsplätzen oder der Mindestlohn, der im nächsten Jahr auch wieder steigen soll: Alles das könne man durch die derzeitigen Milchpreise einfach nicht garantieren. „Das ist schwierig, wenn man nur das Minimum bekommt.“
Das Ziel könne auch nicht sein, am Ende bei plus, minus Null herauszukommen. Man wolle weiterhin in Stallanlagen investieren und damit auch das Tierwohl verbessern. Bisher sei das aber gescheitert, weil das Kapital fehlte. In den vergangenen Jahren sei es nur gelungen, zu überleben, weil in Teichwolframsdorf durch Landhandelsgesellschaft und Biogasanlage quasi quersubventioniert werden konnte.
Rund zehn Cent mehr würden reichen, sagt Halbauer, um die Situation merklich zu verbessern. „Bei einer Steigerung von 80 Cent in einem Jahr ist das ja drin.“Lediglich die Marge müsse verbessert werden, die Landwirte mehr vom Kuchen abbekommen.
Zumal die Menschen bereit seien, höhere Preise für Butter zu bezahlen. Die Nachfrage sei in ganz Europa weiterhin steigend. Auch als Verbraucher sei er gerne bereit, mehr für Butter zu bezahlen, so der Verbandschef. „Wir fordern aber, dass wir mehr Geld bekommen als bisher.“
Verhandlungen mit den Molkereien oder den Handelsketten seien kaum möglich, auch weil der Wettbewerb zu groß sei. „Wir sind abhängig davon, was uns die Molkereien geben.“„Als die Preise fielen, waren die Bauern die ersten, die weniger bekamen.und nun profitieren wir nicht davon, wenn sie steigen. Das muss sich ändern“, fordert der Landwirt.
Milchtankstellen, wie sie an vielen Orten in der Region entstehen, seien eine gute Sache. Alle Landwirte, mit denen er sprach, seien zufrieden damit. Jedoch sei die dort abgenommene Menge zu klein, um Verluste aufzuwiegen. „Die Preise müssen sich in der Basis verbessern.“