Erfurt ist nicht Ziel der Mehrheit
Ortsteilrat von Mönchenholzhausen fordert den Gemeinderat und den Bürgermeister auf, über Beitritt zur Landgemeinde nachzudenken
Mönchenholzhausen. Mönchenholzhausen ist nicht gleich Mönchenholzhausen. Zumindest in der Debatte um die künftige Verwaltungsstruktur will sich das gleichnamige Dorf, das den Status eines Ortsteiles hat, nicht mit der Gemeinde Mönchenholzhausen über einen Kamm scheren lassen, zu der auch die Ortsteile Obernissa, Sohnstedt, Eichelborn und Hayn gehören. Das machte der Ortsteilrat in einem offenen Brief an Gemeinde-bürgermeister Werner Nolte deutlich.
„Nach dem vorläufigen Aus für das Vorschaltgesetz sind die Karten neu gemischt, und es sollte nunmehr die Bildung einer Landgemeinde erneut in Betracht gezogen werden“, erklärte der Ortsteilrat in dem Schreiben. Davon scheint der Gemeinderat allerdings weit entfernt. Erst am Dienstag hatte er seine drei Vertreter in der Gemeinschaftsversammlung des Grammetals damit beauftragt, am Mittwoch in Isseroda den Antrag auf Auflösung der VG und Bildung einer Landgemeinde abzulehnen. Vor dem Nein des Trios zum Landgemeinde-beschluss schlug Nolte zunächst vor, die Abstimmung zu vertagen. Das aber schmetterten sämtliche Vertreter der anderen Gemeinden ab.
Mitte Februar hatte der Gemeinderat von Mönchenholzhausen beschlossen, mit Erfurt über eine Eingliederung in die Stadt zu verhandeln. Bis dato ist über diese Eingemeindung nicht entschieden. „Wir wollen abwarten, welche neuen Festlegungen zur Gebietsreform das Land im August trifft“, begründete Nolte, weshalb er die Gemeinschaftsversammlung dazu bewegen wollte, auch ihrerseits das Thema aufzuschieben. „Wenn wir uns noch nicht entscheiden, haben wir vielleicht die Chance, ein weiteres Jahr als Gemeinde selbstständig zu sein“, ergänzte der Obernissaer Reiner Hucke, der die Gemeinde Mönchenholzhausen ebenfalls in der Vg-versammlung vertritt.
„Wir haben schon eineinhalb Jahre abgewartet“, warb stattdessen auch die Vg-vorsitzende Alexandra Seelig dafür, jetzt Nägel mit Köpfen zu machen – vorzugsweise mit, aber notfalls auch ohne Mönchenholzhausen.
Nolte: „Grammetal hat kein Grundzentrum“
„Warum hat der Gemeinderat nicht das beschlossen, was der Bürgerwille ist“, fragte Frank Platzdasch, Bewohner des Ortsteils Hayn, seinen Bürgermeister Werner Nolte während der Vgversammlung. Immerhin hatten sich bei einer Bürgeranhörung Ende August 2016 rund 60 Prozent der teilnehmenden Einwohner in der Gemeinde Mönchenholzhausen für die Landgemeinde und nur 40 Prozent für den Beitritt zu Erfurt ausgesprochen. In den Ortsteilen Eichelborn, Hayn und Mönchenholzhausen waren es sogar jeweils mindestens zwei Drittel, die sich wünschten, Grammetaler zu bleiben. Auch Mönchenholzhausens Ortsteilrat machte in seinem Brief auf diese Schieflage aufmerksam: „Egal, auf welcher Seite man seine persönlichen Interessen am ehesten sieht, muss man als Oberhaupt einer Gemeinde die Interessen des Gemeinwohls insgesamt betrachten und kann den Bürgerwillen nicht derart übergehen.“
Werner Nolte, der sich während der Vg-versammlung am Mittwoch teilweise heftiger Kritik ausgesetzt sah, bemühte sich um eine Erklärung: „Als die Bürgeranhörung stattfand, lag das Vorschaltgesetz nur im Entwurf vor. In seiner endgültigen Fassung forderte es schließlich, dass es in einer Landgemeinde ein Grundzentrum geben muss. Das haben wir aber im Grammetal nicht. Und wir können nichts beantragen, was es nicht gibt. Deshalb entschlossen wir uns zu Jahresbeginn, hier nicht mitzumachen und uns erst einmal in einer anderen Richtung umzuschauen – bei offenen Verhandlungen mit der Stadt Erfurt.“
Dass der Weg des geringsten Widerstandes nicht der glücklichste sein muss, betonte indes Mönchenholzhausens Ortsteilbürgermeister Hans-jürgen Kaiser in einem weiteren Schreiben: „Auch wenn es schwer werden sollte; die Eingemeindung in die Stadt Erfurt ist nicht unser Wunsch und schon gar nicht unser Ziel“, sprach Kaiser für sein Dorf – und ergänzte: „Wir, die von unseren Bürgern gewählten Vertreter, haben die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, die gewünschten Forderungen unserer Bürger zu erfüllen beziehungsweise alle Möglichkeiten zu nutzen, um diese Wünsche erfüllen zu können.“