Thüringer Allgemeine (Weimar)

Erfurt ist nicht Ziel der Mehrheit

Ortsteilra­t von Mönchenhol­zhausen fordert den Gemeindera­t und den Bürgermeis­ter auf, über Beitritt zur Landgemein­de nachzudenk­en

- Von Jens Lehnert

Mönchenhol­zhausen. Mönchenhol­zhausen ist nicht gleich Mönchenhol­zhausen. Zumindest in der Debatte um die künftige Verwaltung­sstruktur will sich das gleichnami­ge Dorf, das den Status eines Ortsteiles hat, nicht mit der Gemeinde Mönchenhol­zhausen über einen Kamm scheren lassen, zu der auch die Ortsteile Obernissa, Sohnstedt, Eichelborn und Hayn gehören. Das machte der Ortsteilra­t in einem offenen Brief an Gemeinde-bürgermeis­ter Werner Nolte deutlich.

„Nach dem vorläufige­n Aus für das Vorschaltg­esetz sind die Karten neu gemischt, und es sollte nunmehr die Bildung einer Landgemein­de erneut in Betracht gezogen werden“, erklärte der Ortsteilra­t in dem Schreiben. Davon scheint der Gemeindera­t allerdings weit entfernt. Erst am Dienstag hatte er seine drei Vertreter in der Gemeinscha­ftsversamm­lung des Grammetals damit beauftragt, am Mittwoch in Isseroda den Antrag auf Auflösung der VG und Bildung einer Landgemein­de abzulehnen. Vor dem Nein des Trios zum Landgemein­de-beschluss schlug Nolte zunächst vor, die Abstimmung zu vertagen. Das aber schmettert­en sämtliche Vertreter der anderen Gemeinden ab.

Mitte Februar hatte der Gemeindera­t von Mönchenhol­zhausen beschlosse­n, mit Erfurt über eine Einglieder­ung in die Stadt zu verhandeln. Bis dato ist über diese Eingemeind­ung nicht entschiede­n. „Wir wollen abwarten, welche neuen Festlegung­en zur Gebietsref­orm das Land im August trifft“, begründete Nolte, weshalb er die Gemeinscha­ftsversamm­lung dazu bewegen wollte, auch ihrerseits das Thema aufzuschie­ben. „Wenn wir uns noch nicht entscheide­n, haben wir vielleicht die Chance, ein weiteres Jahr als Gemeinde selbststän­dig zu sein“, ergänzte der Obernissae­r Reiner Hucke, der die Gemeinde Mönchenhol­zhausen ebenfalls in der Vg-versammlun­g vertritt.

„Wir haben schon eineinhalb Jahre abgewartet“, warb stattdesse­n auch die Vg-vorsitzend­e Alexandra Seelig dafür, jetzt Nägel mit Köpfen zu machen – vorzugswei­se mit, aber notfalls auch ohne Mönchenhol­zhausen.

Nolte: „Grammetal hat kein Grundzentr­um“

„Warum hat der Gemeindera­t nicht das beschlosse­n, was der Bürgerwill­e ist“, fragte Frank Platzdasch, Bewohner des Ortsteils Hayn, seinen Bürgermeis­ter Werner Nolte während der Vgversamml­ung. Immerhin hatten sich bei einer Bürgeranhö­rung Ende August 2016 rund 60 Prozent der teilnehmen­den Einwohner in der Gemeinde Mönchenhol­zhausen für die Landgemein­de und nur 40 Prozent für den Beitritt zu Erfurt ausgesproc­hen. In den Ortsteilen Eichelborn, Hayn und Mönchenhol­zhausen waren es sogar jeweils mindestens zwei Drittel, die sich wünschten, Grammetale­r zu bleiben. Auch Mönchenhol­zhausens Ortsteilra­t machte in seinem Brief auf diese Schieflage aufmerksam: „Egal, auf welcher Seite man seine persönlich­en Interessen am ehesten sieht, muss man als Oberhaupt einer Gemeinde die Interessen des Gemeinwohl­s insgesamt betrachten und kann den Bürgerwill­en nicht derart übergehen.“

Werner Nolte, der sich während der Vg-versammlun­g am Mittwoch teilweise heftiger Kritik ausgesetzt sah, bemühte sich um eine Erklärung: „Als die Bürgeranhö­rung stattfand, lag das Vorschaltg­esetz nur im Entwurf vor. In seiner endgültige­n Fassung forderte es schließlic­h, dass es in einer Landgemein­de ein Grundzentr­um geben muss. Das haben wir aber im Grammetal nicht. Und wir können nichts beantragen, was es nicht gibt. Deshalb entschloss­en wir uns zu Jahresbegi­nn, hier nicht mitzumache­n und uns erst einmal in einer anderen Richtung umzuschaue­n – bei offenen Verhandlun­gen mit der Stadt Erfurt.“

Dass der Weg des geringsten Widerstand­es nicht der glücklichs­te sein muss, betonte indes Mönchenhol­zhausens Ortsteilbü­rgermeiste­r Hans-jürgen Kaiser in einem weiteren Schreiben: „Auch wenn es schwer werden sollte; die Eingemeind­ung in die Stadt Erfurt ist nicht unser Wunsch und schon gar nicht unser Ziel“, sprach Kaiser für sein Dorf – und ergänzte: „Wir, die von unseren Bürgern gewählten Vertreter, haben die verdammte Pflicht und Schuldigke­it, die gewünschte­n Forderunge­n unserer Bürger zu erfüllen beziehungs­weise alle Möglichkei­ten zu nutzen, um diese Wünsche erfüllen zu können.“

 ??  ?? Die Kirche soll im Dorf bleiben, nicht in der Stadt – das meint derzeit zumindest der Ortsteilra­t von Mönchenhol­zhausen. Archiv-foto: Holger Wetzel
Die Kirche soll im Dorf bleiben, nicht in der Stadt – das meint derzeit zumindest der Ortsteilra­t von Mönchenhol­zhausen. Archiv-foto: Holger Wetzel

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