Bohnen, Toast und Käse drüber
Timmy Thiele ist Jenas Angreifer Nummer eins – mit dem FCC will er die Dritte Liga rocken
Timmy Thiele ist ein harter Hund. Das wird man, wenn man erst einmal in England gespielt habe, sagt er – so wie er. „Da gibt‘s jeden Morgen ein deftiges Frühstück – das härtet ab“, bemerkt er und lacht. Und die Mahlzeiten vor den Spielen seien genauso gewöhnungsbedürftig: „Das war immer das gleiche. Hähnchenbrust mit Bohnen, Toast und Käse drüber“, sagt Thiele. Echte englische Hausmannskost eben; wie die Spiele selbst. „Kick and rush und der Schiedsrichter hat seine Pfeife kaum benutzt“, erzählt der Angreifer. Das sei ihm durchaus sympathisch – und habe ihm geholfen, in Jena binnen weniger Monate zu einem echten Führungsspieler zu werden; zu einem Publikumsliebling obendrein. „Ich bin jemand, der auf die Zähne beißt. Immer“, sagt er.
Was er auch bewies: In Köln im Relegationshinspiel kam es zum folgenschweren Pressschlag. „Es war der Verdacht auf offenen Mittelfußbruch.“Deshalb sollte es direkt nach Spielende ins Spital gehen. Nicht aber mit Thiele, der sich zunächst einmal von Maximilian Wolfram auf die Ehrenrunde tragen ließ. Die Fans forderten ihren Timmy, der mit zwei Toren den Grundstein für den Sieg in Köln legte – und damit auch für den Aufstieg, nach dem er es dann richtig krachen ließ. „Es war einfach unbeschreiblich. Da stehst du oben auf der Tribüne und unten feiern dich Zehntausend. Wahnsinn“, berichtet er. Und dann kam der Moment, als er das Mikrofon in der Hand hielt. Mit „Timmy Thiele“- und „Fcc“-sprechchören ernteten er und seine Mitspieler die verdienten Ovationen. „Es war ein Moment, den ich in meinem Leben niemals vergessen werde“, sagt er.
Den Schritt nach Jena hat er nie bereut. Aufmerksam auf den Angreifer von Burton Albion wurde Jenas Scout Miroslav Jovic, dem Thiele dafür sehr dankbar ist. „Ich kannte Jena, habe hier schon gespielt und weiß, was hier im Stadion für ein Hexenkessel sein kann“, sagt er. Deshalb habe er auch nicht lange gezögert und zugesagt. Ein ehemaliger Jenaer Trainer habe ihn zudem sehr geprägt: René van Eck. „Ein überragender Trainer, der mich in Aachen nach vorn gebracht hat.“Dass sein jetziger Cheftrainer Mark Zimmermann und der beliebte Holländer durchaus einiges gemeinsam haben, ist ihm auch schon aufgefallen. „Sie arbeiten sehr genau, verfolgen ihre Idee akribisch und wollen das mit voller Überzeugung durchsetzen. Diese Arbeitsweise der Trainer hat für mich auch den Ausschlag gegeben, in Jena zu verlängern“, erzählt Thiele. Auch im Falle des Nichtaufstiegs wäre er geblieben – das habe er mit seinem Freund und Sturmpartner Manfred Starke so entschieden. „Bewusst für den FCC“, sagt Thiele, der in seiner Jugend für die Berliner Hertha spielte. „Dort war ich dann auch mal Balljunge, das waren schon ereignisreiche Tage“, erinnert er sich. Im Testspiel gegen eben jene Berliner, „gegen meine Jugendliebe“, wie Thiele sagt, durfte er als Einwechsler noch eine Viertelstunde wirbeln. „Auch das war für mich etwas ganz Besonderes“, sagt er.
Dass es nun endlich losgeht mit der Dritten Liga, das merkt man den Zeiss-profis an. „Wir haben schließlich auch lange genug darauf hingearbeitet, um jetzt die Liga zu rocken“, sagt Thiele. „Wir haben das Zeug dazu, hier zu bestehen. wir unterschätzen und überschätzen die Liga nicht, nehmen sie so, wie sie ist und wollen unseren Stiefel durchziehen“, sagt er. Die wichtigsten Spiele des Jahres, die kann er sofort benennen. „Die Derbys gegen die Anderen“, sagt er und lacht.