Chef ohne Wartezeit
Kurz vor Saisonstart verpflichtete Rot-weiß Berkay Dabanli – und hofft auf seine Führungsqualitäten
Berkay Dabanli macht einen selbstbewussten Eindruck. Um klare Worte und Aktionen ist der vorerst letzte Neuzugang des FC Rot-weiß Erfurt nicht verlegen. So war es der 27-Jährige selbst, der am vergangenen Montag seinen Wechsel vom Chemnitzer FC zu den Thüringern als perfekt meldete – noch bevor es der Klub einige Stunden später tat.
Vorausgegangen waren tagelange Verhandlungen zwischen dem Spieler und dem Verein. Stefan Krämer kennt Dabanli seit Jahren, wollte ihn früher schon einmal nach Bielefeld lotsen. „Doch irgendwie kamen immer Kleinigkeiten dazwischen“, wie Dabanli betont. Doch dann war da auch sein Noch-arbeitsgeber Chemnitz, der dem Stammspieler der abgelaufenen Saison (zwölf Einsätze) einen Anschlussvertrag mit deutlich verbesserten Bezügen in Aussicht stellte. Schließlich gelang es Erfurts Sportmanager Torsten Traub aber, den Transfer einzutüten.
„Dafür muss ich Herrn Traub ein Kompliment machen“, befand Krämer, während der Sportmanager wie der Rest von den Qualitäten des Innenverteidigers überzeugt ist. „Wir wollten noch einen erfahrenen Spieler auf dieser zentralen Position verpflichten und freuen uns, dass Berkay sich für uns entschieden hat. Er ist mit seiner Größe und seiner Körpersprache eine absolute Verstärkung für uns.“
Diese war nicht nur aufgrund der Verletzungsmisere absolut nötig geworden. Immer wieder hatte Krämer betont, neben den neuen Spielern aus der Regionalliga einen gestandenen Profi mit mindestens Drittliga-erfahrung haben zu wollen. Dieser Forderung kam Traub nun nach. Beim CFC zählte der 27-Jährige in der Rückrunde der vergangenen Saison zum Stammpersonal. Vor seiner Zeit in Chemnitz spielte der gebürtige Frankfurter für Eskisehirspor in der Türkei und kam in der Saison 2014/15 in 20 Süperligspielen zum Einsatz. Auch in Deutschland sammelte Dabanli im Trikot des 1. FC Nürnberg bereits Erstliga-erfahrung (13 Spiele), hinzu kamen insgesamt 32 Partien in der Regionalliga.
„Ich bin heilfroh, dass es geklappt hat“, freut sich Krämer, der seinen Zugang gleich positiv in die Pflicht nimmt. „Er wird eine zentrale Rolle einnehmen“, so der 50-Jährige. Gemeint ist damit eine Führungsrolle nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Eine Herausforderung, der sich Dabanli, der das Trikot mit der Nummer 4 bekommt, gerne annimmt. „Ich möchte den jungen Spielern helfen. Wir brauchen eine richtige Einstellung zum Spiel und müssen um jeden Zentimeter kämpfen“, sagt der Defensivmann, für den Krämer beim Spiel gegen Preußen Münster am Samstag (14 Uhr) eventuell sogar vom System abrückt. Möglich ist, dass die Rotweißen mit einer Dreierkette in der Abwehr agieren. „Das steht noch nicht zu 100 Prozent fest“, will sich Krämer nicht aus der Reserve locken lassen. Alternativ könnte Dabanli in der Folge auch im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen.
Fest steht, dass der Deutschtürke von Beginn an auflaufen wird. Über die Sommerzeit habe er sich mit einem Personalcoach fit gehalten. Auch er ist froh, dass es wieder losgeht. „Es gibt wenig Fußball, die es lange ohne Ball und Training aushalten“, so der 27-Jährige, der der neunte externe Zugang bei den Rot-weißen ist.
Vor ihm kamen bereits Ahmed Waseem Razeek (1. FC Magdeburg), Bastian Kurz (FC Augsburg II), Maximilian Engl (1860 München II), Florian Neuhold, Morten Rüdiger (beide Eintracht Braunschweig II), Merveille Biankadi (SV Elversberg), Elias Huth (Hannover 96 II) und Alexander Ludwig (BSG Stahl Riesa) in die Landeshauptstadt.