Eine lange Partynacht für Weltrekordler Niko Kappel
Zehn Monate nach seinem Goldwurf bei den Paralympics dominiert der Kugelstoßer auch bei der Para-wm
Dreizehn Landesverbände beteiligten sich an den traditionellen Mannschaftsmeisterschaften der Frauen, die in Braunfels bereits ihre 38. Auflage erlebten. Vor 15 Jahren holte Thüringen sogar den Titel, in diesem Jahr sprang ein respektabler fünfter Platz heraus. Überlegener Sieger wurde Württemberg. Zu den Spielerinnen, die alle fünf Partien gewinnen konnten, gehörten neben der Thüringerin Johanna Bethge drei Spielerinnen des Siegerteams. Irina Bulmaga, die Ende Juli beim Erfurter Frauenfestival am Brett sitzt, konnte hier einen kleinen taktischen Kniff anbringen. Schwarz zieht und gewinnt. Frank – Bulmaga. Braunfels , Schwarz am Zug London. Der Wm-titel plus Weltrekord begeisterte auch die japanischen Journalisten: Niko Kappel musste dem asiatischen Tv-team nach seinem Gold-rekordstoß von London noch lange Rede und Antwort stehen.
Der 1,40 große Athlet aus Sindelfingen dominierte bei der Para-leichtathletik-wm rund zehn Monate nach den Paralympics in Rio nun auch den Kugelstoß-wettbewerb an der Themse. „Weltmeister? Das hört sich schon super an, das hatte ich bis jetzt ja noch nicht“, sagte Kappel freudestrahlend und meinte nach seinem Weltrekord (13,81 m): „Ich habe jetzt schon wieder Bock auf die nächste Saison.“
In einer langen Partynacht feierte der kleinwüchsige Schwabe mit Freundin Luisa, seinen Eltern und ein paar Teamkollegen um Speerwurf-bronzemedaillengewinner Mathias Mester den Erfolg. Dass Kappels größter Rivale, der polnische Exweltmeister Bartosz Tyszkowski, aus unbekannten Gründen nicht am Start war, schmälerte seinen Sieg kaum.
Mit dem Doppel-gold von Rio und London wird der 22Jährige, der für die CDU im Stadtrat von Welzheim sitzt, weiter in den Fokus rücken. Kappel hat bereits bewiesen, dass er trotz seines jungen Alters schon ein Aushängeschild seines Sports darstellt.
„Niko ist ein wunderbarer Botschafter. Er ist sympathisch, charmant und hat große menschliche Qualitäten“, schwärmte Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS).
Und Kappel ist einer, der über den Tellerrand hinausblickt. Zum Beispiel in Sachen Inklusion. „Da sehe ich eine zunehmend falsche Entwicklung, nämlich eine zur Bevorzugung der Behinderten“, mahnte er an: „Inklusion bedeutet aber Gleichstellung.“Er selbst hat an einem böigen Donnerstagabend in London einen weiteren Schritt getan, damit diese Botschaft erhört wird. (sid) Niko Kappel nach seinem Wmgoldwurf in London. Foto: Getty