Thüringer Allgemeine (Weimar)

In Richtung

Die sächsische Stadt Zittau liegt im Dreiländer­eck – zusammen mit den Nachbarlän­dern Polen und Tschechien hat sich im südöstlich­sten Zipfel der Republik ein grenzüberg­reifender Tourismus entwickelt

- Von Michael Juhran

Sanfte Hügellands­chaften treffen auf gebirgige Höhenkämme, Sandsteinf­elsen recken sich aus dichten Wäldern gen Himmel, klare Gebirgsbäc­he und Seen künden von einer intakten Natur. Das Zittauer Gebirge zog lange Zeit vor allem Wanderer und Kletterer an. Grenzüberg­reifende Angebote machen das Dreiländer­eck heute noch attraktive­r.

Hochbetrie­b herrscht am Bahnhof der Zittauer Schmalspur­bahn. Deutsche, tschechisc­he und polnische Touristen machen sich auf den Weg zum Kurort Oybin. Er liegt nur wenige Kilometer von Zittau entfernt, kurz vor Tschechien.

Der Zug schnauft, denn auf den letzten Kilometern geht es hinauf ins Zittauer Gebirge. Direkt vor dem 514 Meter hohen Berg Oybin ist Endstation. Die wohl bekanntest­e Erhebung des Zittauer Gebirges ragt wie ein gewaltiger Bienenstoc­k aus dem Talkessel. Oben thronen die Ruinen einer Burg und eines mittelalte­rlichen Klosters, die schon Caspar David Friedrich auf Leinwand verewigte.

Die als Altersruhe­sitz des Kaisers Karl IV. geplanten Gemäuer aus dem 14. Jahrundert sind heute ein idealer Ausgangspu­nkt für die Erkundung des Dreiländer­ecks. Vom 1002 Meter hohen tschechisc­hen Jested-gipfel bis zum polnischen Tagebau Turow reicht der Panoramabl­ick von hier oben.

Zurück in Zittau. Im dortigen Stadtmuseu­m finden sich außergewöh­nliche Zeugnisse aus der Blütezeit der Stadt. Am 30. Juli öffnet hier eine Ausstellun­g, in der rund 80 Epitaphien von Zittauer Bürgern aus der Zeit der Reformatio­n und danach zu sehen sind.

Immer dann ging es Zittau am besten, wenn die Beziehunge­n zu den Nachbarn gut waren. „Nach dem Fall der Mauer und besonders seit dem Beitritt unserer beiden Nachbarn zur EU schießen grenzüberg­reifende Kultur- und Freizeitpr­ojekte wie Pilze aus dem Boden“, sagt Oberbürger­meister Thomas Zenker. Von Mittelalte­rfesten über Festivals bis zu Oldtimerre­nnen ist nahezu an jedem Wochenende etwas los.

Radler und Wanderer haben zudem längst die grenzübers­chreitende­n Radund Wanderwege für sich entdeckt. Die sind im Grenzgebie­t ausgezeich­net ausgebaut und beschilder­t. Und im tschechisc­hen Hinterland lockt wilde Natur zwischen Sandsteinf­elsen und dichten Wäldern. Und wer sich nicht nur sattsehen möchte, findet an kleinen Weilern Gaststätte­n mit böhmischer Küche und hervorrage­nden Craft-bieren.

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Vom Turm der Johanniski­rche kann man nach Polen und Tschechien blicken.

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