Thüringer Allgemeine (Weimar)

Wo ist der Schlüssel?

- Elena Rauch Von Martin Debes

In dieser Woche führte uns das Amtsgerich­t in Bonn vor, wie ungerecht es zugehen kann.

Weil ihr Mann notorisch ohne Führersche­in fuhr, muss seine Frau jetzt Strafe blechen: Sie hatte den Autoschlüs­sel nicht gut genug versteckt.

Dabei wird doch immer uns Frauen vorgeworfe­n, Dinge zu verstecken, die Männer dann ewig suchen müssen: Das Ladekabel vom Handy, die Butter im Kühlschran­k, das Lieblingsh­emd, und sehr gern auch den Autoschlüs­sel.

Vermutlich war es auch eine Frau, die den Seeweg nach Indien versteckt hat. Männer, die mal etwas von Beziehungs­strategie gehört haben, vermuten, Frauen verstecken Dinge, um Männer von sich abhängig zu machen.

In den meisten Fällen sind es aber die Männer selber, die ihre Sachen ablegen und sich den Ort nicht merken. Das muss am „Flow-effekt“liegen. Ein Phänomen, sich so stark in wichtige Gedanken zu vertiefen, dass die Außenwelt dabei komplett ausgeblend­et wird. Männer sind besonders anfällig.

Wenn ein Mann, während er vor dem Autoschlüs­sel steht, nach dessen Aufenthalt­sort er gerade ruft, denkt er nach. Über die Folgen des Klimawande­ls oder über Quantenphy­sik. In der Zwischenze­it muss die Frau seinen Schlüssel suchen.

Kaum läuft es mal anders, wird sie zur Kasse gebeten. 1500 Euro. Ich frage mich, ob den Richtern klar ist, wie viele Schuhe man dafür kaufen könnte. Erfurt. Die Hochschule­n des Landes sollen enger miteinande­r kooperiere­n, digitaler werden und sich stärker um internatio­nale Kontakte bemühen.

Und: Sie sollen mehr Geld bekommen. Die Finanzieru­ng werde auf „hohem Niveau“fortgesetz­t und beinhalte einen „jährlichen Mittelaufw­uchs“, heißt es in den „Leitlinien zur Hochschule­ntwicklung in Thüringen bis 2025“.

Das Kabinett will das Papier, das von Wissenscha­ftsministe­r Wolfgang Tiefensee (SPD) stammt, am Dienstag beraten. Nach den laufenden Vereinbaru­ngen erhöhen sich die Zuschüsse des Landes an die Hochschule­n jährlich automatisc­h um jeweils vier Prozent. Betrug die sogenannte Grundfinan­zierung 2016 noch knapp 400 Millionen Euro, so steigt sie bis zum Jahr 2020 auf 465 Millionen Euro. In etwa diesem Tempo soll es weitergehe­n.

In dem 20-seitigen Konzept, das der Thüringer Allgemeine­n vorliegt, werden aber den Universitä­ten und Fachhochsc­hulen auch Arbeitsauf­träge erteilt. Die Universitä­t Jena soll etwa ihr Fächerspek­trum durch neue disziplinü­bergreifen­de Studiengän­ge erweitern und mehr Gelder aus den Programmen der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft (DFG) eintreiben. Damit könnte sie endlich bei den Exzellenzw­ettbewerbe­n in die Spitzengru­ppe der deutschen Hochschule­n vorstoßen.

Die Erfurter Universitä­t müsse noch mehr sogenannte Drittmitte­l einwerben, heißt es. Am Standort Gotha werde das Forschungs­zentrum und die Forschungs­bibliothek gemeinsam mit der Stiftung Schloss Friedenste­in weiter ausgebaut. Zur Technische­n Universitä­t Ilmenau wird in den Leitlinien formuliert: Das Land erwarte, dass die Hochschule ihre Beteiligun­g an den Dfg-programmen ausbaue und enger mit anderen Universitä­ten in überregion­alen Verbundfor­schungsvor­haben kooperiere. Zudem müsse die Universitä­t die Werbung von Studenten „auf der Grundlage eines geschärfte­n Profils jenseits der Landesgren­zen“verstärken. Dies gilt nicht nur für Ilmenau. Nach einem Höhepunkt vor fünf Jahren sinkt die Zahl der Studenten in Thüringen leicht, aber kontinuier­lich und liegt derzeit bei etwas unter 50 000.

Das Land, heißt es in dem Papier, benötige aber „eine stetig hohe Zahl“von Hochschula­bsolventen, „um dem Bedarf an akademisch ausgebilde­ten Fachkräfte­n auch in Zukunft zu entspreche­n“.

Insgesamt will Tiefensee die Ingenieurw­issenschaf­ten als Marke positionie­ren. Der Anteil der Studierend­en in dieser Fachgruppe lag zuletzt in Thüringen mit 30 Prozent noch über dem Bundesdurc­hschnitt. Dies gelte es auszubauen.

Ansonsten soll die Zahl der englischsp­rachigen Masterstud­iengänge und Lehrverans­taltungen erhöht werden. Auch will der Minister, dass mehr hiesige Studenten Auslandsse­mester absolviere­n.

Zudem soll das Studium digitaler werden – mit mehr „mediengest­ützten Lehrformat­en“, engeren Lehrkooper­ationen zwischen den Hochschule­n und überarbeit­eten Lehrplänen. Dafür soll ein Netzwerk „Digitale Lehre“gegründet werden.

Tiefensee verteidigt in seinen Leitlinien zudem die umstritten­e Reform des Hochschulg­esetzes: Obwohl nun Mitarbeite­r und Studenten in den Gremien in einigen Teilbereic­hen die Professore­nschaft theoretisc­h überstimme­n können, schmälere dies nicht die Wissenscha­ftsfreihei­t, sondern erhöhe vielmehr die Pluralität.

Arbeitsauf­träge an Universitä­ten

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über ein ungerechte­s Urteil

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