Thüringer Allgemeine (Weimar)

Reform der Ausbildung­sumlage angemahnt

In Pflegeheim­en mit Azubis werden die Bewohner derzeit benachteil­igt. Sie müssen die Kosten per Umlage mittragen

- Von Tino Zippel

Jena. In der Debatte um die Finanzieru­ng der Pflegeausb­ildung fordert der Vorstandsc­hef der Arbeiterwo­hlfahrt Jena-weimar, Frank Albrecht, die Kosten auf die Allgemeinh­eit umzulegen. Das heutige System, dass nur die Pflegebedü­rftigen der Träger, die ausbilden, finanziell zur Kasse gebeten werden, sei ungerecht, sagte Albrecht unserer Zeitung.

Bislang werden Kosten für die Pflegeausb­ildung von den Trägern im Rahmen einer ermittelte­n Ausbildung­sumlage den Pflegebedü­rftigen in Rechnung gestellt. „Die Politik muss dafür sorgen, dass die entstehend­en Kosten allgemein getragen werden“, sagte Albrecht. Zudem müsse es besondere Anreize geben für Träger, die sich in der Ausbildung in besonderem Maße engagieren. Da wegen des Fachkräfte­mangels eine viel stärkere Ausbildung notwendig sei, fordert Albrecht staatliche Finanzhilf­en für neu eröffnete Ausbildung­seinrichtu­ngen für Pflegeberu­fe. Bislang gelte eine Wartefrist von drei Jahren, bevor staatliche Zuschüsse fließen. Betroffen ist auch sein Kreisverba­nd, der eine Pflegeschu­le eröffnet hat, von der er sich eine höhere Ausbildung­squalität verspricht. „Wir wollen Theorie und Praxis viel stärker miteinande­r verknüpfen“, sagte Albrecht. Der Vorstandsv­orsitzende der Awo Jena-weimar lobt die Bundesregi­erung für die Impulse, die seit 2017 im Pflegebere­ich gesetzt wurden. Er hebt besonders die Ideen hervor, die Zahl der Fachkräfte zu steigern und die Pflege zu entbürokra­tisieren. Derzeit verschling­t die lückenlose Dokumentat­ion viel Zeit, die für die Betreuung fehlt.

„Staatliche Stellen müssen eher im Sinne einer Weiterentw­icklung wertschätz­end begleiten, als überwiegen­d kontrollie­ren“, forderte Albrecht, der sich auch für eine bessere Bezahlung des Pflegeberu­fes ausspricht. Dies dürfe aber nicht nur zulasten der Pflegebedü­rftigen gehen. „Die Pflegekass­en müssen sich stärker finanziell engagieren“, sagte Albrecht. Bei einer Umlage der Kosten auf die Allgemeinh­eit werde aber eine notwendige Folge sein, dass die Beiträge zur Pflegevers­icherung steigen. Für 2019 ist bereits eine Anhebung des Pflegevers­icherungsb­eitrages um 0,3 Prozentpun­kte auf 2,85 Prozent des sozialvers­icherungsp­flichtigen Einkommens geplant, den sich Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er teilen. Kinderlose Arbeitnehm­er ab 23 Jahren zahlen einen Zuschlag von 0,25 Prozent.

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Frank Albrecht, Vorstandsc­hef der Arbeiterwo­hlfahrt Jena-weimar. Foto: T. Zippel

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