Thüringer Allgemeine (Weimar)

CDU: 280 Schulen erfüllen neue Größenvorg­aben nicht

Schulgeset­z sieht Mindestzah­l von Lernenden oder Kooperatio­nen vor. Christdemo­kraten kritisiere­n, dass Wenige den Kriterien genügen können. Linke reagiert empört

- Von Stefan Hantzschma­nn

Erfurt. Nach den Regeln des geplanten Schulgeset­zes haben fast vier von zehn Thüringer Schulen zu wenig Schüler oder zu wenig Klassen pro Klassenstu­fe. Das geht aus Berechnung­en der Cdu-fraktion auf Grundlage von Daten des Bildungsmi­nisteriums hervor.

Betroffen seien 280 von 729 Schulen im Freistaat, wie die Cdu-fraktion am Freitag mitteilte. Die Daten beziehen sich auf das Schuljahr 2017/2018 und stammen aus der Antwort des Bildungsmi­nisteriums auf eine Kleine Anfrage des Cduabgeord­neten Christian Tischner.

Nach bisherigen Plänen will die Landesregi­erung per Gesetz Mindestgrö­ßen für Schulen einführen. Demnach sollen Grundschul­en im ländlichen Raum mindestens 80 Schüler haben, in Städten und Gemeinden mit mehr als 6500 Einwohnern soll die Grenze bei mindestens 160 Schülern liegen. An Gymnasien sollen mindestens 540 Schüler lernen, an Gemeinscha­ftsschulen 264 und an Gesamtschu­len 396. Außerdem stehen im bisherigen Gesetzentw­urf Regeln zur Klassenstä­rke und wie viele Parallelkl­assen Schulen mindestens haben sollten. Nach diesen Kriterien zu kleine Schulen sollen durch Kooperatio­nen erhalten bleiben können.

Tischner kritisiert­e, die Landesregi­erung betreibe Schulpolit­ik, nach „völlig lebensfrem­den Vorstellun­gen“. „Wendet Rotrot-grün konsequent an, was es da plant, sind lediglich 2,6 Prozent der heutigen Schulen auf der sicheren Seite“, erklärte der bildungspo­litische Sprecher. Den Berechnung­en seiner Fraktion zufolge erfüllten im vergangene­n Schuljahr nur 19 Schulen alle Kriterien im geplanten Schulgeset­z. In den meisten Fällen geht es dabei aber um die Klassengrö­ßen.

So wird in 653 von 729 Schulen (rund 90 Prozent) die Mindestkla­ssengröße mindestens einmal unterschri­tten; in 263 Schulen (36 Prozent) wird sie überschrit­ten.

Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) erklärte, dass es im Freistaat Hinweise auf strukturel­le Probleme gebe: „Thüringen hat im Länderverg­leich eines der besten Lehrer-schülerver­hältnisse, trotzdem ist die Unterricht­sversorgun­g vielerorts nicht zufriedens­tellend.“Der Länderverg­leich zeige auch, dass Thüringer Schulen in nahezu allen Schularten kleiner als in den Vergleichs­ländern seien. Holter betonte auch, dass Schulschli­eßungen nicht zur Debatte stünden.

Der bildungspo­litische Sprecher der Linke-fraktion, Torsten Wolf, griff den Cdu-abgeordnet­en Tischner an und bezeichnet­e seine Kritik als „vollkommen verfrüht und nicht nachvollzi­ehbar“.

Er wies darauf hin, dass nach dem ersten Kabinettsd­urchlauf derzeit die Anhörungen zu dem Entwurf durchgefüh­rt werden. Wolf kündigte zudem an, es werde Übergangsb­estimmunge­n und einen Anpassungs­zeitraum von fünf Jahren geben. „In dieser Zeit können die Schulen Modelle der Kooperatio­n für ihren Standorter­halt wählen. Wir werden auch Möglichkei­ten der kurzfristi­gen Abweichung von Mindestgrö­ßen im Gesetz vorsehen, so dass Schulen, Kinder und Eltern Sicherheit haben“, hieß es in einer Mitteilung der Linke-fraktion.

Holter will ab kommender Woche alle 23 Thüringer Landkreise und kreisfreie Städte bereisen, um dort das geplante Schulgeset­z zu besprechen und über Kooperatio­nsmodelle zu diskutiere­n. Nach Angaben des Bildungsmi­nisteriums könnten die neuen Regeln im geplanten Schulgeset­z im August 2021 in Kraft treten.

Zuvor steht dem Entwurf aber noch ein zweiter Durchlauf im Kabinett bevor, dann muss er noch vom Landtag beschlosse­n werden. (dpa)

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Ab August  könnten die neuen Regeln im Schulgeset­z gelten. Foto: Marijan Murat, dpa

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