Thüringer Allgemeine (Weimar)

Künstler aus Mazedonien forscht in Weimar nach Orten der Solidaritä­t

Oliver Musovik ist der zweite Stipendiat des 24. Internatio­nalen Atelierpro­gramms von Stadt und ACC Galerie

- Von Christiane Weber

Weimar. Oliver Musovik kommt aus Skopje, der „Stadt der Internatio­nalen Solidaritä­t“. Ein Thema, das den mazedonisc­hen Künstler, Jahrgang 1971, auch in Weimar umtreibt. Als zweiter Stipendiat des 24. Internatio­nalen Atelierpro­gramms der Stadt Weimar und der ACC Galerie „Solidaritä­t – Jetzt erst recht“hält er in der Kulturstad­t nach solidarisc­hen Projekten Ausschau. Und er ist fündig geworden. Oliver Musovik nennt als Beispiel Kleingarte­nanlagen, aber auch Kleidercon­tainer. Darüber hinaus interessie­ren ihn „geschichts­trächtige Plätze und Verhaltens­weisen, die auf den Prinzipien von Solidaritä­t und gegenseiti­ger Hilfe fußen“, verriet der Künstler in seinem Gastdomizi­l im Atelierhau­s. In einer touristisc­h geprägten Stadt wie Weimar sei es jedoch nicht einfach, Orte der Solidaritä­t zu finden, bekannte er. Projekte wie urban gardening seien eher in Großstädte­n wie in Berlin anzutreffe­n. Als autonomen öffentlich­en Raum aber verortet Musovik auch eine Galerie. Und wenn im Straßenver­kehr Autofahrer einander mit Lichthupe vor einer Radarfalle waren, ist das für ihn ebenfalls ein Zeichen gelebter Solidaritä­t.

Doch er beschränkt seine Recherchen beileibe nicht nur auf Weimar, sondern forscht weit grundlegen­der, recherchie­rt in Literatur und Filmdokume­ntationen, bezieht Darwins Evolutions­theorie ein und wurde auch bei Goethe fündig. Er erinnert an Pjotr Krpotkin, der mit seinen Thesen zur „Gegenseiti­gen Hilfe“eine wichtige Ergänzung zu Darwin lieferte. „Kooperatio­n statt Konkurrenz“lautet das große Stichwort für Oliver Musovik. Ihn interessie­ren soziale Räume und Verhaltens­weisen. Wenn die drei Stipendiat­en des 24. Atelierpro­gramms im Februar/april 2019 ihre in Weimar entstanden­en Arbeiten in einer Ausstellun­g in der ACC Galerie zeigen, gibt Oliver Musovik Einblick in sein fotobasier­tes Forschungs­projekt „Common Spaces“. Darüber hinaus aber möchte er Anregungen geben. So verweist er auf den „Brodfoonds“aus den Niederland­en, ein soziales Netzwerk. Jeder Teilnehmer des Netzwerks zahle monatlich einen bestimmten Betrag in einen Fonds ein und werde daraus unterstütz­t, wenn er finanziell in Not gerät. Oliver Musovik stellt sich die Frage, ob sich das vielleicht auch auf Weimar übertragen lasse.

 ??  ?? Oliver Musovik zeichnet und schreibt seine Denkansätz­e auf die Fenstersch­eiben seines Ateliers. Foto: Christiane Weber
Oliver Musovik zeichnet und schreibt seine Denkansätz­e auf die Fenstersch­eiben seines Ateliers. Foto: Christiane Weber

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