Thüringer Allgemeine (Weimar)

Kirche und ihr Namenspatr­on teilen ein flammendes Schicksal

Das bislang namenlose Gotteshaus im Buttelsted­ter Ortsteil Nermsdorf heißt seit gestern Laurentius­kirche

- Von Jens Lehnert

Nermsdorf. Einer der meistvereh­rten Heiligen ist nun auch Namenspatr­on im kleinen Nermsdorf. Seit gestern heißt das Gotteshaus im Buttelsted­ter Ortsteil „Laurentius­kirche“. Mit einem ökumenisch­en Gottesdien­st feierten das evangelisc­h-lutherisch­e Kirchspiel und die katholisch­e Herz-jesu-gemeinde am Abend die Namensgebu­ng.

Kein anderer Tag hätte sich dafür mehr geeignet als der 10. August – der Gedenk- und Todestag von Laurentius. Er war Diakon in Rom und für die Verwaltung des Kirchenver­mögens verantwort­lich. Mit dem Geld half er Armen, Kranken, Witwen und Waisen. Kaiser Valerian missfiel das, und er forderte die Herausgabe des Schatzes. Doch Laurentius – so ist überliefer­t – verteilte auch noch das restliche Geld an die Armen und führte sie – den wahren Schatz der Kirche – anschließe­nd zum Kaiser. Valerian ließ Laurentius dafür am 10. August des Jahres 258 auf einem glühenden Rost zu Tode martern.

Mit dem Feuer, das an seinem weltlichen Ende stand, ist auch das Schicksal der Nermsdorfe­r Kirche verknüpft. Es ist erst 30 Jahre her, da brannte das Gotteshaus bis auf seine Grundmauer­n nieder. Die im 14. Jahrhunder­t erstmals nachweisli­ch erwähnte Kirche war 1988 renoviert worden. Ein Defekt in der seinerzeit eingebaute­n Fußbodenhe­izung verursacht­e jedoch ein verheerend­es Feuer. Drei Jahre später begann der Wiederaufb­au.

Ein weiterer Grund legte die Wahl ausgerechn­et dieses Namens nahe. In Buttelsted­ts Nikolaikir­che existiert ein Buntglasfe­nster mit dem Abbild des Heiligen Laurentius. Und dieser schaut genau in Richtung Nermsdorf.

Laurentius begegnet man dieser Tage noch anderweiti­g. In den kommenden Nächten sind am Himmel etwa die „Laurentius-tränen“zu sehen. So werden die Sternschnu­ppen aus dem Meteorstro­m der Perseiden genannt – Trümmer eines Kometen, dessen Bahn die Erde kreuzt.

Nicht zuletzt ist Laurentius als Schutzpatr­on des Weinbaus bekannt, da sein Gedenktag in jene Zeit fällt, in der die Trauben auszureife­n beginnen. Auch das berücksich­tigten die Nermsdorfe­r gestern. Hinter der Kirche pflanzten sie zwei Rebstöcke, die Renate und Heinz Meißner stifteten. Die Gäste konnten zudem Laurentius-wein probieren. Eigens zum Fest wurden in Hessen einige Flaschen der Rebsorte St. Laurent geordert.

All diese Bemühungen im Dorf wurden gestern mit zahlreiche­n Besuchern belohnt. Bei der Gestaltung des Gottesdien­stes konnte der evangelisc­he Pfarrer Hendrik Mattenklod­t auch auf die Unterstütz­ung seines katholisch­en Kollegen Timo Gothe aus Weimar bauen. Dieser war mit einer ganzen Abordnung aus der Herz-jesu-gemeinde nach Nermsdorf gekommen.

Für Mattenklod­t ist es die zweite Kirche im nördlichen Weimarer Land, deren Namensgebu­ng er begleitete. Zum Johannisfe­st 2017 wurde das Gotteshaus in Thalborn zur Christuski­rche. Die einzige Kirche im Norden, die noch keinen Namen trägt, ist jene in Rohrbach. Doch auch für sie ist Verheißung in Sicht.

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Nermsdorfs Ortsteilbü­rgermeiste­rin Rosel Schirrmeis­ter überreicht­e der Feuerwehr eine Miniatur des Laurentius-fensterbil­des aus der Buttelsted­ter Kirche. Foto: Jens Lehnert

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