Chemnitz-trainer Bergner: Erfurt wird ein Gradmesser
Der frühere Rot-weiß-coach freut sich auf die Rückkehr ins Steigerwaldstadion
Erfurt. Vom 2. Oktober bis zum 20. November 2017 war David Bergner als Cheftrainer für den FC Rot-weiß tätig, ehe er durch Stefan Emmerling ersetzt wurde. Zuvor leitete er das Nachwuchsleistungszentrum und war auch als Chefscout für die Thüringer tätig. Im Januar übernahm der 44-Jährige den Chemnitzer FC, mit dem er am Sonntag zum zweiten Mal nach Erfurt zurückkehrt (14.05 UHR/MDR live). Im April gewannen die Sachsen mit 5:0, konnten aber in der Folge den Mitaabstieg auch nicht abwenden. Dennoch bedeutete das Ergebnis die höchste Heimniederlage der Erfurter gegen Chemnitz. Unsere Zeitung sprach mit dem gebürtigen Berliner über seine Zeit beim FC Rot-weiß und die Ziele in dieser Saison.
Das letzte Gastspiel mit Chemnitz im April war bei Ihnen mit vielen Emotionen verbunden. Wird das am Sonntag wieder so sein?
Ich freue mich auf alle Fälle, wieder ins Stadion zu kommen. Aber die Konstellation ist natürlich eine andere. In beiden Mannschaften spielen viele neue Spieler, es ist ja kaum noch ein Spieler aus der letzten Saison dabei. Auf meiner Seite fallen mir da nur Dennis Grote und Daniel Frahn ein. Übermäßig groß werden die Emotionen aber nicht sein.
Haben Sie das Kapitel FC Rotweiß für sich schon abgeschlossen?
Ja, aber ich hatte trotzdem noch lockeren Kontakt zu den Personen im Nachwuchsleistungszentrum wie Norman Loose, Benjamin Adam oder André Vilk. Aber von denen ist ja auch keiner mehr da, da sich der Verein neu aufgestellt hat. Ab und zu denke ich aber noch mal zurück.
Vierter gegen Erster – kann man trotz der noch jungen Saison von einem Topspiel sprechen?
Ob es eines ist, weiß ich nicht. Zumindest gibt es die Tabellenkonstellation her. Man sollte das Spiel aber auch nicht überbewerten. Wir befinden uns in einem Prozess, wo es gilt, sich als Mannschaft zu finden. Das hat bisher schon gut funktioniert. Am Sonntag werden wir sehen, wo wir stehen. Erfurt ist ein richtig guter Gradmesser.
Ihre Mannschaft war unter der Woche spielfrei. Ein Vorteil?
Das glaube ich nicht. Wenn man am Dienstag spielt und am Sonntag wieder ran muss, ist das von der Regeneration her machbar. Wir haben das in unserer englischen Woche auch hinbekommen und hatten sogar weniger Zeit. Dennoch konnten wir Babelsberg bezwingen.
Auch in Chemnitz ging die Insolvenz nicht geräuschlos vorüber. Wie hält man solche Störfeuer von der Mannschaft fern?
Das hat die Mannschaft ganz allein gemacht. Wir standen mit Sportdirektor Thomas Sobotzik und dem Insolvenzverwalter immer im engen Austausch. Wenn es wichtige Sachen gegeben hätte, hätten wir davon sofort erfahren. Aber die gab es nicht. Die Jungs fokussieren sich auf die Liga und haben gar keine Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern. Das machen sie ganz gut.
Mit drei Siegen aus drei Spielen ist der Chemnitzer Neuanfang sportlich gelungen. Das Erfolgsgeheimnis für den perfekten Start?
Dass wir trotz des Starts gegen Fürstenwalde, als wir ein 2:0 hergegeben haben, ruhig geblieben sind und noch das Siegtor geschossen haben. Hier ist etwas zusammengewachsen, wir haben uns als Team gefunden. Aus der zweiten Reihe gibt es positiven Druck, die Jungs ziehen sich gegenseitig hoch, da jeder an seine Chance glaubt.
Wie verlockend und realistisch ist das Ziel, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen?
Für uns geht es erst einmal darum, eine neue Identität für den Verein aufzubauen, unabhängig von Spielständen oder der Tabelle. Wir brauchen ein positives Image, da helfen Siege natürlich. Wir werden aber die Zielstellung nicht verändern und demütig bleiben. Wir wollen das Maximum rausholen und schauen dann, was dabei herausspringt.
Was kennzeichnet die Regionalliga Nordost in dieser Saison?
Durch den Abstieg von Erfurt und Chemnitz hat die Liga extrem an Attraktivität gewonnen. Zuvor war sie doch relativ uninteressant. Der Aufstieg war schnell klar. Cottbus konnte keiner das Wasser reichen, die restlichen Spiele waren ja mehr oder weniger Freundschaftsspiele. Das ist jetzt anders und sieht man auch in den Ergebnissen. Jeder kann jeden schlagen und die „Kleinen“wollen dir immer ein Bein stellen.
Steht Kontinuität über der individuellen Qualität?
Das kann ich noch nicht sagen. Dann wäre ich ein Hellseher. Klar ist aber, dass es Kontinuität braucht, um aufzusteigen. Die Meisterschaft wird nicht unbedingt in den Spielen gegen Nordhausen oder Lok Leipzig entschieden. Gegen Teams wie Altglienicke oder Bautzen muss man punkten. Das muss man der Mannschaft klar machen, dass sie die Liga annimmt. Aber da sind wir auf einem guten Weg.
▶ FC Rot-weiß Erfurt – Chemnitzer FC, Sonntag . Uhr, Steigerwaldstadion MDR überträgt live