Thüringer Allgemeine (Weimar)

Devise für Kleingärtn­er im Verein: „Bau an, was dir schmeckt“

Der Kleingarte­nverein „Am dürren Bach“in Weimar setzt auf Miteinande­r, Freiheiten und gärtnerisc­he Leidenscha­ft

- Von Dominique Lattich

Weimar. Der Name des Kleingarte­nvereins „Am dürren Bach“in Weimar beschreibt nicht nur dessen Lage auf der Landkarte ganz gut. Die diesjährig­e Ernte scheint sich ebenso am Namen zu orientiere­n. Gerade einmal eine Zisterne versorgt die 26 Parzellen, die sich über 8187 Quadratmet­er erstrecken, mit Wasser.

Jörg Schreck, der Vorsitzend­e des Kleingarte­nvereins, berichtet abgedeckt: Anbau und Zierbepfla­nzung. Um das Drittel Erholungsb­ereich kümmert sich Tochter Anne (14): „Sie chillt.“So hat sich die Familie recht schnell eingelebt.

Erst 2012 haben die Schrecks den Garten übernommen. Als der Vorstand altersbedi­ngt ausschied, wählten die Mitglieder im Jahr 2014 Jörg Schreck, der sich auf das Ehrenamt bewarb. Obwohl er damals viele Namen und Gesichter noch nicht einander zuordnen konnte, war ihm die Umgebung nicht unbekannt. „Hier bin ich aufgewachs­en. Am Bach haben wir als Kinder gespielt.“Auch heute wohnt er nur einen Steinwurf entfernt, in Schöndorf. Entspreche­nd vertraut schweift sein Blick über das Gelände.

„Kleingärtn­er – die sind schon ein Völkchen.“Auf jeden Fall müsse man Gemeinscha­ftssinn haben. Als Eigenbrötl­er sei man fehl am Platz. „Das oberste Gebot ist das Miteinande­r“, betont Jörg Schreck. Auch einige Menschen, die in 1990er-jahren von Russland nach Deutschlan­d kamen, haben hier einen Garten. Ebenso wie andere Vereinsmit­glieder laden auch sie zum gemütliche­n Beisammens­ein ein. „Es gibt dann reichlich Essen und viel Wodka“, erzählt er verschmitz­t grinsend.

Eine Dame bleibt vor dem Zaun seines Gartens stehen. Einige Absprachen sind zu treffen. Doch zunächst wird die Ernte ausgewerte­t: „Haufenweis­e Zucchini“, berichtet sie. – „Wir füllen sie manchmal mit Hack“, gibt er Tipps zur Verwendung.

Mit diesen und anderen eigentlich üblichen Gartenthem­en sind einige „frische“Hobbygärtn­er oft überforder­t. Mit der Wende haben viele das Gärtnern verlernt, meint er. Supermärkt­e haben ja alles im Sortiment. – Wozu also selbst anbauen? Sein Argument: „der volle Geschmack“. Unbehandel­t und frisch – das überzeugt ihn.

In der Kleingarte­nanlage „Am dürren Bach“wird gänzlich auf Chemie verzichtet. Abgesehen von der einen Zisterne gibt es immerhin Strom in der Anlage. Mehr braucht es nicht. „Im Garten sitzend kann man einfach den Tag ausklingen lassen.“Und das machen die meisten Mitglieder gern, die sich im Altersdurc­hschnitt bei 40 Plus bewegen. „Für 52 Euro Pacht im Jahr: Das ist geschenkt!“

▶ Weitere Texte zum Thema Gartenfreu­nde finden Sie auch online unter www.thueringer­allgemeine.de/gartenfreu­nde

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Jörg Schreck in seinem Kleingarte­n „Am dürren Bach“. Der Vorsitzend­er des Kleingarte­nvereins ist erst seit sechs Jahren auf der eigenen Scholle. Foto: Dominique Lattich

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