Höxter-prozess: Angeklagte hält sich für Opfer
Im spektakulären Mordprozess um Folterung erklärt Angelika W. ihre Unschuld aufgrund fehlender Empathiefähigkeit
„Der Fernseher ist an, die Kinder spielen, die Hunde bellen und das Baby schläft trotzdem.“
Robbie Williams (44), britischer Popstar, der zum dritten Mal Vater geworden ist. Bei seiner Tochter „Coco“sei er jetzt ganz entspannt. Paderborn. Nach fast zwei Jahren Verhandlung steht der Mordprozess um das sogenannte Horrorhaus von Höxter vor dem Abschluss. Die Angeklagte Angelika W. stellte sich am Freitag in ihrem knapp 90-minütigen Schlusswort als Opfer des Mitangeklagten Wilfried W. dar. Sie entschuldigte sich nicht bei den Opfern und begründete dies mit ihrer fehlenden Empathiefähigkeit. Eine psychiatrische Gutachterin hatte ihr im Prozess bescheinigt, dass sie autistische Züge habe und kein Mitgefühl aufbringen könne.
Die Anwälte der Nebenkläger und die anwesende Mutter eines der beiden Todesopfer verließen aus Protest den Saal, weil die Angeklagte aus ihrer Sicht ausschweifend die Gelegenheit zum letzten Wort vor dem Urteil nutzte. „Wenn ich Mitgefühl empfinden könnte, wäre das alles wohl nicht passiert“, sagte Angelika W.
Über Jahre hinweg sollen Wilfried W. (48) und Angelika W. (49) mehrere Frauen in das Haus nach Höxter gelockt und dort misshandelt haben. Zwei Frauen starben. Das Landgericht Paderborn will am 5. Oktober ein Urteil fällen. Der Angeklagte Wilfried W. hat an dem Tag noch die Gelegenheit für sein letztes Wort. (dpa)