Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Seit neun Jahren helfen Naturschützer Kröten und Molchen zum Laichplatz
Umweltgruppe Limlingerodestöckey betreut einen 500 Meter langen Streckenabschnitt an der Landstraße 2062 bei Schiedungen
LIMLINGERODE. Seit mehr als drei Wochen sind Annemarie Jennes und Reinhard Koch mit ihren Mitstreitern der Umweltgruppe Limlingerode-stöckey an der Landstraße zwischen Trebra und Schiedungen im Einsatz. Ihre Aufgabe, die sie sich selbst gestellt haben, besteht darin, dafür zu sorgen, dass Molche, Kröten und andere Amphibien sicher ihren Laichplatz am Schiedunger Teich erreichen.
Einen mehr als 500 Meter langen Streckenabschnitt betreuen die Umweltschützer an der L 2062. In dieser Woche gehören zu den Arbeitsutensilien der Naturfreunde auch Vorschlaghammer, Akkuschrauber, Spaten und Kreuzhacke. Auf der Straßenseite, die an den Teich grenzt, müssen Plastikbehälter in den Boden eingegraben werden. „Arbeiter vom Straßenbauamt Nordthüringen haben auf unserem Streckenabschnitt im Abstand von achtzig Metern sechs Betonröhren quer unter der Fahrbahn verlegt. Die Kröten und Molche sollen die Röhren als Tunnel benutzen, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen“, erklärt Koch. „Am Ende eines jeden Tunnels buddeln wir Erdlöcher, in die die Behälter hineinkommen. Jeweils einen Behälter platzieren wir hinter jeder Röhre, und zwar so, dass die Amphibien hineinfallen. Bei unseren täglichen Kontrollgängen können wir auf diese Art überprüfen, ob die Tiere den künstlichen Tunnel überhaupt annehmen“, erklärt der Naturschützer.
Koch weiß, dass die Erdkröten und Molche gerade in dieser Jahreszeit wegen ihres Vermehrungstriebes von ihrem Winterrefugium zum Laichen an den Teich wechseln. Circa 5000 von ihnen suchen jährlich den Weg von einer auf die andere Stra- ßenseite. Hunderte Meter grüner Krötenzäune haben die engagierten Mitarbeiter der Umweltgruppe ebenfalls aufgebaut und mehrere Eimer neben den Zäunen in den Boden eingesetzt. Das machen sie schon seit neun Jahren.
Und ebenso lange gehen sie jeden Tag morgens und nach Einbruch der Dunkelheit die Strecke ab, sammeln die Molche und Kröten aus den Eimern und tragen sie über die Straße zum Laichplatz. „Das Absammeln der Amphibien beziehungsweise das Entleeren der Eimer ist immer sehr personalintensiv und setzt ein hohes Maß an Engagement und Enthusiasmus voraus. Und es lassen sich immer weniger Zeitgenossen für solch eine Sache wie den Naturschutz begeistern“, meint Annemarie Jennes, die alle Besonderheiten wie Anomalien, aber auch die Anzahl der überfahrenen Tiere dokumentiert.
„Wir leiten unsere Erkenntnisse an die entsprechenden Natur- und Umweltschutzbehörden weiter“, so Jennes. Dass das Prozedere des Kröteneinsammelns bald nicht mehr nötig ist, dafür sollen die neuen Tunnelröhren sorgen, die den Tieren ihren Weg vorgeben. Wenn endgültig fest steht, dass die Amphibien durch den Tunnel zum Teich wandern, können auch die Plastikbehälter entfernt werden. Aber bis dahin ist noch ein bisschen Zeit. Außerdem fehlen an den Straßenrändern noch die neuen Leiteinrichtungen aus Metall, die die grünen Zäune ersetzen und an denen entlang die Amphibien bis zu den Tunneleingängen geführt werden. „Wenn die Metallzäune stehen, ist ein großes Stück Arbeit geschafft“, freut sich Jennes.
5000 Tiere wandern zum Schiedunger Teich