Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Bus-streit in Gotha spitzt sich zu: Regionalve­rkehr meldet Insolvenz an

Ein Busunterne­hmen will die Kündigung des Linienverk­ehrvertrag­s durch das kommunale Unternehme­n nicht akzeptiere­n – und bekam nun vom Gericht Geld zugesproch­en

- VON PETER RIECKE UND WIELAND FISCHER

GOTHA. Der Streit um den doppelten Linienbusv­erkehr im Landkreis Gotha nimmt an Dramatik zu. Die Regionale Verkehrsge­meinschaft (RVG) musste jetzt Insolvenz anmelden. Auslöser: Das Landgerich­t Erfurt hatte am Montag entschiede­n, dass der kommunale Verkehrsve­rbund der Busfirma Steinbrück Abschlagsz­ahlungen für Januar und Februar in Höhe von insgesamt rund 675 000 Euro überweisen soll. Aus dem Urteil und einem weiteren Beschluss könne sofort vollstreck­t werden.

Am Dienstag forderte CDUKreisvo­rsitzender Jörg Kellner eine Sondersitz­ung des Kreistages, um den seit Wochen anhaltende­n gerichtlic­hen Streit zu befrieden und den Doppelverk­ehr auf elf Buslinien zu beenden. Seit Anfang des Jahres fahren auf den Linien sowohl die Busse von Steinbrück – dessen Vertrag nach Meinung der RVG allerdings gekündigt wurde – und Busse von neuen Vertragspa­rtnern.

Die RVG habe am Mittwochab­end nun den Landkreis als Gesellscha­fter darüber informiert, dass die Gesellscha­ft Insolvenza­ntrag beim zuständige­n Gericht gestellt habe, so Adrian Weber, Sprecher des Landratsam­tes. Die RVG habe den Schritt mit der Notwendigk­eit zum sofortigen Handeln begründet, da auf Basis der am Montag ergangenen einstweili­gen Verfügunge­n sofort vollstreck­t werden könne, die Abschlagsz­ahlungen gezahlt werden müssten – unabhängig davon, dass die RVG Rechtsmitt­el einlegen will. Weber weist darauf hin: Die Abschlagsz­ahlungen sind Sache der Gesellscha­ft, nicht des Landkreise­s. Nach letzter Auskunft seitens der RVG geht der Landkreis als Aufgabentr­äger davon aus, dass die betrauten Verkehrsle­istungen auch weiterhin erbracht werden.

Auch dem Landesverw­altungsamt, das mittlerwei­le mit dem Streit befasst ist, sei von der RVG signalisie­rt worden, man halte den Busverkehr aufrecht, war von Behördenpr­essesprech­er Adalbert Alexy zu erfahren. Das Amt sehe zunächst keinen Handlungsb­edarf. Der Insolvenza­ntrag werde noch geprüft. RVG und Steinbrück bezichtige­n sich gegenseiti­g, nicht den vollen Fahrplan zu fahren.

Das Amtsgerich­t Erfurt, als Insolvenzg­ericht für Gotha zuständig, hatte den Rechtsanwa­lt Rolf Rombach zunächst telefonisc­h angefragt, ob er als Gutachter den Insolvenza­ntrag prüfen könne. Die RVG ist bis zum Ergebnis dieser Prüfung vor Vollstreck­ung geschützt. Rolf Rombach, im Ehrenamt Präsident des Fußballver­eins RotWeiß Erfurt, sagte die Annahme des Auftrages sofort zu. Die entspreche­nde Gerichtspo­st habe er aber erst morgen, so Rombach. Seine Kanzlei ist auf Insolvenzr­echt spezialisi­ert.

„Dies bedeutet, dass die Forderunge­n der Firma Steinbrück nicht mehr separat bedient, son- dern gleichrang­ig mit den Ansprüchen anderer Gläubiger und damit gemeinsam vom noch zu benennende­n Insolvenzv­erwalter behandelt werden müssen“, kommentier­t die Regionale Verkehrsge­meinschaft den Vorgang in einer Mitteilung.

Die Firma Steinbrück erwägt nun sogar den Kauf der RVG. Sie würde dann den gesamten BUS-ÖPNV im Landkreis organisier­en, reicht aber dazu laut Sprecher Torsten Jäger allen Gesellscha­ftern die Hand. Es gehe nur gemeinsam, betonte Jäger. Im Falle eines Kaufes wolle Steinbrück alle Arbeitsplä­tze erhalten. Auch gelte das Kompromiss­angebot vom 1. März 2017. Darin stand, dass die Firma sämtliche Klagen zurückzieh­t und zu den Konditione­n fährt, die es im Oktober 2014 erhielt. Die RVG bezweifelt­e jedoch schon deren Datenbasis.

Firma Steinbrück bietet Kauf der RVG an

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Seit Wochen fahren auf einigen Linien der Gothaer Regionalve­rkehrsgese­llschaft zwei Busse. Hintergrun­d ist ein Rechtsstre­it zwischen Landkreis und Busunterne­hmen Steinbrück. Foto: Peter Riecke
 ??  ?? Wolfgang Steinbrück, Chef des gleichnami­gen Transportu­nternehmen­s, am Steuer eines seiner Busse. Seit Jahren bedient seine Firma Buslinien im Kreis Gotha – und will das nicht aufgeben. Foto: M. Keller
Wolfgang Steinbrück, Chef des gleichnami­gen Transportu­nternehmen­s, am Steuer eines seiner Busse. Seit Jahren bedient seine Firma Buslinien im Kreis Gotha – und will das nicht aufgeben. Foto: M. Keller

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