Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Wer Papier in die Tonne legt, sorgt für niedrige Abfallgebühren
EW Entsorgung erzielt im Auftrag des Landkreises stabile Einnahmen aus dem Einsammeln des Altpapiers
EICHSFELD. Weil Abfall nicht gleich Abfall ist, betreibt die EW Entsorgung Gmbh der Eichsfeldwerke im Auftrag des Landkreises ein breit gefächertes System zur getrennten Erfassung all dessen, was in Haushalten und Firmen anfällt. Für Altglas gibt es öffentliche Container ebenso wie für Papier, Bioabfall kann an Annahmestellen abgegeben werden, wobei aber das eigene Kompostieren empfohlen wird, Bauschutt geht an die Deponie Beinrode. Die Abfuhr von Sperrmüll und Elektroaltgeräten/altmetall kann jeweils einmal pro Jahr angemeldet werden. Für gefährliche Abfälle ist das Schadstoffmobil unterwegs, dessen Termin in der Abfallfibel der Eichsfeldwerke und auch auf deren Internetseite aufgelistet ist. Für das Duale System sammelt das kreiseigene Unternehmen die Gelben Säcke mit den Plastik-leichtverpackungen im Zwei-wochen-rhythmus ein. Alles, was nicht in eine der Kategorien gehört und auch nicht zu den Materialien, die vom Handel zurückzunehmen sind, landet in der Restabfalltonne, die alle zwei Wochen geleert wird. Eine Besonderheit ist im Landkreis seit 2008 die Abfuhr von Altpapier, für die allen Haushalten kostenlos die 240-Liter-tonne mit blauem Deckel bereitgestellt wird. Während bei allen anderen Entsorgungsdiensten zu vermerken ist, dass diese mit in der Abfallgebühr enthalten bzw. beim Gelben Sack schon beim Kauf der Produkte mit bezahlt wurden, erzielt EW Entsorgung mit dem Papier Geld, welches zu den niedrigen Abfallgebühren im Landkreis beiträgt.
„Wir danken den Bürgern dafür, dass sie uns ihr Papier geben“, sagt der stellvertretende Landrat Gerald Schneider, der sich darüber freut, dass sich das parallel zu den Containern betriebene Einsammelsystem bestens etabliert hat. Sein Papier abfahren zu lassen, sagt die Umweltamtsleiterin Gudrun Stöber, „ist im Interesse aller Gebührenzahler“. Dass es sich bei Papier und Pappe um einen Wertstoff handele, sei ja den älteren Bürgern noch aus dem „Sero“-system und den Sammelaktionen der Schulen zu DDRZeiten bekannt.
Die Einnahmen aus dem Altpapier-verkauf an ein Verwertungsunternehmen lägen immer über den Kosten, so dass damit „die Gebühren nicht unerheblich stabilisiert werden können“, fügt der Kaufmännische Geschäftsführer der EW Entsorgung Gmbh, Markus Kruse, hinzu. Kruse und Stöber gehen davon aus, dass dies auch bei der Neukalkulation der Abfallgebühren, die für die Jahre ab 2019 fällig wird, so sein kann. Laut Finanzabteilung des Landratsamtes flossen im Jahr 2015 aus dem Papierverkauf rund 425 000 Euro in die Kalkulation ein. Wie Markus Kruse sagt, werden neben den 225 im Kreis verteilten Containern 23 300 Papierbehälter regelmäßig geleert. Im Jahr 2016 seien insgesamt 6725 Tonnen zusammengekommen, ähnlich dem Vorjahr.
Geleert werden die Behälter mit drei Seitenlader-fahrzeugen und in der Regel einem weiteren Fahrzeug. Diese fahren das Papier auf den EichsfeldwerkeBetriebshof Dingelstädt, wo es in einer Halle zu großen Ballen gepresst und kurz zwischengelagert wird. Die Ballen werden dann von Speditionsfahrzeugen im Auftrag des Verwertungs- unternehmens – das ist zurzeit die WPT – abgeholt und zu einer Papierfabrik gebracht. Rund 30 bis 35 Tonnen Papier kommen pro Tag auf dem Betriebshof an. Durchschnittlich seien das fünf Lkw-ladungen, so Betriebshofleiter Gerhard Hünermund.
Mit der Abgabe des Papiers leisten die Bürger auch einen erheblichen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, sagt Umweltamtsleiterin Gudrun Stöber. Denn immerhin werde in Deutschland bei der Papierherstellung zu 74 Prozent Altpapier eingesetzt. Und vor allem das Aufkommen an Verpackungen habe durch den wachsenden Internet-handel stark zugenommen.
Wer nun vermutet, dass in den Papiertonnen auch vieles landet, das da nicht hinein gehört, dem muss Gudrun Stöber widersprechen. „Es gibt zwar Fehlwürfe, aber die halten sich im Rahmen des Üblichen“, berichtet sie, dass der Abnehmer bisher noch nie reklamiert habe. Auch diese Aussage verbindet sie mit einem Lob an die Bürger. Laut Vertrag habe der Abnehmer die Kosten der Sortierung zu tragen. Und der Preis sei im Vertrag festgeschrieben, aber an einen Index des Statistischen Bundesamtes gekoppelt.
Gerade lässt Kurt Muck von einer Speditionsfirma aus dem Untereichsfeld seinen Tieflader mit 40 gepressten Ballen beladen, so dass es 24 Tonnen werden. Nicht jeder Ballen sei gleich schwer, weiß Muck: „Zeitungspapier ist schwerer als Pappe, weil in der viel Luft ist.“Und Zeitungen machen einen schönen Anteil am Papieraufkommen aus, wie auf dem Förderband vor der Presse und an den Ballen zu sehen ist. So werden auch Exemplare dieser Ausgabe – nach dem Lesen – hier landen. In der Papierfabrik wird daraus Pappe.
Landkreis dankt den Bürgern für das Papier