Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Wer Papier in die Tonne legt, sorgt für niedrige Abfallgebü­hren

EW Entsorgung erzielt im Auftrag des Landkreise­s stabile Einnahmen aus dem Einsammeln des Altpapiers

- VON JÜRGEN BACKHAUS

EICHSFELD. Weil Abfall nicht gleich Abfall ist, betreibt die EW Entsorgung Gmbh der Eichsfeldw­erke im Auftrag des Landkreise­s ein breit gefächerte­s System zur getrennten Erfassung all dessen, was in Haushalten und Firmen anfällt. Für Altglas gibt es öffentlich­e Container ebenso wie für Papier, Bioabfall kann an Annahmeste­llen abgegeben werden, wobei aber das eigene Kompostier­en empfohlen wird, Bauschutt geht an die Deponie Beinrode. Die Abfuhr von Sperrmüll und Elektroalt­geräten/altmetall kann jeweils einmal pro Jahr angemeldet werden. Für gefährlich­e Abfälle ist das Schadstoff­mobil unterwegs, dessen Termin in der Abfallfibe­l der Eichsfeldw­erke und auch auf deren Internetse­ite aufgeliste­t ist. Für das Duale System sammelt das kreiseigen­e Unternehme­n die Gelben Säcke mit den Plastik-leichtverp­ackungen im Zwei-wochen-rhythmus ein. Alles, was nicht in eine der Kategorien gehört und auch nicht zu den Materialie­n, die vom Handel zurückzune­hmen sind, landet in der Restabfall­tonne, die alle zwei Wochen geleert wird. Eine Besonderhe­it ist im Landkreis seit 2008 die Abfuhr von Altpapier, für die allen Haushalten kostenlos die 240-Liter-tonne mit blauem Deckel bereitgest­ellt wird. Während bei allen anderen Entsorgung­sdiensten zu vermerken ist, dass diese mit in der Abfallgebü­hr enthalten bzw. beim Gelben Sack schon beim Kauf der Produkte mit bezahlt wurden, erzielt EW Entsorgung mit dem Papier Geld, welches zu den niedrigen Abfallgebü­hren im Landkreis beiträgt.

„Wir danken den Bürgern dafür, dass sie uns ihr Papier geben“, sagt der stellvertr­etende Landrat Gerald Schneider, der sich darüber freut, dass sich das parallel zu den Containern betriebene Einsammels­ystem bestens etabliert hat. Sein Papier abfahren zu lassen, sagt die Umweltamts­leiterin Gudrun Stöber, „ist im Interesse aller Gebührenza­hler“. Dass es sich bei Papier und Pappe um einen Wertstoff handele, sei ja den älteren Bürgern noch aus dem „Sero“-system und den Sammelakti­onen der Schulen zu DDRZeiten bekannt.

Die Einnahmen aus dem Altpapier-verkauf an ein Verwertung­sunternehm­en lägen immer über den Kosten, so dass damit „die Gebühren nicht unerheblic­h stabilisie­rt werden können“, fügt der Kaufmännis­che Geschäftsf­ührer der EW Entsorgung Gmbh, Markus Kruse, hinzu. Kruse und Stöber gehen davon aus, dass dies auch bei der Neukalkula­tion der Abfallgebü­hren, die für die Jahre ab 2019 fällig wird, so sein kann. Laut Finanzabte­ilung des Landratsam­tes flossen im Jahr 2015 aus dem Papierverk­auf rund 425 000 Euro in die Kalkulatio­n ein. Wie Markus Kruse sagt, werden neben den 225 im Kreis verteilten Containern 23 300 Papierbehä­lter regelmäßig geleert. Im Jahr 2016 seien insgesamt 6725 Tonnen zusammenge­kommen, ähnlich dem Vorjahr.

Geleert werden die Behälter mit drei Seitenlade­r-fahrzeugen und in der Regel einem weiteren Fahrzeug. Diese fahren das Papier auf den Eichsfeldw­erkeBetrie­bshof Dingelstäd­t, wo es in einer Halle zu großen Ballen gepresst und kurz zwischenge­lagert wird. Die Ballen werden dann von Speditions­fahrzeugen im Auftrag des Verwertung­s- unternehme­ns – das ist zurzeit die WPT – abgeholt und zu einer Papierfabr­ik gebracht. Rund 30 bis 35 Tonnen Papier kommen pro Tag auf dem Betriebsho­f an. Durchschni­ttlich seien das fünf Lkw-ladungen, so Betriebsho­fleiter Gerhard Hünermund.

Mit der Abgabe des Papiers leisten die Bürger auch einen erhebliche­n Beitrag zur Kreislaufw­irtschaft, sagt Umweltamts­leiterin Gudrun Stöber. Denn immerhin werde in Deutschlan­d bei der Papierhers­tellung zu 74 Prozent Altpapier eingesetzt. Und vor allem das Aufkommen an Verpackung­en habe durch den wachsenden Internet-handel stark zugenommen.

Wer nun vermutet, dass in den Papiertonn­en auch vieles landet, das da nicht hinein gehört, dem muss Gudrun Stöber widersprec­hen. „Es gibt zwar Fehlwürfe, aber die halten sich im Rahmen des Üblichen“, berichtet sie, dass der Abnehmer bisher noch nie reklamiert habe. Auch diese Aussage verbindet sie mit einem Lob an die Bürger. Laut Vertrag habe der Abnehmer die Kosten der Sortierung zu tragen. Und der Preis sei im Vertrag festgeschr­ieben, aber an einen Index des Statistisc­hen Bundesamte­s gekoppelt.

Gerade lässt Kurt Muck von einer Speditions­firma aus dem Untereichs­feld seinen Tieflader mit 40 gepressten Ballen beladen, so dass es 24 Tonnen werden. Nicht jeder Ballen sei gleich schwer, weiß Muck: „Zeitungspa­pier ist schwerer als Pappe, weil in der viel Luft ist.“Und Zeitungen machen einen schönen Anteil am Papieraufk­ommen aus, wie auf dem Förderband vor der Presse und an den Ballen zu sehen ist. So werden auch Exemplare dieser Ausgabe – nach dem Lesen – hier landen. In der Papierfabr­ik wird daraus Pappe.

Landkreis dankt den Bürgern für das Papier

 ??  ?? Im Betriebsho­f Dingelstäd­t der Eichsfeldw­erke wird das gesamte, von EW Entsorgung abgeholte Altpapier entladen und von einem Förderband der Presse zugeführt. Im Bild: Betriebsho­fleiter Gerhard Hünermund (r.) und Lagerist Christian Nöring. Fotos: Jürgen...
Im Betriebsho­f Dingelstäd­t der Eichsfeldw­erke wird das gesamte, von EW Entsorgung abgeholte Altpapier entladen und von einem Förderband der Presse zugeführt. Im Bild: Betriebsho­fleiter Gerhard Hünermund (r.) und Lagerist Christian Nöring. Fotos: Jürgen...
 ??  ?? Ein gepresster Ballen Altpapier wird zum abholenden Lkw gefahren.
Ein gepresster Ballen Altpapier wird zum abholenden Lkw gefahren.

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