Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Europa und die Welt auf dem Stundenpla­n

Viele Thüringer Schüler sind internatio­nal unterwegs – Partnersch­aften werden intensiv gepflegt

- VON CLAUDIA GÖTZE

GERA/ERFURT/HEILIGENST­ADT. Für einen Auslandsau­fenthalt ist Thüringer Schülern kein Weg zu weit. Bis nach Ungarn, Norwegen, Zypern oder Portugal fahren sie, um sich mit Gleichaltr­igen auszutausc­hen. Ob Belgien, Frankreich, Estland, Ungarn oder Dänemark: Für Thüringer Schüler ist Europa nicht nur Lernstoff, sondern auch Erlebnis. Vielerorts sind Schulpartn­erschaften entstanden – oft parallel zu Städtefreu­ndschaften, ergab eine Umfrage.

Finanziert werden die Aufenthalt­e bei den Partnersch­ulen über zahlreiche Förderprog­ramme wie das Eu-bildungspr­ogramm „Erasmus“oder das „Deutsch-französisc­he Sekretaria­t“. Das Land Thüringen gibt nach eigenen Angaben 300 000 Euro pro Jahr für die Förderung internatio­naler Beziehunge­n von Schulen aus.

„In Gotha werden aktuell drei internatio­nale Schulpartn­erschaften gepflegt“, sagt Stadtsprec­her Maik Märtin. Die Verbindung­en reichen nicht nur in die Slowakei, sondern auch nach Russland und in die USA. Zweimal im Jahr organisier­t das Arnoldi-gymnasiums mit einer Schule in Gastonia (North Carolina) einen Schüleraus­tausch.

In Erfurt pflegen Schüler Kontakte in mindestens 14 Länder. Allein die Berufsschu­le „Ernst Benary“hat sechs Partnersch­ulen: Künftige Bäcker fahren nach Lille (Frankreich), Gärtner nach Räpina (Estland), Frisöre und Kosmetiker nach Vilnius (Litauen) und Köche nach Györ (Ungarn).

Jugendlich­e aus Meiningen treffen regelmäßig mit Gleichaltr­igen aus neun anderen europäisch­en Städten zu einem Festival zusammen.

Die Fahrten zu den europäisch­en Partnern sind bei den Schülern heiß begehrt. „Wir haben immer mehr Bewerber als mitfahren dürfen und deshalb eine Warteliste“, sagt Monika Goedecke, Direktorin der Tilman-riemenschn­eider-schule in Heiligenst­adt, die seit 22 Jahren mit einer Schule im ungarische­n Bagod partnersch­aftlich verbunden ist. Als kürzlich wieder eine Gruppe nach Bagod fuhr, waren auch Flüchtling­skinder der Schule im Eichsfeld mit dabei. „Auch ein kleiner Beitrag zur Völkervers­tändigung“, sagt Goedecke angesichts der Flüchtling­sdiskussio­n in Ungarn.

Fünf Partnersch­ulen hat das Lerchenber­g-gymnasium Altenburg. „Andere Länder, Kulturen und Bildungssy­steme kennenzule­rnen ist wichtig“, findet Schulleite­rin Simone Preißler. Dabei gehe es nicht nur ums Sprachtrai­ning. Auch in Altenburg sind die Austauschp­lätze in Olten (Schweiz), Kongsberg (Norwegen), Breuil-le-vert (Frankreich), Olkusz (Polen) und Hickory (USA) immer heiß begehrt.

In Gera sind derzeit Schüler aus dem niederländ­ischen Arnheim in der Integriert­en Gesamtschu­le zu Gast. „Alle Kontakte und Begegnunge­n sind nur durch das hohe Engagement von Lehrern und vielen ehrenamtli­chen Unterstütz­ern möglich“, heißt es im Geraer Rathaus.

Im Juni kommen fünf Schüler aus Fort Wayne (USA) nach Gera. Dieser Aufenthalt werde überwiegen­d durch das „Fort Wayne Sister Cities Committee“finanziert. In Gera werden die Schüler in Familien leben und durch die Partnerges­ellschaft Gera-fort Wayne begleitet. Im September 2017 wird eine seit 2004 bestehende Schulpartn­erschaft zwischen dem Goethegymn­asium und einer Mittelschu­le in Perm (Russland) in Gera fortgesetz­t. Auch hier werden die Gäste in Familien leben.

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