Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Früherer Bordellchef soll lange hinter Gitter
Urteil wird in Erfurt Mitte Juni erwartet
ERFURT. Im Erfurter Rotlichtund Rockerprozess hat Oberstaatsanwalt Thomas Riebel am Samstag acht Jahre Gefängnis für den Hauptangeklagten gefordert. Auf das Konto des 40 Jahre alten vorbestraften früheren Bordellbesitzers gehen nach Auffassung der Anklage mehrere Straftaten mit erheblichem Schaden. Für die drei Mitangeklagten forderte Riebel vor dem Erfurter Landgericht Freiheitsstrafen von vier Jahren und drei Monaten, vier Jahren sowie eine 15-monatige Bewährungsstrafe.
Die vier Männer sitzen seit November 2016 wegen Delikten der organisierten Kriminalität auf der Anklagebank. Darunter ist der Ex-präsident der inzwischen aufgelösten Erfurter Hells Angels. Für ihn plädierte sein Verteidiger auf Freispruch. Einen Freispruch verlangte ebenso die Verteidigung eines Mitangeklagten.
Den Männern werden gemeinschaftliche Diebstähle, Betrug, Veruntreuung, Unterschlagung und schwere räuberische Erpressung vorgeworfen. Ein ursprünglich fünfter Angeklagter wurde inzwischen freigesprochen.
Die Beweisaufnahme stützte sich im Wesentlichen auf einen mutmaßlichen Komplizen, der als Kronzeuge in dem Prozess ausgesagt hatte. Zur Glaubwürdigkeit des Kronzeugen sagte Riebel, der Mann habe Täterwissen preisgegeben. Zu den Taten gehörte im Januar 2012 der Bruch eines Geldautomaten in dem Bordell des Hauptangeklagten. Die Beute von 30 000 Euro haben sich laut Anklage der Bordellchef, der Ex-rockerpräsident und der Kronzeuge geteilt. Die Vorwürfe umfassen aber beispielsweise auch den Diebstahl von Radladern und einen Banküberfall, bei dem im Dezember 2013 in Roßleben 17 000 Euro erbeutet wurden. Die Staatsanwaltschaft verlangte von den Angeklagten zudem die Zahlung von Geldbeträgen zwischen 10 000 und 148 000 Euro aus ihren Vermögen.
Der Prozess wird am 12. Juni mit den zwei noch ausstehenden Plädoyers der Verteidigung fortgesetzt. Ein Urteil wird am 19. Juni erwartet.