Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

„Es gilt das gesprochen­e Wort“

Hoff ließ Verzögerun­g bei Verbeamtun­g in Regierungs­erklärung im Landtag weg – Passage findet sich nur im Redemanusk­ript

- VON ELMAR OTTO

ERFURT. Als Benjamin-immanuel Hoff (Linke) am 1. Juni eine Regierungs­erklärung zur Bildungspo­litik in Thüringen hielt, war die Botschaft klar, sie lautete: „Unterricht­sgarantie!“Zum Thema Verbeamtun­g hielt sich der Staatskanz­leiministe­r im Parlament dagegen zurück. Hoff betonte lediglich: „Diejenigen Lehrkräfte, die bereits als Angestellt­e im Schuldiens­t tätig sind, und diejenigen, die jetzt neu hinzukomme­n, erhalten dieses Angebot. Das ist richtig und wichtig, weil wir in einem Wettbewerb zu anderen Bundesländ­ern stehen.“

Was er nicht sagte: Der ursprüngli­ch von der rot-rot-grünen Regierung angekündig­te Termin zum 1. August würde für die überwiegen­de Zahl der Lehrkräfte nicht zu halten sein. Dieses wichtige Detail kann man lediglich im schriftlic­hen Redemanusk­ript nachlesen, allerdings ist das Papier wie üblich mit dem Zusatz versehen: „Es gilt das gesprochen­e Wort“.

Ob Hoff im Eifer des Gefechts die entscheide­nden Sätze wegließ oder ob er die unpopuläre Entscheidu­ng absichtlic­h nicht so prominent verkaufen wollte, ist spekulativ. Fest steht aber, dass die Kommunikat­ion der Verschiebu­ng auf den 1. Oktober hätte besser laufen können. Zwar werden Berufseins­teiger noch wie versproche­n zum 1. August in den hoheitlich­en Staatsdien­st übernommen, ebenso diejenigen, die im August oder September an die beamtenrec­htliche Altersgren­ze gelangen. Aber mehr als 2000 Lehrer, die schon beim Land angestellt sind und die Verbeamtun­g beantragt haben, müssen zwei weitere Monate warten. Viele erfuhren erst Ende vergangene­r Woche durch die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft sowie den Thüringer Lehrerverb­and (TLV) davon. Nicht wenige Pädagogen haben nun Schwierigk­eiten beim Wechsel der Krankenver­sicherung, weil sie weiterhin vom 1. August ausgegange­n sind. „Wir als TLV haben das Bildungsmi­nisterium frühzeitig darauf aufmerksam gemacht und darum gebeten, dies schnell zu kommunizie­ren“, sagt Verbandsch­ef Rolf Busch im Tlzgespräc­h. In der vergangene­n Woche habe man – am letzten Schultag – und auch nur auf Nachfrage erfahren, dass durch die Schulämter eine Informatio­n an die Schulen erfolgen soll. „Man hätte das deutlich früher mitteilen müssen“, sagt Busch.

Darüber hinaus kam es zum Streit über die Deutungsho­heit, wer nun die Verzögerun­g zu verantwort­en hat. Während es zunächst aus Regierungs­kreisen hieß, die Landesfina­nzdirektio­n sei schuld, weil sie die Antragsflu­t nicht bewältigen könne – wogegen sich die dortigen Beamten und das übergeordn­ete Finanzmini­sterium verwahrten, übte man sich gestern in Harmonie.

„Die Verbeamtun­g von mehr als 2000 Lehrkräfte­n in so kurzer Zeit ist ein Mammutproj­ekt, das ein hohes Maß an Zusammenar­beit bei allen Beteiligte­n erfordert. Diese Zusammenar­beit funktionie­rt mit allen Beteiligte­n, die Landesfina­nzdirektio­n eingeschlo­ssen, außerorden­tlich gut“, teilte eine Sprecherin des Bildungsmi­nisteriums auf Anfrage mit. Dafür gelte den Kolleginne­n und Kollegen „unser ausdrückli­cher Dank“. Ein Hauptgrund für die Verzögerun­g sei die große Zahl an Einzelfall­prüfungen, die innerhalb des engen Zeitplanes seitens des Bildungsmi­nisteriums zu leisten sei.

Finanzdire­ktion trifft keine Schuld

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