Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
3000 Plätze schmiegen sich in den Berg
Naturtheater Steinbachlangenbach besteht seit 60 Jahren – Nun wird es fit für die Zukunft gemacht
STEINBACHLANGENBACH. Open-air-konzerte, Operette, Comedy und Kindertheater: Das Naturtheater Steinbachlangenbach unweit des Rennsteigs ist seit 60 Jahren eine beliebte Adresse für warme Tage und Abende im Sommer. „Am 30. Juni 1957 wurde das Theater im Grünen eröffnet“, sagt der Vorsitzende des Naturtheatervereins, Michael Bartelt. 3000 Plätze habe die Spielstätte, die sich nach dem Vorbild antiker Amphitheater in den Berghang schmiege. „Sie ist damit eine der größten dieser Art in Deutschland.“
Vom „Pfingstfest der Volksmusik“über Konzerte mit Karat, Max Forster, Nena oder den Kastelruther Spatzen, vom Kabarettisten Helge Schneider bis zur Operette „Der Vogelhändler“reicht das Angebot bis zum Saisonende am 30. August. Für Kinder wird das Märchen „Die kleine Hexe“nach Otfried Preußler in einer Inszenierung des Amateurtheaters Hildburghausen geboten. „Wir arbeiten seit Jahren mit dem Laienorchester und der Operettenbühne Berlin zusammen, bei anderen Vorstellungen greifen wir auf Agenturen zurück“, sagt Bartelt, 47 Jahre alt und Diplomingenieur für Elektrotechnik.
Seit 2002 leitet er den „Verein zur Erhaltung und Entwicklung des Naturtheaters Steinbachlangenbach“, kurz Naturtheater-verein. Nach der Wiedervereinigung brachen die Besucherzahlen weg. In der DDR sei immer ein volles „Haus“gesichert gewesen. „Alle 14 Tage kamen Zehntausende neue Fdgburlauber in diesen südlichen Teil des Thüringer Waldes, die neben Wandern eben auch die Naturbühne besuchten – bespielt vom Theater Meiningen“, erzählt Bartelt. Mehrere Male pro Woche gastierten die Schauspieler und Sänger dort.
Wie weiter? Das sei nach 1990 die große Frage gewesen. Die Gemeinde wollte eine Art Festival wie die Störtebekerfestspiele in Ralswieck auf Rügen etablieren. „Sie dachte an die ‚Digedags‘ – die Ddr-comics von Hannes Hegen. Doch die kannte schon damals kaum noch einer von den Jungen.“
Ein Sommerprogramm für möglichst viele Interessenten auf die Beine zu stellen, das sei bis heute eine Herausforderung. Bei Kindermärchen etwa würden nur bekannte Stücke ziehen – und während Forster ausverkauft war, kamen zu Karat nur 800 Fans.
Neben Programm und Organisation der Großveranstaltungen treibt die rund 60 Vereinsmitglieder der Zustand der Anlage um. In den 1950er Jahren von den Einheimischen im „Nationalen Aufbauwerk“(NAW) und mit Hilfe der Sowjetarmee erbaut, seien Anlage, Infrastruktur und Gebäude in die Jahre gekommen. Zwar sei einiges durch das Engagement von Vereinsmitgliedern, Firmen, Gemeinde und mit Landesförderung verbessert worden. Wege, Grünanlagen und auch Gebäude müssten aber weiter auf Vordermann gebracht werden.
„Uns schwebt ein mobiles Dach über Bühne und Zuschauerraum vor, um wetterunabhängig zu werden“, sagte Bartelt. „Etwa 3 Millionen Euro soll alles in Summe kosten, rund 1,5 Millionen Euro allein für das Dach.“Vom Wirtschaftsministerium in Erfurt sei bereits ein positives Signal gekommen. „Wir hoffen, dass es 2018 losgeht und im Frühjahr 2019 das Dach steht.“