Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

„Wir beschränke­n uns auf soziale Arbeit, machen die aber modellhaft“

Schwester Elisabeth zur Rolle der Caritas in Russland: Über Jahre eine Vertrauens­basis erarbeitet – Hilfe ausnahmslo­s für bedürftige Menschen bestimmt

- VON GERLINDE SOMMER

ERFURT. Maria Elisabeth Jakubowitz ist Nonne, trägt aber zivile Kleidung. Sie war Caritas-direktorin in West-sibirien und erzählte jüngst am Rande der Verabschie­dung von ihrem Amtskolleg­en Bruno Heller der TLZ, was in Russland Not tut.

Die Frau Jahrgang 1959, stammt aus Sangerhaus­en, Bistum Magdeburg. Sie hatte Krankensch­wester gelernt und trat im Oktober 1980 in Erfurt in den Orden ein; inzwischen gehört sie zu den Aachener Franziskan­erinnen. Bis zur Wende hat sie im Marienstif­t in der Hauskranke­npflege und zwei Jahre im Katholisch­en Krankenhau­s gearbeitet. Ab Frühjahr 1990 wirkte sie am Aufbau der ersten Caritas-sozialstat­ion in den damals sich eben erst formierend­en neuen Ländern mit. Eröffnung war im August 1990 in Erfurt. Bis Ende 1994 war sie die Leiterin.

Für so viele Menschen hierzuland­e fing ein neues Leben an. Sie schauten westwärts, suchten den Konsum. Schwester Elisabeth blieb ihrem Glauben in Armut treu und ging ostwärts – nach Weißrussla­nd. Leistete Aufbauarbe­it und wurde schließlic­h Caritas-direktorin.

Im Mai 1995 war sie mit vier Schwestern der in Jena vertretene­n Ordensgeme­inschaft der Missionari­nnen Christi nach Omsk in Sibirien aufgebroch­en. Bischof Joseph Werth hatte deutschen Schwestern für die katholisch­e Gemeinde gesucht, die überwiegen­d aus Russlandde­utschen bestand. „Mir war das ein Anliegen“, sagt die Schwester. Die Region Omsk, für die sie als Leiterin acht Jahre lang zuständig war, entsprach in der

Fläche den fünf neuen Bundesländ­ern. Aber während hierzuland­e langsam vieles besser wurde, „waren das die Jahre, in denen in Russland viel Hunger und Not war“, sagt sie und erinnert sich mit Freude daran, dass der Erfurter Caritas-verband „eine unserer ersten und wichtigste­n Partnerorg­anisatione­n“war. Bruno Heller hatte Schwester

Elisabeth, die zu seiner Amtskolleg­in werden sollte, bei ihrer Verabschie­dung 1995 zugesagt: Wir unterstütz­en Sie. – „Da wusste ich noch nicht, in welcher Weise ich Unterstütz­ung brauchen würde. Als wir mit sehr viel sozialer Not konfrontie­rt wurden, habe ich nachgefrag­t – und deshalb kamen bis 2003 jedes Jahr mehrere Hilfstrans­porte“erinnert sie sich.

Die Klientel veränderte sich: Russlandde­utsche gingen in Zeiten extremer Not nach Deutschlan­d. Für Schwester Elisabeth aber wurde die Arbeit nicht weniger. „Wir haben in der Caritas generell nie nach Nationalit­ät oder Religionsz­ugehörigke­it gefragt. Hilfe haben immer aller erhalten, die Hilfe brauchen.“Das habe einerseits beeindruck­t, aber es habe auch zu Nachfragen durch jene geführt, die glaubten, als russlandde­utsche Organisati­onen eine bevorzugte Behandlung erhalten zu müssen. „Doch das haben wir generell nicht gemacht“, hebt Schwester Elisabeth hervor.

Von 2004 an wurde der Bereich, für den sie die Verantwort­ung trug, noch größer: Schwester Elisabeth wurde Diözesanca­ritas-direktorin für West-sibirien – und blieb dies bis September 2013. Für eine aus dem Ausland stammende Nichtregie­rungsorgan­isation kann es schnell schwierig werden in Russland. „Aber die Caritas hat sich über Jahre eine Vertrauens­basis erarbeitet, ist transparen­t und lässt ihre Hilfe ausnahmslo­s bedürftige­n Menschen zukommen, so dass es zwar sehr viele Kontrollen gibt, aber noch nie Probleme dabei auftraten“, weiß Schwester Elisabeth, die noch immer engen Kontakt nach Russland hält. „Wir beschränke­n uns auf soziale Arbeit; machen die aber modellhaft“, sagt die ehemalige Caritas-direktorin, der es wichtig ist, dass die Würde der von Hilfen abhängiger Menschen geschützt und gestärkt wird. Modellhaft heißt: „Der Staat und viele andere junge Wohlfahrts­verbände interessie­ren sich dafür, wie wir effektive Sozialarbe­it machen.“

Damit diese Arbeit weitergeht, wird im Bistum jeweils zur Caritas-advent-aktion für Sibirien gesammelt. „Jeder Euro ist eine riesige Hilfe“, sagt Schwester Elisabeth. Sie verweist auf den guten Wechselkur­s – und darauf, dass Spenden „ohne jeden Abzug ankommen“.

„Jeder Euro ist eine riesige Hilfe und die Spenden der Thüringer Caritasadv­entsaktion kommen dort ohne jeden Abzug an.“Schwester Elisabeth war lange in Westsibiri­en Caritasdir­ektorin

• Mehr Infos unter www.dicverfurt.caritas.de

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