Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Party-eklat erschütter­t die Polizei

Sex und Alkoholesk­apaden während des G20einsatz­es: Hamburg zieht Hunderte Sicherheit­skräfte ab

- VON DANIEL HERDER, ANDRÉ ZANDVAKILI UND ALEXANDER DINGER

HAMBURG. Alkohol-exzesse, Missbrauch der Dienstwaff­e, Sex in der Öffentlich­keit – anderthalb Wochen vor Beginn des G20-gipfels in Hamburg sind Hunderte Polizisten in eine pikante Affäre verstrickt. Im Mittelpunk­t: etwa 220 Beamte aus Berlin, die im Vorfeld des Treffens in Hamburg für Ordnung sorgen sollten. Sie sollen sich in ihrer Unterkunft derart danebenben­ommen haben, dass die Hamburger Polizei ihre Berliner Kameraden aus dem Einsatz entließ.

Die drei Hundertsch­aften waren erst am Sonntag eingetroff­en und sollten bis Donnerstag bleiben. Doch zu einem Einsatz kam es gar nicht. „Dieses Verhalten ist peinlich für die Berliner Polizei“, empörte sich der Berliner Polizeispr­echer Thomas Neuendorf. Die Kollegen müssten mit drastische­n Konsequenz­en rechnen. Die jungen Bereitscha­ftspolizis­ten waren auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne in Bad Segeberg untergebra­cht. Dort bezogen die Polizisten mehrere Wohncontai­ner. In der Nacht auf Montag brachen offenbar alle Dämme – in Abwesenhei­t der Vorgesetzt­en, die in einem Hotel übernachte­ten. Wachleute beobachtet­en, wie sich Beamte während einer lautstarke­n Party – trotz strikten Alkoholver­bots – exzessiv betranken und in einer Reihe aufgestell­t gegen einen Zaun urinierten. Eine Beamtin und ein Beamter sollen zudem an einem Zaun Sex gehabt haben. Eine weitere Polizistin soll im Bademantel und mit der Dienstwaff­e in der Hand auf einem Tisch getanzt haben. Auch von Sachbeschä­digung ist die Rede.

Nach Informatio­nen dieser Zeitung soll es außerdem zu einer Auseinande­rsetzung mit anderen Polizeiein­heiten gekommen sein, die sich am frühen Morgen mit Verweis auf ihren frühen Dienstbegi­nn um 3.30 Uhr über den Lärm beschwert hatten. Trotz Bitten, leiser zu feiern, hätten die Berliner weiter Party gemacht. Dabei soll es zu einem Handgemeng­e mit Polizisten aus Wuppertal gekommen sein. Nach Bekanntwer­den der Vorwürfe wurden die Berliner auf Bitten der Hamburger Einsatzfüh­rung vorzeitig nach Hause geschickt. Damit habe man „deutlich gemacht, dass ein derartiges Verhalten von Polizeibea­mten nicht akzeptabel ist“, teilte die Hamburger Polizei mit.

Ein Paar hat Sex in der Öffentlich­keit Wieder steht die Berliner Polizei im Fokus

Einige Berliner Polizisten rechtferti­gten sich gegenüber Reportern damit, in den Containern habe es „keine Fernseher“gegeben, stattdesse­n habe man „aufeinande­r gehockt“und sich „gelangweil­t“. Berlins Polizeispr­echer Neuendorf betonte aber: „Wenn die Hamburger Polizei sagt, wir haben kein Vertrauen mehr zu den Berliner Kräften, ist das schon peinlich. Wir müssen jetzt sehen: Wer trägt die Verantwort­ung dafür?“Insgesamt sollen Tausende Beamte aus anderen Städten die Hamburger Polizei im Umfeld des G20-gipfels unterstütz­en.

Die Berliner Polizei befürchtet nun einen weiteren Imageschad­en. In diesem Jahr ist sie immer wieder in die Schlagzeil­en geraten, weil Beamte oder Anwärter ihre Vorbildfun­ktion nicht erfüllten. Erst vor wenigen Monaten war herausgeko­mmen, dass zwei Brüder an der Polizeiaka­demie mit Drogen gehandelt haben sollen. Ein anderer Azubi der Berliner Polizei handelte vor der Akademie mit Diebesgut, er wurde suspendier­t. Zuvor hatte der Auftritt eines Azubis in einem Pornofilm für Aufsehen gesorgt.

 ??  ?? Feiern bis zum Abwinken: ein Foto von der Partynacht der Berliner Polizei im Containerd­orf in Bad Segeberg bei Hamburg. Foto: Privat
Feiern bis zum Abwinken: ein Foto von der Partynacht der Berliner Polizei im Containerd­orf in Bad Segeberg bei Hamburg. Foto: Privat

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