Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Thüringer setzen auf Schreckschusswaffen
Tausende haben sich in jüngerer Zeit einen Kleinen Waffenschein zugelegt
ERFURT. In Thüringen haben sich in den vergangenen Jahren Tausende von Menschen bewaffnet. So ist die Zahl der Menschen, die einen sogenannten Kleinen Waffenschein beantragt und von den zuständigen Behörden genehmigt bekommen haben, zwischen 2014 und 2016 geradezu explodiert. Der Kleine Waffenschein berechtigt Menschen, in der Öffentlichkeit zum Beispiel Schreckschusspistolen oder Reizgaswaffen schussbereit mit sich zu führen.
Habe es 2012, 2013 und 2014 jeweils etwa 3900 Inhaber von Kleinen Waffenscheinen im Freistaat gegeben, sei ihre Zahl 2015 zunächst auf fast 4500 und dann 2016 auf fast 8000 gestiegen, antwortet das Thüringer Innenministeriums auf einen Große Anfrage der Afd-fraktion. Kleine Waffenscheine werden an all diejenigen erteilt, die über die notwendige waffenrechtliche Eignung und Zuverlässigkeit verfügen. Anders als bei scharfen Schusswaffen muss ein besonderes Bedürfnis zum Besitz oder Führen der Waffen nicht nachgewiesen werden. 2003 gab es in Thüringen nur etwa 1700 Personen, die einen Kleinen Waffenschein besaßen.
Die Zahl der scharfen Pistolen und Gewehre im Land ist seit Jahren relativ stabil. Sie pendelt seit 2008 zwischen etwa 126 500 und 128 000. Diese Waffen dürfen von Privatpersonen in der Öffentlichkeit nicht schussbereit mitgeführt werden. Dafür ist dem Waffengesetz zufolge eine besondere Erlaubnis nur für besonders gefährdete Personen erforderlich. Eine solche Erlaubnis sei bislang in Thüringen nicht ausgestellt worden.
Das Waffenrecht in Deutschland wurde mehrfach verschärft – oft in Folge von Bluttaten an Schulen wie nach dem Amoklauf am Gutenberg-gymnasium Erfurt im April 2002.