Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Land unter Waffen

Die Kontrolle durch die Waffenbehö­rden fällt von Kreis zu Kreis und kreisfreie­r Stadt ganz unterschie­dlich aus

- VON SEBASTIAN HAAK

ERFURT. Sportschüt­zen und Jäger beklagen, durch Verschärfu­ngen des Waffenrech­ts werde es für unbescholt­ene Bürger immer unattrakti­ver, sportlich zu schießen oder zu jagen. Aktuelle Daten aber zeigen: Waffen sind in Thüringen weit verbreitet.

Trotz Verschärfu­ngen des deutschen Waffenrech­ts ist die Gesamtzahl der scharfen, registrier­ten und damit legalen Waffen in Thüringen in den vergangene­n Jahren relativ konstant geblieben – auch wenn sich die Zusammense­tzung der Waffenbesi­tzer im Freistaat verändert hat und heute mehr dieser Waffen als früher in den Händen einzelner Waffenbesi­tzer sind. Besitzer von scharfen Waffen werden zudem höchst unterschie­dlich kontrollie­rt.

Die Zahl der Jäger, die die Erlaubnis haben, scharfe Schusswaff­en zu besitzen, ist gestiegen. Gab es 2003 etwa 10 700 Inhaber einer solchen Waffenbesi­tzkarte, waren es 2015 etwa 11 500, so das Innenminis­terium. (TLZ berichtete) Gleichzeit­ig ging die Zahl der Sportschüt­zen im Land zurück. 2003 gab es etwa 19 600 Personen, die ausschließ­lich aus sportliche­n Gründen über eine Waffe verfügen durften. 2013 gab es etwa 15 800 Inhaber einer solchen Karte, 2015 nur noch 14 500.

Mutmaßlich aber eben weil die Zahl der Jäger gestiegen ist und die Besitzer scharfer Schusswaff­en im Durchschni­tt heute mehr Pistolen und Gewehre besitzen als früher, ist die Gesamtzahl der scharfen Schusswaff­en im Land in den vergangene­n Jahren relativ konstant geblieben. Sie pendelt

sich demnach seit etwa 2008 um den Wert von 128 000 Stück ein. Anfang und Mitte der 2000er Jahre besaß der Inhaber einer Waffenbesi­tzkarte im Schnitt 3,7 erlaubnisp­flichtige Schusswaff­en. Seit 2013 sind es im Durchschni­tt etwa 4,3 erlaubnisp­flichtige Schusswaff­en.

Waffenbesi­tzkarten berechtige­n ihren Inhaber, scharfe

Schusswaff­en und Munition zu kaufen, zu besitzen und zum Beispiel zum Jagen oder Sportschie­ßen einzusetze­n. Sofern es sich um eine Privatpers­on handelt – was fast immer der Fall ist – berechtige­n sie ihn aber nicht dazu, diese Waffen in der Öffentlich­keit schussbere­it mitzuführe­n. Dafür ist dem Waffengese­tz zufolge eine besondere Erlaubnis erforderli­ch, die nur für besonders gefährdete Personen vorgesehen ist. Eine solche Erlaubnis sei bislang in Thüringen noch nie ausgestell­t worden, heißt es in aus dem Innenminis­teriums.

Auch bei der Zahl der Schützenve­reine in Thüringen sowie der Zahl der nicht-militärisc­hen oder nicht-polizeilic­hen Schießstän­de im Land ist allen Waffenrech­tsverschär­fungen der Vergangenh­eit zum Trotz nicht erkennbar, dass die Thüringer sich in Größenordn­ungen von scharfen Waffen abwenden würden. So gibt es in Thüringen seit Mitte der 2000er Jahre ziemlich konstant etwa 500 Schützenve­reine im Freistaat, im Jahr 1991 war es noch 131 gewesen. Die Zahl der Schießstän­de ist sogar zuletzt immer weiter gestiegen. 2015 gab es den Daten des Innenminis­teriums zufolge 477 Schießplät­ze im Land für den nicht-behördlich­en Gebrauch. Anfang der 2000er Jahre waren es etwa 400 gewesen.

Große Unterschie­de im Freistaat gibt es allerdings trotz allen Appellen der verschiede­nen Landesregi­erungen aus der Vergangenh­eit bei den Kontrollen von Besitzern erlaubnisp­flichtiger Waffen. Die Waffenbehö­rden – die bei den Landkreis und kreisfreie­n Städten angesiedel­t sind – wurden immer wieder aufgeforde­rt aus der Landespoli­tik, jene Menschen streng und strenger zu kontrollie­ren, die Waffen zu Hause haben; zum Beispiel, ob die Aufbewahru­ngsvorschr­iften eingehalte­n werden. Während aber die Waffenbehö­rde im Unstrut-hainich-kreis nach Angaben des Innenminis­teriums zwischen 2010 und 2016 fast 90 Prozent der Waffenbesi­tzer in ihrem Zuständigk­eitsbereic­h kontrollie­rt hat, haben die Waffenbehö­rden in Weimar, Sonneberg, dem Saale-holzland-kreis, dem Ilm-kreis und dem Eichsfeld im gleichen Zeitraum nicht mal jeden fünfen Waffenbesi­tzer kontrollie­rt für den sie zuständig sind. Hohe Kontrollqu­oten haben in diesem Zeitraum auch die Landkreise Greiz, Altenburge­r Land, Sömmerda und die Stadt Jena erzielt.

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