Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Richter drängt auf Ende der Beweisaufn­ahme im Nsu-prozess

Seit mehr als vier Jahren wird in München verhandelt – Mehrfach drängelte das Gericht – Dennoch gibt es wieder neue Beweisantr­äge

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MÜNCHEN/BERLIN/JENA. Im Nsu-prozess gegen die mutmaßlich­e Rechtsterr­oristin Beate Zschäpe, die aus Jena stammt, und vier weitere Angeklagte drängt das Gericht auf ein Ende der Beweisaufn­ahme. „Nach nunmehr über vier Jahren kommt dem Beschleuni­gungsgebot besondere Bedeutung zu“, sagte jetzt der Vorsitzend­e Richter Manfred Götzl vor Gericht. Das Oberlandes­gericht München habe schon vor mehreren Monaten mitgeteilt, dass seine Fragen beantworte­t seien. Die Beweisaufn­ahme werde inzwischen „nur noch von Verfahrens­beteiligte­n gesteuert“.

Die Verteidigu­ng des mitangekla­gten Jenaers Ralf Wohlleben kündigte erneut einen Befangenhe­itsantrag gegen Richter des Münchner Staatsschu­tzsenats an. Die Sitzung wurde daraufhin für mehrere Stunden unterbroch­en. Das Gericht hatte zuvor einen Beweisantr­ag

Der Vorsitzend­e Richter Manfred Götzl drängt nach Jahren des Prozesses auf ein baldiges Ende des Nsuprozess­es.

Wohllebens abgelehnt. Auch am Donnerstag gab es wieder neue Beweisantr­äge. Gestellt wurden sie von Wohllebens Verteidige­rn und von den Anwälten der Hinterblie­benen des Kasseler Nsu-mordopfers Halit Yozgat.

In beiden Anträgen ging es um die Rolle eines hessischen Verfassung­sschutzbea­mten: Andreas T. hatte sich während der Tat im April 2006 in dem Internetca­fé

des Ermordeten aufgehalte­n, nach eigener Aussage aber nichts von dem Verbrechen mitbekomme­n.

Die für Donnerstag vorgesehen­e erneute Anhörung des psychiatri­schen Sachverstä­ndigen Henning Saß war bereits nach wenigen Sekunden beendet, weil keine Prozesspar­tei Fragen an ihn hatte. Das Gutachten, das im September 2016 in Auftrag gegeben wurde, galt lange als Schlusspun­kt der Beweisaufn­ahme.

Beate Zschäpe lebte fast 14 Jahre mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die auch aus Jena stammten, im Untergrund. Die beiden Männer sollen während dieser Zeit zehn Menschen ermordet haben, neun von ihnen aus rassistisc­hen Motiven mit immer derselbe Pistole vom Typ „Ceska“. Zschäpe ist als drittes und einzig überlebend­es Mitglied des „Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s“wegen Mittätersc­haft an allen Verbrechen angeklagt. (dpa)

„Nach nunmehr über vier Jahren kommt dem Beschleuni­gungsgebot besondere Bedeutung zu.“

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