Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Brüssel will Bio-lebensmittel sicherer machen
Vereinbarung über und bessere Kontrollen in ganz Europa
BRÜSSEL. Bio boomt, der Betrug damit auch. Die Nachfrage nach Lebensmitteln aus organischer Produktion ist größer und steigt seit Jahren schneller als das Angebot. Das leistet unsauberen Geschäften Vorschub: Für Bio zahlt der Verbraucher mehr. Aber dass er auch bekommt, was tatsächlich umwelt- und naturschonend hergestellt wurde, ist oft nicht gewährleistet. Dem Schwindel will die EU jetzt einen Riegel vorschieben.
Nach 20 Monaten zäher Verhandlungen haben sich Parlament, Ministerrat und Kommission auf ein strengeres Regelwerk geeinigt. Es setzt zwar für den Pflanzenanbau und die Tierhaltung keine neuen Standards. Es vereinfacht und vereinheitlicht aber bestehenden Wildwuchs nationaler Bestimmungen über die Voraussetzung einer Bio-etikettierung. Und vor allem sollen verschärfte Kontrollen dafür sorgen, dass die geltenden Bio-auflagen eingehalten werden. Das gilt für die heimische Produktion wie für Importe aus Drittländern. Zugleich soll Landwirten der Übergang zu organischer Erzeugung erleichtert werden. Gelten soll das ab 2020.
Alle Beteiligte an der Produktionskette vom Bauern bis zum Händler müssen dann damit rechnen, alle zwei Jahre überprüft zu werden. Bei Verstößen wird die Zahl der Inspektionen erhöht. Sonderregeln für eingeführte Ware werden abgeschafft. Der Grünen-abgeordnete Martin Häusling, für das Eu-parlament federführend bei der Überarbeitung der „Ökoland-verordnung“, sagt: „Wir haben dann striktere Importkontrollen. Das heißt, alle, die den europäischen Bio-markt beliefern, müssen sich an die europäische Regeln halten.“Das sei „ein echter Gewinn für die deutschen Bauern“, weil damit Wettbewerbsgleichheit mit Billiganbietern aus Osteuropa hergestellt werde.
Ein besonders umstrittener Punkt war die Verpflichtung für Bio-bauern, ihren Anbau besser gegen Verunreinigung durch Pflanzengift oder Düngemittel zu schützen, die von Nachbarfeldern herübergeweht werden. Eigene Höchstgrenzen für Pestizid-rückstände in Bio-produkten werden nicht eingeführt.
Der vom Parlament angestrebte strengere Tierschutz in der Bio-landwirtschaft kam wegen Widerstands mehrerer Mitgliedsstaaten nicht zustande. Die Verständigung zwischen Parlament und Ministerrat muss nun noch von beiden Seiten bestätigt werden, das gilt aber als Formsache.