Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Auf dem Lanz Bulldog nach Leipzig
Frank Degenhardt ist ein großer Fan der historischen Ackerschlepper und fährt 200 Kilometer zum Bulldogtreffen
LEINEFELDE. Wer am Donnerstagmorgen in der Leinefelder Mühlgasse ausschlafen wollte, hatte keine Chance. Frank Degenhardt hatte zwei seiner Lanz Bulldogs angeworfen, große Ackerschlepper, also Traktoren, die zu Ddr-zeiten in der Landwirtschaft eingesetzt wurden.
Frank Degenhardt und seine vier Brüder sind auf diesen Maschinen aufgewachsen. „Als die LPG gegründet wurden, durfte man sich als Privater keine Maschinen kaufen“, sagt Frank Degenhardt. Also suchte Vater Wilhelm nach Maschinen, die robust und einfach zu reparieren waren. Den ersten Lanz Bulldog holte sich Wilhelm Degenhardt 1963 aus Hassleben bei Erfurt.
Mittlerweile stehen 11 Bulldogs auf dem Hof in Leinefelde. Sie kommen aus Paris, Südafrika oder Australien und sind der ganze Stolz der Familie. Am Donnerstagmorgen startete Frank Degenhardt mit Neffe Philipp und seinen Brüdern Richtung Leipzig. Dort findet am Wochenende das Lanz-bulldog-treffen „Bulldog Dampf und Diesel“auf der Agra in Markkleeberg statt. Schon 1988 war Frank Degenhardt dorthin gefahren – damals mit dem Zug. 31 Jahre später fahren er und seine Brüder mit zwei Lanz Bulldogs aus den Baujahren 1951 und 1958 die 200 Kilometer lange Strecke. Einen Zwischenhalt legen die Männer am Süßen See bei Eisleben in Sachsen-anhalt ein. Dann geht es am Freitag weiter nach Leipzig. Gut zehn Stunden werden sie unterwegs sein, die Bulldogs schaffen 20 Stundenkilometer. Chris Degenhardt fährt am Donnerstagnachmittag mit dem Auto hinterher und kann so bei technischen Problemen schnell reagieren.
Die Bulldogs sind ein arbeitsund zeitaufwendiges Hobby der Degenhardts. Landwirtschaftlich genutzt werden sie nicht mehr, höchstens privat zum Stein- oder Holztransport, oft Die Leinefelder Frank und Jens Degenhardt haben sich mit ihren Lanz Bulldogs auf den Weg nach Markkleeberg gemacht. Dort findet am Wochenende das Lanz-bulldog-treffen „Bulldog Dampf und Diesel“statt. Foto: Eckhard Jüngel
bei Umzügen und Ausstellungen gezeigt. Alle Brüder haben beruflich mit schweren Maschinen zu tun. Frank Degenhardt ist zum Beispiel Landmaschinenmechaniker, kennt sich also mit dem Schrauben gut aus. „Schön ist, dass man beim Lanz nur selten etwas allein reparieren kann, weil die Teile so groß und schwer sind“, sagt der 40-Jährige. „Das macht den Reiz aus. Wir schrauben meist zusammen an den Maschinen.“Ersatzteile für die Oldtimer zu bekommen, ist recht einfach. „Die Versorgung
hat sich entspannt, weil auch viele Teile nachgefertigt werden“, sagt Frank Degenhardt.
Der grüne Lanz ist ein Halbdiesel. Er startet mit Benzin. Erst wenn er warm gelaufen ist, stellt der Fahrer auf Diesel um. Sein brauner Bruder muss hingegen angeheizt werden, er hat einen Glühkopfmotor.
Mit dem Brenner wird der Glühkopf am vorderen Teil der Maschine erhitzt. Nach gut fünf Minuten wirft Frank Degenhardt dann den Lanz per Hand
an. Dazu steckt er das Lenkrad in das Kurbelgehäuse. Jetzt muss er vorsichtig sein, denn zieht er das Lenkrad nicht rechtzeitig aus der Vertiefung, fliegt es durch die Scheune.
Nach drei Versuchen ist unschwer zu erkennen, dass es geklappt hat. Es knallt laut, der ganze Bulldog zittert und der Motor knattert rhythmisch. Das Scheunentor steht im Nebel. Bei den Degenhardt-brüdern sitzt jeder Handgriff.
Frank Degenhardt fährt seinen Bulldog auf die Straße. An
den zweiten hängen die Brüder noch einen Anhänger, dann knattert es laut, und die Degenhardts fahren die Mühlgasse entlang. Mittlerweile haben sich einige neugierige Nachbarn aus den Fenstern gelehnt. „Ich bin hier schon um sechs mit dem Lanz durchgefahren. Die sind alle sehr verständnisvoll“, sagt Chris Degenhardt und winkt seinen Brüdern. Gute Fahrt!
• Weitere Bilder finden Sie im Internet auf unserer Seite www.ta-eichsfeld.de
200 Kilometer, zehn Stunden, zwei Etappen