Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Eigenes Ansehen ohne Not selbst beschädigt

Die sich isolierend­e Gemeinde Dünwald scheint für mögliche Partner immer weniger interessan­t zu werden

- VON REINER SCHMALZL

DÜNWALD. „Denk’ ich an Dünwald in der Nacht. Dann bin ich um den Schlaf gebracht.“So ließen sich Heinrich Heines „Nachtgedan­ken“von 1844 durch jene Menschen abwandeln, die die gegenwärti­ge politische Situation auf der Eichsfelde­r Höhe einmal nüchtern und mit etwas Abstand betrachten.

Vor dem vermeintli­chen Schreckges­penst einer Gebietsref­orm erregen sich dort seit geraumer Zeit die Gemüter.

Mit der von Beberstedt­er Seite geforderte­n Auflösung der Gemeinde Dünwald erreichten die Debatten nun ihren vorläufige­n Höhepunkt. „Man muss sich schämen“, kommentier­en ältere Beberstedt­er das Echo auf die Berichters­tattung in den Medien sowie unsachlich­e Vorhaltung­en speziell in Richtung Hüpstedt. Es vergehe kein Tag, kein Treffen oder keine Veranstalt­ung mit Freunden und Verwandten, bei denen das Thema nicht diskutiert werde.

So steht der Name Dünwald inzwischen auch unter Betrachter­n aus Nachbarort­en mehr und mehr für Uneinigkei­t und Streitlust.

Partner aus vielen Bereichen sind irritiert

Kopfschütt­eln und Unverständ­nis machen sich offenkundi­g unter möglichen Partnern, den Politikern in Dingelstäd­t, Niederorsc­hel oder Mühlhausen, breit. Sie dürften es sich künftig noch reiflicher überlegen, solch ein „zänkisches Bergvolk“, wie jetzt selbst ein Eichsfelde­r sagte, zu sich ins Boot zu holen. Es wird in einem neuen Gebilde wohl keines Falls die erste Geige spielen und muss sich hinten anstellen. Jetzt aber scheint man sich selbst im Wege zu stehen und sich weiter zu isolieren.

Fakt ist jedenfalls, dass Dünwalds Image von innen heraus und vor allem ohne Not derart beschädigt worden ist. Jetzt kann es nur noch um Schadensbe­grenzung gehen und gewisse Gräben wieder zu schließen. Oder will man gar den mittelalte­rlichen Landgraben zwischen Beberstedt und Hüpstedt umverlegen?

Die beiden Ortsteile und Zaunröden, als Dritter im Bunde, verbindet weit mehr als nur 23 Jahre die Gemeinde Dünwald. Eine Zeit, die bei allem Für und Wider zweifelsfr­ei zu den erfolgreic­hsten Kapiteln in der Geschichte der drei Dörfer auf dem Plateau des Düns zählt.

Zu keiner Zeit wurde hier so viel in deren Infrastruk­tur investiert, entwickelt­e sich der Wohlstand unter der Bevölkerun­g so rasant.

Schon frühere Generation­en von Beberstedt­ern, Hüpstedter­n und Zaunrödern haben unter weitaus schwierige­ren Bedingunge­n zusammenge­arbeitet, was mittlerwei­le dem öffentlich­en Bewusstsei­n entschwund­en ist. Da haben sich nämlich die Bewohner von Hüpstedt und Beberstedt für die 1913 eröffnete Bahnlinie nach Silberhaus­en eingesetzt und gemeinsam quasi das Tor zur Welt aufgestoße­n. Die Hüpstedter ließen damals in ihrer Gemarkung sogar einen Kalischach­t auf den Namen „Beberstedt“taufen, und die Zaunröder bekamen 1927/28 mit Zustimmung der Beberstedt­er ihre Wasserleit­ung aus Helmsdorf. Und was die jetzt so heiß diskutiert­en Verwaltung­sstrukture­n betrifft, haben die Bewohner jener drei Orte in den vergangene­n Jahrhunder­ten ganz andere Erfahrunge­n gemacht. Zaunröden etwa zählte einst zum Kreis Worbis, dann zu den Landkreise­n Nordhausen, Mühlhausen und Sondershau­sen. 1977 scheiterte ein Antrag auf Kreiswechs­el nach Mühlhausen, während man seit 1994 mit Gründung der Einheitsge­meinde Dünwald zum Unstruthai­nich-kreis gehört.

Trotz all dieser Wirrungen blieben die Zaunröder stets geduldig und friedlich und machen ihrer Friedenski­rche im Dorf alle Ehre.

In Beberstedt und Hüpstedt, deren Kirchenpat­ron der heilige Martin ist, müsste der Schutzpatr­on der Armen und Bettler vielleicht einmal eine verbindend­e Predigt halten.

Zaunröder bleiben geduldig und friedlich

 ??  ?? Das Titelbild des vor  Jahren erschienen­en Heimatbuch­es der Gemeinde Dünwald mit historisch­en Bildern aus den Ortsteilen Beberstedt, Hüpstedt und Zaunröden. Repro: Reiner Schmalzl
Das Titelbild des vor  Jahren erschienen­en Heimatbuch­es der Gemeinde Dünwald mit historisch­en Bildern aus den Ortsteilen Beberstedt, Hüpstedt und Zaunröden. Repro: Reiner Schmalzl

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