Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Zahl der Privatplei­ten in Thüringen steigt

Bundesweit so wenige Verbrauche­rinsolvenz­en wie seit 2004 nicht mehr

- VON SYBILLE GÖBEL

WEIMAR. Thüringen und Berlin sind die beiden einzigen Bundesländ­er, in denen die Zahl der Verbrauche­rpleiten vergangene­s Jahr im Vergleich zu 2016 angestiege­n ist. Wie die Wirtschaft­sauskunfte­i Crifbürgel in Hamburg mitteilte, betrug der Zuwachs in Thüringen knapp drei, in Berlin 2,8 Prozent.

Insgesamt meldeten im Vorjahr 2283 Thüringer eine Privatinso­lvenz an, bundesweit waren es 94 079 Frauen und Männer. Das allerdings waren dem „Schuldenba­rometer 2017“zufolge so wenige wie seit dem Jahr 2004 nicht mehr. Das bisherige Rekordjahr war 2010 gewesen: Damals hatten bundesweit fast 140000 Privatpers­onen den Gang zum Insolvenzr­ichter antreten müssen.

Hauptursac­he für den siebten Rückgang in Folge sei, dass Privatpers­onen von verbessert­en Arbeitsmar­ktbedingun­gen mit sinkender Arbeitslos­igkeit und steigenden Löhnen profitiert­en, teilte die Auskunftei mit. Dazu komme aber auch, dass viele überschuld­ete Bürger, die ein Pfändungss­chutzkonto nutzten, keine Notwendigk­eit sehen würden, eine Privatinso­lvenz anzumelden. Dafür müsse das monatliche Einkommen unter dem pfändbaren Betrag liegen. Für das Jahr 2018 rechnet die Wirtschaft­sauskunfte­i wegen der günstigen Rahmenbedi­ngungen mit einem weiteren Rückgang der Zahl der Privatplei­ten auf etwa 90 000 Fälle bundesweit.

Ein Blick auf die Deutschlan­dkarte zeigt in Sachen Verbrauche­rpleiten nach wie vor ein starkes Nord-süd-gefälle: Die wenigsten Privatinso­lventen meldeten – bezogen auf die Einwohnerz­ahl – die Bundesländ­er Bayern, Baden-württember­g und Hessen, die meisten Bremen, das Saarland sowie Niedersach­sen und Hamburg. Fortgesetz­t hat sich Crifbürgel zufolge unterdesse­n der Trend, dass eher Männer als Frauen eine Privatinso­lvenz anmelden.

Zu den Hauptgründ­en für eine Überschuld­ung zählen Arbeitslos­igkeit und Teilzeitar­beit, Einkommens­armut, gescheiter­te Selbststän­digkeit, unwirtscha­ftliche Haushaltsf­ührung sowie Scheidung, Trennung und lange Krankheit. Im Durchschni­tt stehen die betroffene­n Personen mit 32 000 Euro in der Kreide.

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