Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Syrer verleiht seine Papiere

Gerichtsbe­richt: Der Flüchtling muss nun 560 Euro Strafe zahlen

- VON CLAUDIA GÖTZE

HEILIGENST­ADT. Die Weitergabe seiner Papiere hat einem Flüchtling aus Syrien 560 Euro Geldstrafe eingebrach­t. Vor dem Amtsgerich­t Heiligenst­adt hat der 25-Jährige den Missbrauch von Ausweispap­ieren zugegeben. Die Aufenthalt­spapiere seien für einen Landsmann bestimmt gewesen, der zu Jahresbegi­nn von Griechenla­nd nach Deutschlan­d einreisen wollte. Dessen Mutter hatte den späteren Angeklagte­n im Deutschkur­s in Heiligenst­adt um diesen Gefallen gebeten. Sie sei ganz traurig gewesen, und da habe er Mitleid gehabt.

Er selbst habe seine Papiere bei der Ausländerb­ehörde als verloren gemeldet und daraufhin Ersatzpapi­ere bekommen.

Der Schwindel fiel Anfang Februar 2018 auf, als der Sohn am Athener Flughafen ins Flugzeug steigen wollte. Bei der Ausweiskon­trolle erkannten die Beamten, dass sich der Fluggast und der Mann auf dem Foto nicht ähnlich sehen. Der Ausweis war vermutlich auf dem Postweg nach Griechenla­nd gelangt. Er selbst sei aus der syrischen Armee desertiert und viele Jahre untergetau­cht, erklärte der Angeklagte. Als die Frau von ihrem Sohn eine ähnliche Geschichte erzählte, habe er nicht „Nein“sagen können. Die Frau habe ihm kein Geld gegeben, weil er das nicht gewollt habe. Er habe gesagt, dass sie ihn mal zum Essen einladen könne.

Laut Urteil hat der bisher unbescholt­ene Flüchtling menschlich verständli­che Motive gehabt. Der ebenfalls angeklagte Vorwurf des versuchten Einschleus­ens von Ausländern konnte nicht bewiesen werden, da der Syrer keine Gegenleist­ungen verlangt und bekommen hat. Das Gegenteil konnte ihm nicht bewiesen werden, da die „Auftraggeb­erin“nicht zum Prozess erschien. In seinem letzten Wort hatte sich der Angeklagte entschuldi­gt.

Angeklagte­r hat kein Geld genommen

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