Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Zehn Sekunden fehlen zum Punkt
Handballthüringenliga: THSV Eisenach II verliert in Mühlhausen 26:27 und muss die Titelträume begraben
MÜHLHAUSEN. Aus und vorbei: In einem dramatischen Nachbarschaftsduell hat der VFB TM Mühlhausen am Freitagabend die letzten Aufstiegsträume des THSV Eisenach II zerstört. Der Gast war nah an einem Punktgewinn, verlor jedoch mit 26:27 und hat sich bei nunmehr 13 Minuspunkten aus dem Titelrennen verabschiedet, während der Gegner wieder die Tabellenführung übernahm.
„Wäre der THSV II einmal in Führung gegangen, die Punkte wären wohl in die Wartburgstadt gewandert“, waren sich die Trainer Marco Lang (VFB Mühlhausen) und Benjamin Riemann (THSV II) sowie Spieler Benjamin Trautvetter einig. Benjamin Trautvetter? Der 31-jährige ehemalige Kapitän der Eisenacher Bundesligamannschaft, an einer Knieverletzung laborierend, gab ein überraschendes Comeback. „Für Leistungssport reicht es derzeit aber nicht“, betont der Kreisläufer.
Nach einer Viertelstunde sah es keinesfalls nach einer spannenden Partie aus. Markus Bergmann und Lukas Mechyr hatten im Doppelpack ins verwaiste Eisenacher Gehäuse zum 12:4 eingenetzt. Die harmlosen unplatzierten Thsv-würfe bereiteten bis dahin dem Ex-eisenacher Adrian Winkler im Tor der Gastgeber kaum Mühe. Marco Lang hatte als taktisches Mittel eine Sonderbewachung für Eisenachs routinierten Spielgestalter Philipp Emmelmann durch Markus Bergmann auserkoren. „Damit hat das Trainerteam auf der Gegenseite anscheinend nicht gerechnet, sodass ihr Matchplan nicht aufging“, schmunzelte der Coach des VFB. Die Eisenacher wurden in Serie ausgekontert. Einen hatten die Mühlhäuser anscheinend aber nicht auf ihrem Zettel. Der 17-jährige Rückraumspieler Noah Streckhardt zündete nach seiner Einwechslung die Aufholjagd, narrte mit Körperfinden a la Hannesjon Jonsson immer wieder die Mühlhäuser Abwehr, versenkte zwischen der 11. und 28. Minute sechs Bälle. Der an die Kreismitte gerückte Hannes Iffert brachte seine Stärken ein. Der junge Luca Baur, trotz fünf eingenetzter Bälle mit Licht und Schatten beim Torwurf, hob das Leder zum 7. Eisenacher Treffer ins Netz (20.). Kurz darauf betrat Benjamin Trautvetter das Parkett und markierte gleich den achten Thsv-treffer (13:8, 20.). Wie weggeblasen die Souveränität der Hausherren, die sich zudem Zeitstrafen einhandelten. Beim 15:16 (28.) war der Gast wieder auf Tuchfühlung.
Der Auftakt der zweiten Hälfte ging an den VFB 18:15, 35.). Aber nur, weil Emmelmann und Streckhardt von der Siebenmeterlinie am Querbalken und an Winkler scheiterten (33./34.). Da wurde der berufsbedingt fehlende Kapitän Sascha Kleint arg vermisst. „Wir spielten zu unclever“, bezog sich Benjamin Riemann nicht nur auf die insgesamt drei ausgelassenen Strafwürfe. Die Hausherren spielten geduldig selbst beim Anzeigen des passiven Spieles, schöpften die Sechs-pässe-regel voll aus. Das Thsv-trainertrio Benjamin Riemann, Arne Kühr, Karsten Knöfler, brachte wechselnde Benjamin Trautvetter gab ein überraschendes Comeback.
Rückraumformationen, um die Stärke der einzelnen Spieler auszunutzen. Nach dem 19:16 (37.) versenkte Philipp Emmelmann gleich doppelt zum erneuten Anschluss (38.). Die Abwehr fightete, schloss die Lücken. Thsv-keeper Sebastian Brand roch bei einem zu lässig angesetzten Bergmann-siebenmter den Braten, fischte den Heber herunter. Youngster Jonas Bogatzki und der erfahrene Trautvetter fanden sich zum Duett, und es hieß 19:19 (43.). Nach dem 24:24 durch Luca Baur schien sich die Waage zugunsten der Gäste zu neigen. Christopher Koch, der Ex-eisenacher, setzte einen an ihm selbst verwirkten Strafwurf neben den Kasten. Und kurz darauf scheiterte auch Bergmann vom Punkt – diesmal parierte Brand. Steckhardt zeichnete sich mit seinem siebten Treffer für das 26:26 verantwortlich. Da waren noch 72 Sekunden zu spielen. Mit Geschick (Auszeit) und dem Langmut der Unparteiischen blieb der VFB in Ballbesitz, bekam 12 Sekunden vor Ultimo einen Freiwurf zugesprochen – die Ablage wuchtete Markus Bergmann zum umjubelten Siegestreffer ein.
Noah Streckhardt gibt Signal zur Aufholjagd
Mühlhausen: Winkler, Lutze; Bergmann (11/2), Mechyr (5), J. Rothhämel, Adam, Stab (4), F. Fick (6), Koch, Strache, Gräbedünkel, Collatz (1), K. Fick.
THSV II: Kremmer, Brand; Iffert (3), P. Jauernik, Bogatzki (3), Baur (5), Minas (1), Schwarz, Emmelmann (3/1), Voigt (1), Trautvetter (3), Wagner; Streckhardt (7), Köthe.
Siebenmeter: 5/2 – 4/1, Strafen: VFB TM Mühlhausen 20 min, Rot für J. Gräbedünkel nach Tätlichkeit (30.), THSV Eisenach II 18 min, Rot für Köthe nach 3. ZS (55.).