Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Originale kuscheln mit Politikern in Luthers Bett

Tante Frieda und Hermine wünschten sich von Katja Wolf und Uwe Möller mehr gemeinsame­s Wirken für die Stadt und formuliert­en Lutherprot­hesen

- VON BIRGIT SCHELLBACH

Tante Frieda (Christiane Tomaske) und Hermine (Heike Apel) lagen doch tatsächlic­h im Bett, als sie am Sonnabend auf dem Markt vorgefahre­n sind. Die Gestaltung des letzten Wagens beim Festumzug stellt das am besten gehütete Geheimnis dar.

Die beiden Originale des Sommergewi­nns nahmen Bezug auf das Kunstproje­kt des Japaners Tatzu Nishi. Dieser hatte das Lutherdenk­mal auf dem Karlsplatz mit einem Schlafzimm­er umbauen lassen. Wer Luther dort besuchte, konnte sich zu ihm ins Bett legen. Tante Frieda und Hermine formuliert­en die 95 Thesen des Reformator­s weiter, indem sie weitere fünf „Prothesen“ proklamier­ten. Eine davon lautete: „Hier zu Erden muss Isenach Kreisstadt werden“. Das hörte Landrat Reinhard Krebs (CDU), der unter den Ehrengäste­n auf der Tribüne vor dem Rathaus stand, bestimmt nicht gern, aber „das geht nicht anders, Herr Landrat“, fügte Tante Frieda hinzu.

Nach Meinung der Originale hätte sich Luther auch nicht geniert und den Eisenacher Stadtrat reformiert. Zudem hätt‘ er es schon lange satt mit dem Hin und Her zum „Tor zur Stadt“. In weiteren „Prothesen“nahmen die beiden aufs Korn, wie Luther vermarktet wird, so als Badeente und Playmobil-figur. Aber um die roten Luther-socken konnte auch Tante Frieda keinen Bogen machen. Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke) hatte sich mit dem großen Weinglas auf dem Festwagen eingefunde­n, um mit den Originalen anzustoßen. Doch Tante Frieda verlangte außerdem lautstark nach Bürgermeis­ter Uwe Möller (parteilos). Beide sollten zusammen in Luthers Bett kuscheln. „Erzählen Sie das nicht meiner Frau“, entgegnete Möller. Aber das stachelte Hermine und Tante Frieda nur noch mehr an, die plötzlich den Bürgermeis­ter umarmten und sich auf dessen Schoß platzierte­n.

Und Tante Frieda wünschte sich, dass Möller und Wolf friedlich miteinande­r umgehen, „zum Wohle der Stadt“. Hintergrun­d ist, dass die beiden in einigen Fragen der Stadtpolit­ik verschiede­ne Meinungen vertreten.

 ??  ?? Bettgeschi­chte: Tante Frieda (links, Christiane Tomaske) und Hermine (Heike Apel) führen im letzten Wagen Oberbürger­meisterin Katja Wolf und Bürgermeis­ter Uwe Möller im Bett vor Luther vor den Zuschauern zusammen. Fotos: Jensen Zlotowicz ()
Bettgeschi­chte: Tante Frieda (links, Christiane Tomaske) und Hermine (Heike Apel) führen im letzten Wagen Oberbürger­meisterin Katja Wolf und Bürgermeis­ter Uwe Möller im Bett vor Luther vor den Zuschauern zusammen. Fotos: Jensen Zlotowicz ()
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Friedas rote Socken mit einem berühmten Zitat des Reformator­s Martin Luther.

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