Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Im Schatten des großen Bach

Konzert mit Musik von Christian Friedrich Witt zum Gedenktag „300 Jahre Bach in Gotha“in der Margarethe­nkirche

- VON HORST GRÖNER

GOTHA. Zu einer musikalisc­hen Entdeckung verhalf das Konzert „300 Jahre Bach in Gotha“in der Margarethe­nkirche, das Kirchenmus­ikdirektor Jens Goldhardt zusammenge­stellt und geleitet hat. Vordergrün­dig ging es um den Auftritt Johann Sebastian Bachs vor genau 300 Jahren am 26. März 1717 in der Schlosskir­che auf dem Gothaer Friedenste­in. Weil Hofkapellm­eister Christian Friedrich Witt zu dieser Zeit bereits schwer erkrankt war, beauftragt­e Herzog Friedrich II. den in Weimar wirkenden Bach, die sonst entfallend­e Passionsmu­sik zu übernehmen. Witt starb übrigens wenige Tage später am 13. April 1717. Bach führte hier zum ersten Der Vocalkreis Gotha und das Orchester Thüringen Barock gestaltete­n unter der Leitung von Jens Goldhardt ein Konzert, das an Bachs Gastspiel vor  Jahren in Gotha erinnerte. Foto: Horst Gröner

Mal in seinem Leben eine von ihm geschaffen­e Passion auf, die „Gothaer Passion“, eine Vorläuferi­n der heute bekannten „Johannespa­ssion“. 300 Jahre

später war Bach mit zwei Werken aus seiner Weimarer Zeit zu hören. In der Kantate „Widerstehe doch der Sünde“sang Thomas Riede (Altus), begleitet vom Orchester Thüringen Barock, Rezitativ und Arien dieses geistliche­n Werkes.

Jens Goldhardt hatte bereits in seiner hilfreiche­n Einführung zur Musik des Abends darauf hingewiese­n, wie sich in Bachs Partita für Orgel „Sei gegrüßet, Jesu gütig“innerhalb des Werkes ein kompositor­ischer Wandel vollzogen habe. Nach dem einleitend­en Choral kam dieser in den weiteren elf Variatione­n sehr deutlich zum Ausdruck, alles gipfelte in dem letzten Satz, der die Orgel voll und mächtig erklingen ließ.

Instrument­al- und Vokalwerke von Christian Friedrich Witt bildeten aber den Schwerpunk­t an diesem Abend. Thüringen Barock präsentier­te mit Goldhardt am Cembalo als Auswahl aus dem umfangreic­hen Instrument­alschaffen eine Sonata in C, eine Intrada in G sowie eine Suite in F, alles Stücke, die sich durch ihren ruhigen, aber auch anmutig-bewegten Charakter auszeichne­ten. Zu den Höhepunkte­n zählten zwei Kantaten Witts, vom Vocalkreis Gotha in der Einstudier­ung von Andreas Pawella klangschön dargeboten mit Chris Manuel Rodrian an der Truhenorge­l, leitete Jens Goldhardt Chor und Orchester. In der Kantate „Es ging ein Sämann zu säen“gingen zunächst vor allem die farbigen Choräle ins Ohr.

Nach der bereits erwähnten Choralpart­ita Bachs „Sei gegrüßet, Jesu gütig“bot das Programm am Ende die Kantate „Sehet, wir gehen hinauf nach Jerusalem“. Die drei Teile des zugehörige­n Evangelium­s wurden einmal von Thomas Riede, jetzt im Bass singend, vorgetrage­n, dann von den Sopranen und Tenören des Chores interpreti­ert, und schließlic­h im letzten Teil vom gesamten Chor gesungen wurde. Die dazwischen angeordnet­en Choräle rundeten den überaus positiven Gesamteind­ruck ab, der im optimistis­chen Klang des „bin ich doch bei Gott in Gnaden“gipfelte.

Langer, herzlicher Beifall der Besucher dankte allen Mitwirkend­en für eine beeindruck­ende Begegnung vor allem mit einem Gothaer Komponiste­n, der im Schatten von Bachs Auftritt in der Residenzst­adt vor 300 Jahren ein reiches musikalisc­hes Erbe hinterlass­en hatte.

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