Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Mit Eisenachs Rummel hoch hinaus und im freien Fall hinab
35 Fahrgeschäfte und Schaustellersorgen fürvergnügliche Stunden aufdem Festplatz „Spicke“
EISENACH. „Unser Rummel auf der Spicke gehört genauso zum Eisenacher Sommergewinn, wie der Festumzug – da warten die Leute das ganze Jahr drauf“, sagt der Eisenacher Schausteller Fred Hofmann-jehn. Der Schaustellerbetrieb existiert bereits seit 1880 – inzwischen in der achten Generation.
Hinter dem 71-jährigen Peter Apel, Vize-platzmeister der Sommergewinnszunft, liegen Wochen voller Arbeit. Während die Schausteller knapp eine Woche vor der Platzeröffnung mit dem Aufbau beginnen, startet für Peter Apel und Christel Heyder bereits ein knappes halbes Jahr zuvor der Aufbau der Fahrgeschäfte und zwar auf dem Papier. Seit November haben beide fast täglich den Telefonhörer am Ohr, damit der Festplatz Spicke nicht nur prächtig mit traditionellen Schaustellern und Versorgern gefüllt ist, sondern den rummelsüchtigen Eisenachern auch Abwechslung mit neuen und anderen Fahrgeschäften geboten werden kann. Ein ähnliches Fahrgeschäft darf kein zweites Mal auf dem Platz stehen, lautet der Anspruch.
„Wir brauchen uns mit unserer Spicke vor keinem anderen Rummelplatz verstecken“, betont Apel. Der Festplatz zum Sommergewinn besitzt, so Christel Heyder, seit Jahren einen guten Leumund unter den Schaustellern in Deutschland. Obwohl gleichzeitig auch große Volksfeste in Hamburg, Münster, Gießen und ab dem Wochenende auch in Erfurt stattfinden, ist die Nachfrage der Schausteller nach Eisenach so groß, dass Christel Heyder und Peter Apel jedes Jahr vielen leider absagen müssen. Eine Absage braucht Matthias Schard aus Greußen nicht zu befürchten. Er gehört mit seinem Autoscooter schon zum Inventar des Eisenacher Sommergewinns. „In zwei Jahren haben wir 70. Jubiläum in Eisenach – mein Großvater kam mit seiner Berg- und Talbahn 1949 das erste Mal nach Eisenach“, erzählt der Schausteller. Damals baute der Großvater die Bahn auf dem Platz vor der Geschwisterscholl-schule auf, später auf dem Schiffsplatz. „Seither sind wir ununterbrochen hier – in Eisenach trifft man immer liebe Freunde“, freut sich Matthias Schard. Zu Ddr-zeiten kam er viele Jahre mit seinem Holzautoscooter in die Wartburgstadt. Inzwischen erfreut es Rummelfreunde in Marokko.
Zum allerersten Mal ist Angelique Zinnecker beim Sommergewinn mit von der Partie. Die Schaustellerin aus Forchheim brachte ihren „Freak“, ein 42 Meter hohes Hochfahrgeschäft, mit. „Es ist noch recht neu – wir haben ihn im Juni 2014 aus der Fabrik geholt“, erzählt die Schaustellerin, die mit dem ersten Wochenende in Eisenach sehr zufrieden ist.
Ein weiterer Höhepunkt ist der „Bayernstar“, bei dem Wagemutigen in 25 Metern Höhe ganz schön schwindelig werden kann. „Das ist unsere Premiere in Eisenach – unser Riesenkettenflieger ist erst 2015 gebaut worden“, erzählt Schaustellerin Natascha Winter. In der Raupenbahn von Enrico Nachtigall aus Torgau knutschen Pärchen ungeniert – mit Luftdruck zieht sich eine Plane über die Gäste.
Die Schausteller laden zum heutigen Familientag mit reduzierten Fahrpreisen ein. Am Samstag erfreuen sie ihre Gäste mit einem Höhenfeuerwerk. „Gegen 21 Uhr wird es entzündet“, sagt Peter Apel.
Schaustellerfamilie seit 1949 beim Frühlingsfest