Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Musikalische Reise durch die Weiten Russlands
5. Sinfoniekonzert der Landeskapelle Eisenach mit Musik von Glinka, Prokofjew, Rachmaninow und Mussorgski war ein Erlebnis
EISENACH. Im 5. Sinfoniekonzert reiste Andreas Fellner mit seiner Landeskapelle und dem Publikum in die Weiten Russlands. Der eine mag ja das Hochgebirge mit einer Alpensinfonie, aber auch unendliche, mit Birken bestandene Weiten kann man lieb gewinnen. Wer sie je durchreist hat, dem kamen bei dieser Musik solche Bilder ins Gedächtnis.
Eine Fantasie über zwei russische Volkslieder mit dem Titel „Kamarinskaja“komponierte 1848 Michail Glinka. Sie eröffnete den Abend. Vom Volkslied inspirierte Musik war damals in Russland beim adligen Konzertbesucher nicht erwünscht. Man sprach französisch und setzte sich vom gemeinen Volk auch sprachlich bewusst ab. Auch in der später musizierten „Walzerfantasie h-moll (1839)“klang Russisches hervor. Der Wiener Walzer jubelt in Dur, der russische hat frohes Moll. Dirigent Andreas Fellner spielte die Weisen mit seinen Frauen und Mannen in unser Herz.
Auch Sergej Prokofjew schöpfte aus dieser russischen Quelle. Wer kennt nicht „Peter und der Wolf“. Ebenfalls (nicht nur) für Kinder schuf er 1935 „Ein Sommertag“(op. 65), 12 leichte Stücke für Klavier. 1941 entstand eine Auswahl für Orchester unter gleichem Titel. Auch dieser Walzer hatte das typisch russische Klangkolorit. Als „Der Mond über den Wiesen“aufging, entschwanden die Klänge zur ruhigen Nacht. Zwischen Glinka und Prokofjew liegt ein Jahrhundert Musikentwicklung. Es war zu hören.
Wenn ein russischer Komponist sein Werk in französischer Sprache betitelt, folgt er dem Trend der Zeit. Der welterfahrene Sergej Rachmaninow blieb der russischen Tradition verbunden, auch wenn er die zweite Hälfte seines Lebens der Heimat fern war. Mit einem „Prélude Esdur“entließen uns die Musiker in die Pause. Mit unglaublich zartem Pianopianissimo wurde der erste Konzert-teil beendet. Wer kennt nicht die „Bilder einer Ausstellung“von Modest Mussorgski. Im Rundfunk ist die Orchesterfassung von Maurice Ravel die ausschließlich gesendete. Dass es aber eine Legion anderer Fassungen gibt, zeugt von der Bekanntheit des Werkes. Die von Sergej Gortschakow wurde durch Kurt Masur bekannt gemacht.
Da die Orchestrierung von Ravel ein sehr großes Orchester verlangt, entschied sich Andreas Fellner für eine kleinere von Matthias Kaufmann aus dem Jahr 2014.
Es lohnt sich, die Bilder von Viktor Hartmann im Internet einmal anzuschauen. Leider waren im Programmheft die einzelnen Titel nicht genannt. Wer hat sie schon alle im Gedächtnis? In einem früheren Konzert wurden Naturaufnahmen zu Mendelssohns Musik projiziert. Es hätte sich im jetzigen Fall gemeinsam mit den Titeln gelohnt. Der Interpretation durch die Landeskapelle tat das aber keinen Abbruch.
„Das große Tor von Kiew“bildete mit seinen schweren Akkorden, Choralgesang und dem typischen Geläut einer Glockenwand einer orthodoxen Kirche den Abschluss des Konzertes. Vom russischen Volkslied bis hierher spannte sich der Bogen. Mehrfach musste sich Andreas Fellner mit seinen Musikern für den Beifall bedanken. Das „Konzert als Erlebnis“, wie er in der Einführung sagte, hatte die Herzen der Zuhörer erreicht.
Vom Volkslied bis zu schweren Akkorden