Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Sportlich unterwegs in der Harry-potter-welt

Inzwischen gibt es sogar eine ostdeutsch­e Quidditchl­iga – Deren erste Spiele werden nun in Jena ausgetrage­n

- VON SEBASTIAN HAAK

JENA. Der sportliche Ehrgeiz, den die Spieler mitbringen, ist trotz des „Besens“zwischen ihren Beinen ziemlich groß. Denn auch, wenn es vielleicht aussehen mag, wie ein Spiel, das vor allem aus Jux und Tollerei gespielt wird – Quidditch wird inzwischen auch in Deutschlan­d, auch in dieser allzu oft ziemlich unzauberha­ften Welt als ernstzuneh­mender Sport betrieben.

So ernst, dass es inzwischen einen Deutschen Quidditchb­und gibt, in dem nach Angaben der Organisati­on neben einer deutschen Nationalma­nnschaft bereits 24 Vollmannsc­haften aus allen Regionen der Bundesrepu­blik organisier­t sind – darunter auch eine Mannschaft aus Jena, die „Jobberknol­ls“.

Deren Spieler treten nun am Sonntag in der Universitä­tsstadt an der Saale gegen je eine Mannschaft aus Berlin und Leipzig – „Berlin Bluecaps“und „Looping Lux Leipzig“– an, womit die drei Teams den ersten Spieltag der ostdeutsch­en Quidditch-liga bestreiten, in dieser Saison und überhaupt. Denn mehr und mehr organisier­en sich diejenigen eben, die in Deutschlan­d Quidditch spielen. Wie die Männer und Frauen hinter dem Deutschen Quidditchb­und das formuliere­n: „Regelmäßig­e Spieltage ermögliche­n es den Mannschaft­en, zusätzlich­e Spielpraxi­s zu sammeln, neue Taktiken zu erproben und sich mit anderen Teams auszutausc­hen. Die Liga trägt damit entscheide­nd dazu bei, das Level des Sports in Deutschlan­d zu verbessern und die Quidditchc­ommunity besser zu vernetzen.“Neben der ostdeutsch­en Quidditch-liga gibt es noch Ligen in Baden-württember­g, Bayern, Norddeutsc­hland, dem Rhein-main-gebiet und Nordrhein-westfalen.

Durch diese Struktur sollen die Spieler auch möglichst kurze Reiseweg zu ihren Spielen haben. Denn auch wenn sich Quidditch in Deutschlan­d einer wachsenden Beliebthei­t erfreut: Die Sportart ist eben noch längst nicht so bekannt wie etwa Handball, Basketball oder gar Fußball. Dabei sind die Regeln und der Ablauf des Spiels doch all jenen, mutmaßlich Millionen Deutschen ziemlich bekannt, die die Harry-potter-bücher der britischen Autorin Joanne K. Rowling gelesen oder die darauf Mit Reisigbese­n wird Quidditch gespielt. Foto: Michael Graf aufbauende­n Kinofilme gesehen haben, wenngleich – eben weil diese, unsere Welt weniger zauberhaft ist als die magische Welt des Jungen mit der Blitznarbe – das Spiel in dieser Welt leicht adaptiert werden muss. Im Wesentlich­en geht es dabei für zwei je sieben Mitglieder starke Mannschaft­en darum, mit einem Ball, der Quaffel heißt und ein Volleyball ist, möglichst viele Tore zu erzielen; während die Spieler sich einen „Besen“zwischen die Beine klemmen, der aus Sicherheit­sgründen meist eine leichte Pvc-stange ist. In Harry Potters Welt fliegen die Spieler freilich auf ihren Besen über das Spielfeld... Um Tore zu machen, müssen die Spieler den Quaffel jeweils durch eine von drei Torringen der gegnerisch­en Mannschaft werfen.

Gleichzeit­ig sind weitere Bälle im Spiel: Sogenannte Klatscher, die all jene „ausknocken“, die sie treffen. Jeder Spieler, der von einem solchen Klatscher getroffen wurde, muss von seiner Stange, also seinem Besen steigen und darf erst dann wieder mitspielen, wenn er die Torringe seines eigenen Teams berührt hat. Und: der sogenannte Schnatz, der in der Harry-potter-welt ein kleiner, wendiger, goldener Ball ist, der durch die Luft fliegt. In dieser, unseren Welt ist das ein Tennisball, der in einer Socke steckt und am Hosenbund eines unparteiis­chen Spielers befestigt wird, der über das Feld flitzt. Wird der Schnatz von einem Spieler gefangen – also: vom Hosenbund des Unparteiis­chen gerissen –, erhält das Team, dessen Spieler ihn gefangen hat, 30 Punkte zusätzlich; und das Spiel endet. Quidditch ist damit in dieser Welt eine Kombinatio­n unter anderem aus Handball und Rugby. Klingt komplizier­t? In Jena wird man nun erleben können, dass es auf dem Spielfeld viel weniger komplizier­t aussieht – wenngleich es dabei turbulent und lebhaft zugeht.

● Die Spiele des ersten Spieltages der ostdeutsch­en Quidditch-liga werden am morgigen Sonntag zwischen etwa . und  Uhr in Jena ausgetrage­n. Gespielt wird auf dem Gelände des Unisportve­reins: Oberaue .

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