Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Dienstfahrt auf zwei Rädern
Reporter unterwegs: Die Stuntmanfamilie Korth lebt ganz und gar für Motorshows – Ein Besuch vor ihrer „Dynamit“darbietung in Eisenach
EISENACH. Wenn der 17-jährige Ricardo und sein Onkel Bernado Korth noch immer grenzenlos begeistert von ihrem Besuch der Monster Jam-show in Frankfurt/main erzählen, dann bekommen die beiden tatsächlich Gänsehaut. Zum Beweis krempeln sie ihre Ärmel auf. Alle Mitstreiter der Stunt-show „Dynamit auf Rädern“, die am Sonntag auf der Spicke in Eisenach-west gastiert, schwärmen für bullige Autos, Monstertrucks und ohrenbetäubende Motor-shows. Das ist ihr Leben.
Was die aus dem Raum Eschwege stammende und in Berka/ Werra firmenansässige Familie Korth, Künstlername Kothoffs, selbst auf die Beine stellt, ist nicht die Champions League wie Monster Jam, aber es ist zumindest die Europaliga, was bei Freiluftveranstaltungen am Limit der mitunter peniblen Genehmigungsvorschriften liegt.
Eisenach ist nach Bad Hersfeld die zweite Station auf der Tour durch den Osten, und die Mannschaft rüstet bei sonnigem Wetter auf der Spicke für die 100-minütige Darbietung. Jeder im Team weiß genau, was zu tun ist, wo er anpacken muss.
Das Familienunternehmen ist in der vierten Generation im Geschäft, erzählt Sabrina Korth. Es hat sich ein Automatismus entwickelt. Die junge Frau steht nicht gern im Mittelpunkt, auch wenn sie es in der Show selbst und beim Pressetermin muss.
Die Babypuppe und das Quad
Patrick (41), ihr Bruder und Chef der Truppe, muss vor dem Saisonstart nicht trainieren, um den BMW auf zwei Rädern zu fahren, ihn so sogar zum Stehen zu bringen. Den Job macht der stille Zeitgenosse, seitdem er 15 ist. Dass die Kinder in das Familien-unternehmen schon früh hinweinwachsen, beweist die vierjährige Dion.
Sie spielt auf der Spicke genau so gerne mit ihrer Babypuppe, wie sie das 125-Kubikzentimterquad bewegt. Neffe Ricardo, der mit dem Gabelstapler derweil die Absperrgitter anfährt, war 13 Jahre, als er angeblich als jüngster in Deutschland ein Auto auf zwei Rädern steuern konnte. Gerade hat der Teenie seinen Führerschein gemacht, erzählt er. Der Fahrlehrer konnte ihm in der Praxis nichts mehr
beibringen, wie allen Korths in dieser Angelegenheit.
„Dynamit auf Rädern“ist eine große Familie, das leben und zelebrieren die Mitglieder. Der weit verästelte Korth-clan mit vielen ähnlich gearteten Showunternehmen hat Deutschland unter sich aufgeteilt, das erzählt Marketing-mann Denny Renz freilich nicht. Es würde das Besondere, das Alleinstellungsmerkmal,
wohl etwas schmälern. Medienvertreter lädt die Dynamit-show gern zum Einsteigen ein in einen der fünf Monster-trucks – auf zwei Rädern zum Mitfahren und auf vier Rädern zum Selbstfahren. Für einen Laien ist das beeindruckend, weil abenteuerlich und bullig laut. Das alles ist nur die Spitze vom Eisberg. Dass fast alle am Firmensitz in Berka/werra
selbst gebauten Monstertrucks eine Servo-lenkung besitzen, muss dem verblüfften Testfahrer erst gesagt werden, sonst glaubt man das nicht. Den dicken „Red Bull“-truck musste das Team im Berkaer Stall lassen, erzählt Denny Renz, der hat einen zu großen Wendekreis für die Eisenacher Spicke.
Patrick Korth, einer der Dutzend Stuntleute, lenkt nicht nur
Autos auf zwei Rädern, das tut er auch mit einem Lastwagen. „Bei allen Stunts bleibt natürlich ein überschaubares Restrisiko“, sagt er. Dass man sich im Auto gut festhalten muss, wenn es von zwei zurück auf vier Räder kracht, weiß auch der Laie nach der ersten Mitfahrt. Dafür entschuldigt sich Patrick fast, aber auch er kann physikalische Gesetze nicht aushebeln. Der Fall
im Auto in eine Wrack-pyramide aus 35 Metern Höhe ist noch etwas anderes. Dafür braucht es tatsächlich keinen Beweis.
Einige Stunden später ist die Arena aufgebaut, kann der Motor-zirkus beginnen.
● Die Stunt-show „Dynamit auf Rädern“steigt am Sonntag, . April, Uhr, auf der Spicke, Eintritt / Euro.