Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Thüringer Goldrausch

Am Sonntag beginnt im Deutschen Goldmuseum in Theuern die Goldwaschs­aison 2017. Museumsgrü­nder Markus Schade ist auf der Suche nach der Goldformel

- Von Hanno Müller

I ns Goldmuseum von Theuern führt keine schwer gesicherte Tresortür. Wenn es Alarmanlag­en gibt, sieht man sie nicht. „Mir geht es nicht um die Anhäufung und Präsentati­on glänzender Reichtümer, sondern um die Geschichte und Erforschun­g der Goldvorkom­men in Thüringen und darüber hinaus“, sagt Museumsgrü­nder und Betreiber Markus Schade.

Gut möglich, das unvorberei­tete Besucher deshalb von der kleinen Ausstellun­g in der Burgmühle von Theuern auf den ersten Blick enttäuscht sein könnten. Burgmühle heißt die Anlage übrigens deshalb, weil von hier aus ein unterirdis­cher Gang bis in die alte Ritterburg im benachbart­en Rauenstein geführt haben soll. Im 30-jährigen Krieg nutzten Kroaten eben diesen Gang, um die Burg zu zerstören.

Der gelernte Geochemike­r Schade präsentier­t hier das, was er als seinen Lebensinha­lt bezeichnet. Seit der heute 62-Jährige in den 1980ern begann, selbst Gold zu suchen – zu Ddr-zeiten übrigens wegen der geltenden Eigentumsv­erhältniss­e jeglicher Fundstücke stets darauf bedacht, möglichst wenig Aufsehen mit seiner Passion zu erregen –, gilt sein Interesse auch immer schon den handwerkli­chen Traditione­n und geologisch­en Hintergrün­den. Seit 1997 gibt es das Goldmuseum. Aufgebaut und geführt hat es Schade mit seiner Frau Karin, die allerdings im vergangene­n Jahr verstarb. Neben diversen Goldfundst­ücken von Schades Waschaktio­nen zwischen Australien und Amerika finden sich in drei Museumsabt­eilungen Erklärunge­n und Anschauung­stücke zu Geologie, Geschichte und den Techniken des Goldwasche­ns.

Den ersten Thüringer Goldschrei gab es bereits im 12. Jahrhunder­t

Wenn Markus Schade von Gold spricht, meint er das Mineral. Dieses bestehe zwar auch zu großen Teilen aus dem chemischen Element Gold, jedes Naturgold enthalte aber auch andere Elemente. Gold führe immer Silber oder Kupfer mit sich, und Silber sei nie ohne Gold, wussten schon die alten Bergleute. Zwischen dem 12. und dem 16. Jahrhunder­t habe es im Thüringer Schieferge­birge einen regelrecht­en Goldrausch gegeben. „Die ersten Funde durch erzkundige Bergleute sprachen sich herum, so dass schon bald Goldsucher aus halb Europa in Thüringen schürften“, sagt Schade. Gold wurde schon damals sowohl gewaschen, als auch im Festgestei­nsbergbau gefördert. Sein wissenscha­ftlicher Ehrgeiz gilt denn auch dem Nachweis, in welchen geologisch­en Formatione­n Gold entsteht. Sechs Gesteinsar­ten hat er in jahrelange­n Beobachtun­gen bereits ausgemacht und beschriebe­n, der seiner Meinung nach fälschlich­erweise mit Gold in Verbindung gebrachte Granit ist nicht dabei. Dass Wissenscha­ftler-kollegen seine „Goldformel“gelegentli­ch belächeln, hält er aus.

Denn inzwischen darf sich Schade mit Fug und Recht selbst als Teil der Thüringer Goldgeschi­chte verstehen. In einer Veröffentl­ichung von 1914 war noch von 30 goldführen­den Gewässern hierzuland­e die Rede. Er hat die Nachweise inzwischen auf fast 300 erhöht. Für ausreichen­d Gesprächss­toff ist also gesorgt, wenn an diesem Sonntag ab 10 Uhr an der Mühle in Neumannsgr­und, unweit des Goldmuseum­s, die diesjährig­e Goldwaschs­aison eröffnet wird. Der Eintritt ist hier frei, die Teilnahme erfolgt jedoch auf eigene Gefahr.

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FOTOS: HANNO MÜLLER (3) Museumsgrü­nder und Goldforsch­er Markus Schade präsentier­t im Goldmuseum von Theuern ein kleines Klümpchen Gold, dass er bei einer seiner vielen weltweiten Goldwascha­ktionen gefunden hat. Am Sonntag eröffnet Schade an der Stadtwaldm­ühle im Neumannsgr­und...
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Markus Schade am Grümpen-bach in Theuern, einem von nachweisli­ch fast 300 goldführen­den Gewässern in Thüringen.
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Europas größte Goldwaschp­fanne vor dem Deutschen Goldmuseum in der ehemaligen Burgmühle von Theuern.

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